Interview mit THE BEAUTY REGIME


„Ob Indierock, Pop oder Folk – unsere Band ist ziemlich bunt zusammengestellt. Am Ende kommt dabei dann THE BEAUTY REGIME heraus.“



Update: THE BEAUTY REGIME am Freitag, 14.11.2014 im Rahmen von Popmonitor live im Kaffee Burger (+ Party mit A Design For Life) | 21 Uhr / 6 Euro inkl. Party

Anlässlich ihres am 07.03.14 anstehenden Auftritts im Rahmen von Popmonitor live im Grünen Salon der Volksbühne (w/ THE I WONDER + HANNA & KERTTU + A Design For Life-DJs) standen uns Gitarrist Martin und Schlagzeuger Guido von der Berliner Band THE BEAUTY REGIME noch für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Popmonitor: Martin und Guido, erzählt uns doch mal, wie es Euch nach Berlin verschlagen hat? Kommt Ihr ursprünglich alle aus der Stadt? Warum gerade Berlin?

Martin: Ja genau, zwei von uns kommen aus Berlin. Urberliner sogar! Also unser Bassist und ich, wir sind aus Berlin und die anderen sind quasi zugezogen, die hat das Schicksal hierher verschlagen. Hier in Berlin zu wohnen ist einerseits ein Fluch und auch ein Segen. Ein Segen ist es, wenn du in eine andere Stadt fährst und sagst ‘Ich komme aus Berlin’, dann heißt es gleich ‘Wow, so eine tolle Stadt…’ Aber in Berlin gibt es halt auch an jeder Laterne drei Bands und ein gutes Konzert, und das macht es in Berlin eigentlich sehr schwer, die Konkurrenz ist sehr hart.

Guido: Es gibt auch viele schlechte Konzerte und schlecht bezahlte Konzerte… Obwohl es auch nie das Problem ist, hier einen Auftritt zu bekommen, das Problem ist dann eher wirklich, herauszustechen und entdeckt zu werden. Nochmal kurz zurück zu der ersten Frage, Martin und Andreas kommen aus Berlin und ich komme aus Münster in Westfalen. Katharina, unsere Sängerin, kommt aus Karlsruhe und Julia kommt aus Innsbruck. Ja, und jetzt wohnen wir alle hier, um zusammen Musik zu machen.

Popmonitor: Interessant. Wie kam es denn dazu, dass Ihr euch gefunden habt und jetzt zusammen Musik macht? Wie ist die Band entstanden?

Guido: (lacht) Klassische Kontaktanzeige würde ich sagen…

Martin: Ja, also ich habe früher in vielen, vielen Bands gespielt und 2008 hat sich dann leider meine letzte Band ‘Phonetic’ aufgelöst, weil unser Sänger nach Amerika gezogen ist. Dann lag ich mehr oder weniger drei Jahre brach, hab nur so Konzerte gespielt, und das wird mit der Zeit einfach total langweilig. Am schönsten ist es, wenn du zusammen mit anderen Leuten so einen Abend gestaltest, dann ist das auch auf eine andere Weise unberechenbarer und es passiert viel mehr an Kreativität auf der Bühne, als wenn man es alleine macht. Somit habe ich angefangen, Zeitungsanzeigen zu schreiben, weil ich es satt hatte, immer nur andere Bands auf der Bühne zu sehen. Der Impuls war dann ‘I Like Trains’ in Magdeburg. Nachdem ich sie gesehen hatte, war mir klar, ich muss jetzt auch Anzeigen schreiben und zwar dalli – und so war dann relativ schnell der Rumpf der Band zusammen. Erst Julia, dann Andreas, dann kam Guido – das war 2011.

Für mich war besonders wichtig, die Bandmitglieder erst einmal richtig kennenzulernen. Beziehungen in einer Band, das ist ja quasi wie eine Ehe mit mehreren Menschen gleichzeitig. Und wenn du in solch einer Beziehung bist, dann musst du auch sicherstellen, dass sich die Leute untereinander vertragen, die gleichen Ziele haben und nicht zu abgehoben sind. Deshalb haben wir jeden, der neu in die Band kam, vorher bei einem Bier auf Herz und Nieren geprüft. Außer Guido… Als die E-Mail von Guido kam, haben wir uns gleich getroffen – Andreas war auch dabei und dann haben wir eine Stunde zusammen drauf losgespielt. Es war einfach so, als hätten wir schon immer zusammen Musik gemacht. Ein Aussenstehender hätte niemals gedacht, dass das unser erstes Mal war, dass wir zusammen spielen. Es war auf jedenfalls total krass. Bei Guido brauchten wir nicht lange drüber reden, es hat einfach gepasst.

Guido: Unsere Sängerin Katharina ist noch gar nicht lange dabei, wir hatten vorher zwei andere Sängerinnen, die dann aber aus persönlichen Gründen aussteigen mussten oder wollten. Dann gab es so eine kleine Banddepression, wir hatten eine Pause und und und…

Martin: Ja, und dann kam Katharina irgendwann, das ist jetzt ein bisschen länger als ein Jahr her, am 06.12.2012 war quasi die erste gemeinsame Probe, wo für uns alle klar war, dass Katharina unsere Sängerin ist. Und einen Monat später hatten wir unser erstes Konzert, unplugged – und der Gedanke daran verpasst mir heute noch eine Gänsehaut, die Leute sind ausgerastet, es war einfach genial!

Guido: Also im Endeffekt – also in der Konstellation wie die Band jetzt besteht – gibt es uns erst seit Ende 2012. Aber wir haben vorher natürlich viel geprobt und dann wieder kleine Pause gemacht wegen den Sängerinnen und aber auch zwei kleine Konzerte gegeben.
Vorher haben wir alle natürlich auch nur nebenberuflich zusammen gespielt und hatten auch schon jede Menge Spaß – jetzt können wir sagen, wir sind eine richtige Band. Klar, einige studieren noch und die anderen gehen alle sehr seriösen, bürgerlichen Berufen nach. (lacht) Ein bunter Strauß an Menschen kann man sagen. Von den Typen sind wir teilweise schon sehr unterschiedlich, aber bei der Musik ist die Schnittmenge einfach extrem groß, und das ist das Tolle und so gestalten sich auch die Proben lustig. Wir gehen alle immer gerne zu den Proben und freuen uns darauf!

Popmonitor: Mehr zu Eurer Musikrichtung – Ihr beschreibt euch als Indierock-Indiepop/Folk Band – War das für Euch alle sofort okay? Welche Künstler inspirieren euch?

Guido: Am Anfang war das für mich schon komisch, aber es hat sich so entwickelt – Bezüglich der Einbeziehung einer Geige war ich erst sehr skeptisch. Ich wusste nicht, ob ich da überhaupt Lust drauf habe. Aber jetzt ist der Mix einfach super geil, wie sich alles entwickelt hat und was daraus geworden ist. Der Folk-Faktor ist tendenziell der kleinste. Die Geige ist eher wie eine zweite Gitarre – sie kommt aus dem Gitarrenverstärker, es klingt schon wie eine Geige, aber sie spielt Sachen, die könnten auch von einer Gitarre kommen.

Martin: Die Bandausstattung von der Musik her war eigentlich von vornherein sehr offen. In den Anzeigen hab ich Bands vorgestellt, auf die ich so Lust hätte, wie z.B. Mogwai oder Explosions In The Sky… das waren schon Bands, die ich ziemlich toll fand, und ich war erst gar nicht so auf Gesang aus. Gleichzeitig war es aber auch so, dass ich alle Bandmitglieder entscheiden lassen wollte. Ich hab das jahrelang gemacht – Ich will nun die Gruppe entscheiden lassen, und so hat sich das Ganze dann entwickelt. Es hat keiner gesagt ‘Komm wir klingen jetzt mal folkig oder indie’ oder so. Die meisten von uns hören halt solche Sachen, und dann kommt natürlich auch so etwas dabei heraus.

Mir fällt es immer, sehr schwer festzulegen, in welche Schublade/Kategorie wir jetzt gehören. Für Folk sind wir zu laut, für Indie zu poppig und für Pop sind wir zu wenig.. hmm, naja – ich finde es sollte sich einfach jeder selbst inspirieren lassen. Julia hört schon eher Folk und auch ganz viel Indierock. Katharina klingt so ein bisschen wie Tracy Chapman oder PJ Harvey – ich glaube da irgendwo in der Mitte liegt bei Katarina die Inspiration. Andreas ist eher so der Rocker. The Rolling Stones, The Beatles – eher so ein bisschen straighter Guitarrenrock. Ich persönlich liebe ‘I Like Trains’, ich bin ein großer Radiohead-Fan und toure für die beiden Bands quasi quer durch die Welt (wenn ich Zeit und Geld habe). Aber ich stehe auch auf so Typen wie Edwyn Collins. Ein total krasser Gitarrist, der extrem geile, rauchige Songs gemacht hat. Ja, es ist wirklich ganz bunt. Am Ende kommt dabei dann ‘THE BEAUTY REGIME’ heraus.
 
Popmonitor: Seit wievielen Jahren spielt denn jeder Einzelne von Euch schon sein Instrument?

Guido: Wow, das ist schon sehr unterschiedlich. Fangen wir mal mit Katharina an… Es ist ihre erste Band. Sie hat vorher ein bisschen gemacht und rumprobiert, aber ‘The Beauty Regime’ ist quasi ihre erste richtige Band. Julia hat in den vergangenen Jahren ein bisschen klassische Musik mit ihrer Geige gemacht, aber wir sind ebenfalls ihre erste Band. Andreas war früher Gitarrist und Sänger. Alle anderen haben sich schon länger ausgetobt und ausprobiert, mal hier, mal da gespielt.

Martin: Ich habe wie gesagt schon in mehreren Bands gespielt und stehe seit knapp 15 Jahren auch als Solokünstler mit meiner Gitarre auf der Bühne.

Guido: Ich hatte damals in Münster auch einige Bands. ‘Springfall’ zum Beispiel, auch Indierock- und Pop. ‘Johansen’ ist meine andere Band, die ich hier in Berlin parallel noch habe, wir hatten auch beim Popmonitor schon mehrere Auftritte… wir Jungs machen wahrscheinlich schon professionellere Musik, seitdem wir 17/18 Jahre sind – für die Mädels ist es das erste große Ding. Ich hatte mein erstes Schlagzeug mit knapp 16 Jahren, und so ging es dann schließlich los.

Popmonitor: Wie oft trefft Ihr euch denn so zum Proben?
 
Martin: Einmal die Woche. Nach Feierabend. Wir sind die lauteste Feierabendband.

Guido: Ja, also das Ziel ist es, diese Zeit sehr effektiv zu nutzen. Wir leben alle in verschieden Stadtteilen, unser Proberaum befindet sich am Ostkreuz, und sich da 3-4 mal die Woche zu treffen, würde etwas schwierig werden.

Popmonitor: Wie entstehen denn Eure Texte und Songs, gemeinschaftlich?

Guido: Das ist ziemlich gemischt. Man kann aber schon sagen, dass die Texte von Katharina kommen und dann als zweiter schreibt auch Martin manchmal. Zwei Texte hat auch unser Bassist Andreas geschrieben. Manche Texte entstehen auch einfach so, die Musik entsteht aus den Leuten heraus. Jeder soll sich in der Band wiederfinden, seine Identität behalten und sagen können er hat zum Song beigetragen. Das letzte Stück, ‘Pyromania’, ist z.B. zufällig komplett im Proberaum entstanden. Es ist wirklich lustig, wie es halt so ist in Bands. (lacht)

Popmonitor: Euer nächster Aufritt findet nächste Woche im Rahmen von Popmonitor im Grünen Salon statt. Habt Ihr schon weitere Pläne oder Projekte für die Zukunft?

Guido: Wir haben ein ganz großes Projekt für die Zukunft geplant – und zwar die Aufnahme unseres ersten Albums. Im Studio ein Album aufzunehmen diesen Sommer und das Ganze noch professioneller anzugehen. Konzerte und auf Festivals spielen, das sind unsere nächsten Ziele. Das Schöne an unserer Band ist, dass keiner durchdreht und schnell gezwungen berühmt werden will. Wir gehen alle relativ relaxed an die Sache ran, und das ist sehr angenehm und locker. Es ist wirklich schön, dass man mit Leuten zusammen ist, die einem auch mal die Meinung sagen können, ohne dass jemand eingeschnappt oder verletzt ist. Und selbst wenn man sich mal anzickt, hält das nie lange an. Deswegen ist es so wichtig, wie die Band zusammengestellt ist. Man muss gut miteinander auskommen, sich gut verstehen – und das hat sich glücklicherweise super ergeben, unsere Band besteht aus coolen Kollegen und sehr talentierten, kreativen Köpfen. Das ist einfach toll und es passieren erstaunliche Dinge.

Popmonitor: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

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Autor: [EMAIL=tamara.becker@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Tamara Becker[/EMAIL]

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