Interview mit EVERLAUNCH


„Mit der Provinz sollte man immer rechnen…“



Die ursprünglich aus dem kleinen niedersächsischen Örtchen Rotenburg/Wumme stammenden und inzwischen zur Häfte in Hamburg beheimateten EVERLAUNCH haben sich in den vergangenen Jahren den Ruf einer exzellenten Live-Band erspielt, die mit ihrem von schillerndem Britpop und dezenten Elektronikspielereien flankierten (Indie-) Rock nicht nur auf ihren zahlreichen Headliner-Touren, sondern auch schon als Support für nicht ganz unbekannte britische Bands wie Glasvegas, Hard-Fi oder Anfang dieses Jahres gar für keine Geringeren als Oasis bei deren Gig in Düsseldorf nachhaltig begeistern konnten.

Am 24. Juli erschien nun das langerwartete, mit viel Liebe zum Detail in Hamburg aufgenommene und von namhaften Produzenten betreute Debütalbum Suburban Grace, dessen erste Singleauskopplung ‚Run Run Run‘ prompt den Weg in die MTV Rockzone gefunden hat. Kurz vor ihren Record-Release-Shows am 06.08. in Bremen und am Freitag, den 07.08. in Berlin im NBI (w/

Wolltet ihr von Anfang an eine runde, internationalen Standards genügende Rockplatte aufnehmen, würdet ihr sie überhaupt als solche bezeichnen? Gab es frühere nationale (oder auch internationale) Veröffentlichungen, an denen ihr euch orientiert habt?

Ja klar, absolut. Und wieso auch nicht. Wir sind schließlich mit englischsprachiger Musik, die international erfolgreich war, aufgewachsen und haben diesen Sound seit unserer Kindheit aufgesogen. Von daher war dieser Weg eigentlich von Anfang an klar und fühlt sich auch genau richtig an. Witzigerweise geht das Bands aus z.B. Skandinavien exakt genauso – nur da wundert das keinen.

Suburban Grace deckt souverän verschiedene Facetten ab, hier relativ straighter Indierock (‚Run Run Run‘, ‚Picturefreak‘ oder ‚Stop The Clocks‘), da die gefühlsintensive Ballade oder mit Chören und Streichern bestückter großangelegter Pop britischer Prägung (‚Gravity‘, ‚Waiting‘ oder das mit amtlichen Gitarrenwänden unterlegte fantastische, das Album beschließende ‚Setting Sun‘) und ist doch von beeindruckender Kohärenz. Welchen Anteil hat das Produzenten-Team Timo Dorsch (u.a. Jan Delay, Radiopilot) und Michael Hagel (Groenemeyer, Kettcar) daran und wie kam es zur Zusammenarbeit mit diesen doch recht namhaften Produzenten?

Danke, es freut mich, dass Dir die Platte gefällt. Timo und Michael haben als Produzenten natürlich Anteil an Suburban Grace und haben beide zu jedem Zeitpunkt der Produktion absolut großartige Arbeit geleistet! Ein guter Produzent versteht es nicht nur zu erkennen, was der jeweilige Song braucht, sondern er hat vor allem die Gabe aus seinem Künstler immer das jeweils Beste herauszuholen. Wir gehen inzwischen seit über zwei Jahren gemeinsame Wege und sind mittlerweile ein eingeschworenes Team. Timo hat die Songs übrigens auch komplett gemischt, und es fasziniert mich immer wieder, wie gut und rund – oder wie Du sagst „kohärent“ – die Platte klingt! Suburban Grace ist eben keine „Auftragsarbeit“, bei der ein Produzent von einer Plattenfirma bezahlt wird und dann binnen drei Monaten die Platte von Künstler XY liefern muss, sondern das Ergebnis harter, gemeinsamer Arbeit, auf das alle Beteiligten zu Recht sehr stolz sind.

Welche (deutschen) Bands sind euch generell näher, Miles, Slut, Get Well Soon oder The Notwist auf der einen oder doch eher Bands wie Tomte, Beatsteaks, Kilians, Madsen oder Muff Potter auf der anderen? Welche würdet ihr (noch) nennen, welche Einflüsse (auch international) würdet ihr generell an erster Stelle nennen?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich da keine wirkliche Meinung zu und würde mich da nicht festlegen wollen. Mit Slut haben wir bereits gemeinsame Konzerte gespielt und die Jungs haben aus meiner Sicht mindestens drei wirklich großartige Platten gemacht. Die Beatsteaks faszinieren mich eher als Liveband. Wir haben 2005 gemeinsam auf einem Festival in Polen gespielt. Klar, uns kannte dort damals sowieso niemand, aber auch kaum jemand kannte die Beatsteaks. Die haben aber noch nicht mal fünf Minuten gebraucht, um die 25.000 Leute im Publikum auf ihre sympathische Art völlig und komplett zu vereinnahmen. Das fand ich sehr, sehr cool. Beeinflusst haben uns die Bands, die Du nennst, aber sicherlich nicht. Da sehe ich uns eher irgendwo zwischen My Vitriol, den ersten Coldplay Alben oder vielleicht den frühen Placebo.

Ihr habt bereits den Support für einige hochkarätige Bands wie Glasvegas, Hard-Fi oder The Pigeon Detectives und vor allem Oasis Anfang des Jahres in der Düsseldorfer Philippshalle bestritten. Was waren bei diesen Shows die Highlights, welche dieser Bands (oder auch andere) hat euch beeindruckt oder auch (menschlich) enttäuscht, gibt es erzählenswerte Anekdoten?

Wir sind in der langen Reihe von Supportshows bisher eigentlich immer professionell und zuvorkommend behandelt worden. Es gab eigentlich bislang nur eine einzige echte Enttäuschung, ich werde aber keine Namen nennen. Es waren jedenfalls definitiv nicht die Gallaghers. In besonders positiver Erinnerung wird mir die sehr verrückte Tour mit Louis XIV bleiben. Diese Jungs wissen definitiv, wie man feiert! Leider haben sie sich kurz nach ihrer Tour mit The Killers aufgelöst, glaube ich.

Wie kam es denn überhaupt zum Oasis-Support, habt ihr die Gallaghers naher kennen lernen können, welche Erfahrung habt ihr gemacht? Seid ihr Oasis-Fans, und ist der Titel des Songs ‚Stop The Clocks‘ gar als explizite Reminiszenz zu verstehen?

Die gemeinsame Show mit Oasis war definitiv großartig! Ausverkauftes Haus und eine sehr gute Stimmung. Der eigentliche Support konnte nicht, unser Booker hat bei der zuständigen Konzertagentur angefragt, die haben das weiter ans Oasis-Management bzw. die Band geleitet und ein paar Tage später wurden wir bestätigt. Für mich persönlich hat sich an dem Abend tatsächlich so was wie ein Kindheitstraum erfüllt. Auch wenn ich kein Hardcore-mad-fer-it Oasis Fans bin, so war diese Band für mich doch schon immer groß und besonders. Und genauso war dann auch die gemeinsame Show. Band und Crew waren sehr sympathisch und hochprofessionell. Und uns hat man später attestiert, einen guten Job gemacht zu haben. ‚Stop The Clocks‘ ist keine Reminiszenz an eine andere Band. Aber wäre es eine, dann vermutlich wohl eher an Oasis als an die Donots ;-)

Wie sehen eure Pläne für den Rest des Jahres aus, was erwartet ihr euch von der umfangreichen Tour zu Suburban Grace, was von den zunächst anstehenden Record-Release-Konzerten in Bremen und Berlin im NBI?

Wir freuen uns natürlich ungemein auf die Tour im Herbst, die uns neben Deutschland auch durch Österreich und die Schweiz führen wird! Nach den sehr schönen Festivals im Sommer können wir es schon wieder kaum erwarten, zurück in die Clubs zu kommen. Die beiden Release-Shows sind insofern besonders, als dass sie im kleineren Rahmen stattfinden und wir in erster Linie mit allen Menschen, die kommen möchten, die Veröffentlichung der Platte feiern wollen. Die werden wir übrigens an beiden Abenden in voller Länge spielen!

Wie sind eure bisherigen Erfahrungen mit dem Berliner Publikum? Ihr habt ja beispielsweise schon im Magnet Club und im Lido gespielt.

Berlin ist super! Ob im Magnet, im ColumbiaClub, dem Lido oder dem Postbahnhof, wir haben bisher immer tolle Konzerte in Berlin spielen können. Allerdings muss man sagen – die Berliner sind anspruchsvoll. Wir werden uns also wohl besser ins Zeug legen…

Vielen Dank, wir sehen uns am 07.08. im NBI!

Gerne, ich danke Dir. Wir freuen uns auf die Show!

www.myspace.com/everlaunch
www.everlaunch.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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