Franzosenpop aus England, eine wahrlich sensationelle Mischung – Leadsänger und Bandgründer Fránçois im Interview.
popmonitor.berlin: Fránçois, Ihr seid die erste französische Band, die jemals bei Domino Records unter Vertrag genommen wurde. Mit Bands wie den ARCTIC MONKEYS oder THE KILLS auf einem Label zu sein, ist das eine bloße Freude oder bedeutet das auch einen gewissen Druck für Dich?
Fránçois: Das ist pure Freude für mich, weil Domino auch das Label von Bill Wells, Robert Wyatt, James Yorkston und so weiter ist… diese Musiker werden unterstützt, behalten aber gleichzeitig ihre künstlerische Freiheit.
Wie seht Ihr Euch selbst – als französische Band? Was ist an Eurer Musik französisch und was nicht?
Fránçois: Wir sehen uns als moderne, experimentelle Popband. Unsere Songs schreiben wir auf Französisch, und das ist wohl das Französischste an uns.
Wie wichtig ist die Sprache bei Eurer Musik? Wann schreibst Du einen Song auf englisch und wann auf französisch? Kann es sein, dass Du manchmal absichtlich den Niedlich-Faktor ausnutzt, wenn Du auf englisch mit Deinem französischen Akzent singst?
Fránçois: Als ich in Großbritannien war, habe ich Songs auf englisch geschrieben, wenn ich in Frankreich bin, schreibe ich sie auf granzösisch. Als ich nach England gezogen bin, habe ich gemerkt, dass mein Akzent ganz gut ankommt, also habe ich mich nicht besonders darum bemüht, ihn loszuwerden.
FRÀNÇOIS & THE ATLAS MOUNTAINS "Les Plus Beaux" von domino
In Eurer Musik kann man Einflüsse vom französischen Singer-/Songwriter Dominique A. heraushören. Dieser geniale Künstler ist ein Star in seiner Heimat Frankreich und auch in Spanien kein unbekannter – ganz im Gegensatz zu Deutschland. Woher kommt das Deiner Meinung nach?
Fránçois: Es freut mich, dass Du DOMINIQUE A. erwähnst. Ich stimme Dir zu, er ist ein Genie. Ich denke, dass seine Musik zu modern für damals war, aber heute ist das Publikum etwas offener, was diese Art von Musik angeht.
Deine Musik ist sehr warm, freundlich, herzerwärmend. Wut und Frustration scheint also nicht Deine erste Motivationsquelle zu sein?
Fránçois: Schön, dass Du das so siehst, denn ich bemühe mich sehr, einen optimistischen Eindruck zu erzeugen. Die meisten meiner Songs sind eigentlich depressiv, aber dann habe ich Angst, dass es nervt, wenn ich zu sehr über meine Probleme auf der Bühne rede. Also suche ich mir die fröhlichsten Songs raus und die kommen dann aufs Album oder auf die Setlist.
In E Volo Love benutzt Ihr afrikanische Percussioninstrumente. Warst Du jemals in Afrika oder woher kommt dieser Einfluss?
Fránçois: Ich habe viel Musik von Bassekou Kouyate, Toumani Diabate und Ali Farka Toure gehört. Ich war im Senegal und im Mahgreb, aber leider nicht lange genug, um die Musik von dort wirklich spielen zu lernen.
Das Video zu Les plus beaux wurde in Berlin gedreht. Erzähl uns ein bisschen davon!
Fránçois: Wir wollten unbedingt mit dem neuseeländischen Regisseur Edward de Vere arbeiten, der in Berlin lebt. Er hat uns vorgeschwärmt wie die Menschen und die Stadt ihn inspirieren. Das habe ich auch so wahrgenommen, ein Gefühl von Freiheit, wie man das nur an sehr wenigen Orten in Europa empfindet. Es war absolut unglaublich, wie warum und offen uns die Leute dort empfangen haben. Wir kommen total gerne nach Deutschland, ich finde es toll, wie die jungen Leute und Künstler dort Dinge auf die Beine stellen.
Was gefällt Dir in Berlin am besten? Und was überhaupt nicht?
Fránçois: Das Beste an Berlin ist, dass FALKO TEICHMANN (Monokid DJ, THE SIGHS) hier lebt. Das Schlechteste an Berlin ist, dass es so weit weg von unserer Heimatstadt ist!
Was ist das erste, was Du machen wirst, wenn Ihr für Euren nächsten Gig im Februar in Berlin seid?
Fránçois: Wenn wir wieder nach Berlin kommen, werden wir wahrscheinlich als erstes ins Humana gehen und uns dort ein paar verrückte Sweatshirts kaufen.
Fránçois, vielen Dank für das Gespräch.
Das neue Album E Volo Love (Domino Records) erscheint am 20.01.12, am 16.02.12 ist die Band im Festsaal Kreuzberg zu Gast.
http://www.myspace.com/francoisinbristol
http://www.francoisandtheatlasmountains.com
Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]