Selbst ist die Band.
I HAVE NO MOUTH AND I MUST SCREAM: In der unerhörten Musikhalbwelt Berlins lernten sich Daniel Kexel (Schlagzeug), Markus Mocydlarz (Gitarre, Gesang) & Bastian Stein (Gitarre, Gesang) kennen. Ihre selbstbetitelte Debüt-EP produzierte und veröffentlichte die Band als Kassette im März 2012 auf eigene Faust. Wie die Musik klingt? „The Cure meets early Joy Division, nur nicht so gut“, sagen No Mouth. Dabei sind sie weit über ihre bescheidene Selbstwahrnehmung hinausgewachsen: Anstatt dieser mittelmäßigen Fusion hat die Band eine eigenständige Nische gefunden, die, trotz weiterer Bands wie My Bloody Valentine & The Velvet Underground, von ihren Einflüssen überraschend unberührt erklingt und sich indessen stark einprägt durch besonders liebevoll detaillierte Arrangements. Ihr kreativer Prozess ist gleichermaßen simpel wie komplex: „So lange rumprobieren, bis der Song gut und interessant klingt. Manchmal dauert es Jahre.“
BANDNAME: ‚I Have No Mouth And I Must Scream‘ rührt von der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen Science Fiction-Autors Harlan Ellison. Es ist die vielleicht düsterste Zukunftsvision, die je geschrieben wurde. Ich hatte eine Woche lang Albträume, nachdem ich sie zum ersten Mal gelesen hab. Absolute Ausweglosigkeit. Der Name ist bei mir hängengeblieben. Ich fand, dass er einen ziemlich guten Bandnamen abgäbe, schon lange bevor es die Band überhaupt gab. (Bastian)
INSPIRATION: Die größte Inspiration war für mich immer die Art und Weise, wie Musik hören Selbstbestätigung geben kann, wenn man sie am meisten braucht. Wenn man sich machtlos und alleine fühlt, von Selbstzweifeln zerrüttet ist und an der Stumpfheit um einen herum zu Grunde zu gehen droht. In solchen Situationen ist es ungeheuer aufbauend, Songs zu hören, in denen MusikerInnen ähnliche Gefühle und Erfahrungen thematisieren. Für mich war das vor allem in der Jugend in der miesen, kleinen Ruhrpott-Heimatstadt der Fall. Abgründe. (Bastian)
ARTWORK: Das Cover der EP hat ein Freund von uns gemacht, Tobias von der Band Velochrome aus Köln. Uns gefiel der Entwurf unter anderem, weil er abstrakt ist. Die abgebildete Person ist nicht eindeutig einzuordnen. Auch das Geschlecht ist uneindeutig. Das gefiel uns, weil wir generell Geschlechterrollen und gesellschaftlich konstruierte Identitäten hinterfragen möchten. (Bastian)
ZUKUNFTSPLAN: Wir arbeiten an einem Follow-Up zu unserer letztes Jahr erschienenen EP. Wahrscheinlich wird es ein Album werden. Wir werden die Aufnahmen dafür erneut selbst produzieren. (Bastian)
STUDIO VS. SELBSTPRODUKTION: In einem gemieteten Studio unter Zeitdruck Musik zu machen, funktioniert für uns einfach nicht. Wir lassen uns lieber Zeit. Da könnten wir es uns gar nicht leisten, entsprechend viel Studio-Zeit zu buchen. Wir werfen auch öfters mal eine eigentlich fertige Aufnahme weg und fangen nochmal bei Null an, wenn wir noch eine neue Idee für den Song haben, die das erfordert. Das ginge natürlich nicht einfach so, wenn wir zu dem Zeitpunkt schon Hunderte von Euro für die Aufnahme ausgegeben hätten. (Bastian)
Wir behalten die Kontrolle über den kreativen und technischen Prozess lieber vollständig bei uns. Außerdem investieren wir lieber in unser eigenes Equipment, welches wir langfristig nutzen können, anstatt das Geld für Studiozeit auszugeben. (Markus)
EQUIPMENT: Ach, das ist doch absolut zweitrangig. Man kann gute, interessante Musik mit einer Billig-Gitarre vom Flohmarkt machen, genauso wie man extrem miese Musik mit teuren Markeninstrumenten machen kann. Siehe ein erheblicher Teil der Musik im Radio. Und Hersteller-Namedropping mache ich prinzipiell nur gegen Cash. (Bastian)
FEEDBACK: Das beste Feedback ist wohl, wenn wir nach einem Konzert von Leuten angesprochen werden, denen es gefallen hat. Das schlimmste Feedback? Vielleicht Gleichgültigkeit. Oder wenn man ein leises Konzert spielt und Leute im Publikum währenddessen laut und störend reden. Zum Glück spielen wir keine leisen Konzerte. (Bastian)
Das schlimmste Feedback ist, wenn betrunkene Männer ihre Macho-Tänze anfangen. Zum Glück passiert das bei uns nicht oft. Das beste Feedback ist, wenn die Leute leidenschaftlich tanzen. (Markus)
LOKALE MUSIKTIPPS: Zu unseren LieblingskünstlerInnen in Berlin zählen auf jeden Fall Hans Unstern und die Jolly Goods, mit denen wir uns auch den Proberaum teilen. (Bastian)
Ja, und außerdem noch The History of Colour TV und Skiing. (Markus)
http://nomouth.net
http://nomouth.bandcamp.com
Autor: [EMAIL=veronique.homann@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Veronique Homann[/EMAIL]