Interview mit THE DASHWOODS


„Wir werden auf der Bühne Musik machen – und dann schauen wir mal, was passiert…“



Die von Sängerin/Gitarristin Daniela und Schlagzeuger Antoine gegründeten THE DASHWOODS aus Hamburg sind von Beginn an unbeirrt ihren Weg gegangen und haben nach diversen Bestzungswechseln seit einiger Zeit mit Bassist Philipp zu einer konstanten musikalischen Einheit gefunden, die nach der Veröffentlichung von zwei EPs, dem Gewinn des Hamburger Musikpreises „Krach und Getöse“ sowie zahlreichen Supportshows für namhafte internationale Indiebands und Auftritten beim Dockville oder Reeperbahnfestival nunmehr zielgerichtet auf die Veröffentlichung ihres Debütalbums zusteuert.

Erster Vorbote ist die am 01.10. erschienene, flirrend-atmosphärische Gitarrensounds und einen luftigen Dance-Vibe vereinende, in einem wunderschönen Video umgesetzte Single „The Sea“, in der die Stärken der Band präzise gebündelt und nochmals auf ein qualitativ höheres Level gehievt werden.

Kurz vor ihrer am heutigen Dienstag in Potsdam startenden „The Sea“-Tour (komplette Tourdaten siehe unten) und ihrem Auftritt im Rahmen von ADULESCENS + Indie-Party mit den „A Design For Life“-DJs) stand uns die Band noch für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Popmonitor: Wie hat sich die Herangehensweise ans Schreiben bzw. die Produktion Eurer Songs in den fünf Jahren Eures Bestehens angesichts zahlreicher anfänglicher Besetzungswechsel neben dem Gründungsnukleus um Gitarristin/Sängerin Daniela und Schlagzeuger Antoine verändert und besteht in der jetzigen Besetzung mit Bassist Phillip diesbezüglich die Aussicht auf eine gewisse Konstanz?
Antoine: „Die Art und Weise wie Songs entstehen, hat sich in den letzten Jahren nicht verändert. Hin und wieder variiert der Entstehungsablauf, aber das ist in einem Entstehungsprozess auch ganz normal. Was sich allerdings stetig verändert hat, sind die verschiedenen Einflüsse der Musiker, mit denen wir bisher gearbeitet haben. Wechselnde Musiker sind auf der einen Seite ein Problem, da man nie zu einer gewissen Konstanz kommt, aber gleichzeitig auch eine wundervolle Chance, Neues zu entdecken. Wir glauben, dass wir mit Danielas Gesang und dem Wunsch jeden Song in eine gewisse Atmosphäre einzubetten ausreichend wiedererkennbar sind, ohne langweilig zu werden.“

Hinsichtlich einer stilistischen Einordnung wird bei Euch gerne von „tanzbarer Indie“ meets „melancholischen Dreampop“ gesprochen. Sind das die beiden (unterschiedlichen) Pole der Gründungsmitglieder Daniela und Antoine, die in The Dashwoods zusammenfließen?
Daniela: „Das habe ich bis jetzt noch gar nicht so gesehen. Finde ich aber spannend, und ich kann dem nur zustimmen: Es ist tatsächlich so. Ohne diese Symbiose würde das Album auf jeden Fall nicht so klingen, wie es jetzt ist. Es ist eine Art „aufeinander aufpassen“. Aufpassen, dass man nicht zu stark in eine Richtung abdriftet, sich nicht zu sehr der Melancholie hingibt oder zu einfachen, klischeebehafteten Indie macht. Eine nicht zu verachtende Rolle spielt dabei unser Bassist, der seit drei Jahren mit dabei ist. Er hat am ganzen Album mitgeschrieben und jedem Song eine besondere Würze gegeben.“

Wie entstehen die Songs generell, stets in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit oder gibt es jemanden, der die Songs schreibt oder zumindest die Grundstrukturen vorgibt?
Phillip: „Bei uns gibt es keinen festen „Musikmeister“, der alles arrangiert. Wir entwickeln unsere Songs gemeinsam im Proberaum durch längere Jams oder jemand bringt Riffs, Akkordfolgen etc. und wir experimentieren dann konkret dazu. Dabei werden ausschließlich Ideen genutzt, die uns auf irgendeine Art und Weise berühren. Anschließend versuchen wir, den Song grob zu strukturieren und nehmen ihn für uns im Proberaum auf. Der Text folgt meistens in der Endphase.“

2011 habt Ihr den „Krach und Getöse“ Musikpreis der Stadt Hamburg gewonnen, welchen Stellenwert hat dieser Preis und hat er für einen gewissen „Push“ in Eurer Entwicklung gesorgt?
Antoine: „Der Preis hat uns tatsächlich geholfen, dahin zu kommen, wo wir heute sind. Besonders das Netzwerk und die vielen Angebote hinter ‚Krach und Getöse‘ haben uns weitergebracht. Da geht es meistens um ganz praktische Dinge, die eine junge Band benötigt, wie z.B. zu guten Konditionen an Busse zu kommen.“

Wie habt Ihr die ersten Auftritte bei größeren/etablierten Festivals wie dem Dockville oder dem Reeperbahnfestival erlebt?
Phillip: „Wie in einer Seifenblase. Man stellt sich tausend Fragen: Wie wird das Wetter? Werden viele Leute kommen? Wird es ihnen gefallen? Zudem ist man irgendwie auch so euphorisch und konzentriert auf die Show, da man möglichst gut abliefern möchte, dass man erst rückblickend und mit etwas Abstand dieses Erlebnis für sich selbst vollkommen genießen kann.“

Was waren die bisherigen Highlights in Sachen Support (u.a. für Blood Red Shoes, We Were Promised Jetpacks), habt Ihr diese Supportslots stets als gewinnbringend erachtet bzw. wie waren generell eure Erfahrungen als Support?
Daniela: „Die Shows mit Is Tropical waren toll. Mit den Jungs haben wir immer noch gelegentlich Kontakt, und diesen Sommer haben wir uns auf einem Festival getroffen. Ansonsten hat man es als Support ja eher schwer. Im Prinzip will jeder Besucher die Hauptband sehen, da ist es nicht so einfach das Publikum zu kriegen. Wir hatten bis jetzt aber eigentlich immer ein sehr aufgeschlossenes und nettes Publikum.“

Erscheint Euer Debütalbum (geplante Veröffentlichung Frühjahr 2014) wie Eure EP „Mirage“ auch wieder auf dem Popup-Label? Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Hamburger Indielabel?
Antoine: „Bei welchem Label das Album 2014 rauskommt, ist tatsächlich noch nicht spruchreif. Es werden nach wie vor Gespräche geführt, bei denen sich hoffentlich bald alles klärt. Die Zusammenarbeit mit Popup aus Hamburg kam über die Tatsache, dass sie zu Zeiten auch das Tourbooking für uns organisiert haben. Da war es naheliegend, auch die EP mit ihnen zu veröffentlichen.“

Was ist Euch in Zeiten, in denen im Vergleich zu früher die Bedeutung des Albums in seiner Gesamtheit mehr und mehr abnimmt, bei der Albumproduktion wichtig, eine gewisse stilistische (und ggf. auch thematische) Kohärenz oder liegt der Fokus eher auf einzelnen, starken Songs, die herausstechen sollen?
Daniela: „Uns war es sehr wichtig, dass alles Songs ein Ganzes ergeben. Jeder Song ist anders, doch sind sie auch alle miteinander verbunden, sei es durch die textliche Ebene, die sphärischen Synthiesounds oder die Delay-Gitarre.“

Wie würdet Ihr selbst das Album im Vergleich zu Euren bisherigen Veröffentlichungen stilistisch einordnen? Würdet Ihr von einer konsequenten Weiterentwicklung sprechen?
Daniela: „Weiterentwicklung? Ja. Auf jeden Fall. Waren wir anfangs mit unseren ersten zwei EPs noch in einer Findungsphase, sind wir mit dem Album bei uns angekommen. Stilistisch möchte ich unser Album nicht einordnen, das überlasse ich gerne dem Hörer.“

Im Oktober/November begebt Ihr Euch auf eine größere Deutschlandtour, welche Erfahrungen habt Ihr dbzgl. bislang gemacht, insbesondere auch außerhalb des norddeutschen Einzugsbereichs?
Antoine: „Konzerte zu spielen, war für uns immer enorm wichtig und genau genommen auch unser Bandantrieb. Im Studio zu sitzen und Songs aufzunehmen, macht auch Spaß, aber wir waren immer lieber unterwegs. Wir mögen die Anspannung vorm Konzert und das Ganze drumherum. Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, sind ganz unterschiedlich. Wir scherzen intern immer ein bisschen über einzelne Städte und versuchen ihnen eine Art Konzertprofil zu geben. Im Westen spielen wir immer sehr gerne, besonders die Kölner haben uns bisher immer sehr gut aufgenommen. Ich würde schon behaupten, dass es unterschiedliche Konzert-Mentalitäten in den unterschiedlichen Städten bzw. Gebieten gibt.“

Am 19.10. macht Ihr zusammen mit ADULESCENS auch in Berlin im Grünen Salon der Volksbühne Station. Habt Ihr schon mal mit Adulescens einen Abend bestritten und was können die Besucher von Eurer Show erwarten, ggf. auch neue Songs, die erstmals live präsentiert werden, oder andere „Specials“?
Daniela: „Mit Adulescens spielen wir das erste Mal zusammen, und ich bin sehr gespannt auf den Abend. Wir werden im Grünen Salon fast das komplette Album live vorstellen. Ansonsten finde ich die Frage, ,was die Leute von unserer Show erwarten können’, sehr schwierig zu beantworten. Ich bin kein großer Entertainer. Wir werden auf der Bühne Musik machen – und dann schauen wir mal, was passiert.“

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

“The Sea” Tour 2013
(präsentiert von QTom, Kulturnews, bedroomdisco, Serendipity, DetektorFM, Pop10 & uMAG)

15.10. Potsdam, Waschhaus
18.10. Hamburg, Astra Stube
19.10. Berlin, Grüner Salon (Popmonitor live w/ Adulescens)
29.10. Bernburg, Hotel Wien
02.11. Bremen, Lagerhaus (+ Tonbandgerät), ausverkauft
05.11. Mainz, Schon Schön
06.11. Göttingen, Apex
07.11. Koblenz, Circus Maximus
08.11. Jena, Café Wagner
09.11. Erding, Sonic
04.12. Oldenburg, Polyester
05.12. Darmstadt, Schlosskeller

www.thedashwoods.de
www.facebook.com/thedashwoods

Fotos © The Dashwoods
Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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