Interview mit THE PARLOTONES


Südafrikas größte Band – im November erneut auf Europatour.



Sie sind in ihrem Heimatland Megastars, füllen Stadien und belegen regelmäßig die oberen Plätze der Charts. Das Besondere daran: THE PARLOTONES bedienen mit ihrem Alternative Rock ein Genre, das in Südafrika bisher ein tristes Randdasein neben vor allem aus den USA stammendem Mainstream fristete. Wir haben sie im Rahmen ihrer letzten Europatour in Berlin getroffen und mit Leadsänger Khan Morbee und Paul Hodgon gesprochen – und dabei einige interessante Einblicke in eine gänzlich anders strukturierte Musikszene gewonnen.

popmonitor.berlin: Ihr seid „Südafrikas größte Band“. Wie muss man sich das vorstellen?
Khan: Man erkennt uns schon oft auf der Straße. Es ist aber trotzdem keine Beatlemania, die Leute bleiben nicht stehen und schreien oder fallen in Ohnmacht. Aber man fragt uns ständig nach Fotos oder Autogrammen und die Alben verkaufen sich auch gut.

In Südafrika füllt Ihr ganze Stadien, hier müsst Ihr Euch mit dem kleinen Magnet Club begnügen. Nervt Euch das nicht?
Khan: Nein, gar nicht. So haben wir ja zu Hause auch angefangen, die Läden waren sogar noch um einiges kleiner.

Ihr seht eigentlich aus wie harte Rocker, ihr seid alle großflächig tätowiert – Eure Musik ist aber teilweise sogar sehr soft und romantisch. Wie passt das zusammen?
Khan: Wir sind mit den Pixies, den Smiths und The Cure aufgewachsen, wir mögen Death Cab for Cutie… aber uns gefällt auch Popmusik, wir sind keine Musiksnobs.
Paul: Kylie Minogue ist brillant! Roxette haben doch auch gute Songs, genauso wie Elton John.

Ihr seid jetzt sechs Jahre als Band aktiv, und doch seid ihr über Nacht berühmt geworden, durch eine TV-Werbung…
Khan:… das mit der Werbung stimmt, aber so schnell war es dann doch nicht. Wir haben hunderte und aberhunderte von Shows gespielt, von denen wir viele sogar selbst organisiert haben.

Läuft das so in Südafrika? Wie ist dort die Musikszene organisiert?
Khan: Es gibt zwar so etwas wie eine Musikszene, die ist aber nicht sehr homogen. Wir haben viele verschiedene Kulturen und Sprachen und jede davon hat ihre eigenen Musikvorlieben. Und Rock, unser Genre, bekleidet nur einen sehr, sehr kleinen Teil davon.

Kann man also sagen, dass Ihr einen Nischenmarkt bedient?
Paul: Am Anfang war es so, aber mittlerweile wächst der Bedarf an Rock- und Alternative-Musik und die verschiedenen Kulturen verschmelzen, auch weil viele Einflüsse von außen in das Land kommen.
Khan: Wir sind alle Musikfans, wir finden Musik hauptsächlich im Internet, und das Radio hat uns sehr geholfen, indem es unsere Singles gespielt hat. So hat sich unsere Fanbase aufgebaut.
Es gibt in Südafrika allerdings total wenige Künstler, die von der Musik leben und dies als Vollzeitjob betreiben… zum Glück können wir das. Neben uns gibt es im Bereich der Rockmusik vielleicht noch zwei andere Bands, die davon leben, der Rest muss sich mit Nebenjobs über Wasser halten.

Eine andere Band aus Johannesburg, DEAR READER, singen über die Gewalt und die Gefährlichkeit ihrer Heimatstadt. Wie seht Ihr das?
Paul: Es ist nicht so schlimm, wie alle denken. Egal wohin man geht, Kriminalität gibt es doch überall. Hier ist eben gerade alles im Umbruch…
Khan: Wir brauche hier nichts schönreden, es gibt natürlich Kriminalität bei uns. Aber von uns persönlich hat noch niemand negative Erfahrungen gemacht. Es ist wie überall: wenn irgendwo was passiert, greifen die Medien es auf und plötzlich wird es zur Riesenaffäre aufgebauscht. Wenn man als Tourist nach Südafrika gehen will, soll man am besten seinen Tourguide fragen, wo man hingehen kann und wo nicht – wie überall auf der Welt eben. Es gibt viele Südafrikaner, die negative Vibes verbreiten. Selbst in Bezug auf die Fußball WM… wir sollten doch stolz sein, dass wir Gastgeberland sind, aber es gibt viele Stimmen, die meinen, dass wir dazu nicht in der Lage sind. Ich kann dazu nur sagen: Warum? Warum sollten wir das nicht können? Warum um sich ballern, bevor es überhaupt losgegangen ist?

Unterstützt ihr die südafrikanische Nationalmannschaft also?
Khan: Ja na klar. Okay, ich glaube nicht, dass sie gewinnen werden
Paul: Jetzt verbreitest du selbst negative Vibes!
Khan: Nein, nein, ich würde es ihnen wünschen, aber ich glaube nicht, dass sie die Skills dazu haben… aber wer weiß!

Wir drücken die Daumen und bedanken uns für das Gespräch!

THE PARLOTONES am 05.11.2009 erneut live in Berlin im Maschinenhaus der Kulturbrauerei

http://www.myspace.com/theparlotones

Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]

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