Retropop, Vaporwave, Lofi-HipHop – überall hat sich im Netz die 80er-Nostalgie ausgebreitet. Wenige Acts wie etwa die Indieband ALVVAYS schaffen es, statt einer aufgesetzten Pose authentische Musik zu erzeugen. JESSIE FRYE aus Dallas gelingt das spielend. Während sich etwa die NEW ARCADES nur den Zeitreise-DeLorean auf das Coverartwork packen, steigt sie direkt ein. Dafür sorgt auch ihr Begleiter von Anfang an, der Producer MATT ASLANIAN. Er unterstützte sie schon 2015 auf dem Feld des Poprock (Boy’s Club).
Zart-geheimnisvoll erklingen in „Fantasy“ die Synthies und auch Jessies helle Stimme. Nein, dem Klischee der Jungfrau in Nöten will sie sich nicht beugen („No, I’m not a damsel in distress.“). Sie sucht keinen Helden, sondern einen Partner („I need a man who understands.“). Auch die Rollen des Engels oder des Mädels von Nebenan will sie nicht annehmen („Angel“): „My halo doesn’t match my thick skin.“ Sexy und begehrend stellten sich die Sängerinnen der 80er dar wie MADONNA oder PAULA ABDUL.
Das nächste Highlight ist das Duett „Malibu“ mit dem Singer-/Songwriter OLLIE WRIDE. Die beiden Synthiepopper eifern um die Wette, als gelte es den JERMAINE JACKSON & PIA ZADORA-Preis zu gewinnen („When the Rain Begins to Fall“).
Frye setzt dann Hit an Hit. Wo viele Retrowave-Bands rumstottern und nicht einen Ohrwurm produzieren, bringt es Jessie in ihren Liebesliedern auf den Punkt: „I know that you are the one! When I was young, I had the wrong idea of love: Trapped by lust. But then you came along.“ Dazu kommen Dancetracks für den Club wie das sehnsuchtsvolle „Faded Memory“ (mit TIMECOP1983) oder „No Sleep“, die nicht nur auf 80er-Partys gut ankommen werden. Songs wie „Wild In My Arms“ würde man auch einer KYLIE MINOGUE zutrauen. Toll gemacht!
Jessie Frye
Kiss Me In The Rain
(NewRetroWave Records)
VÖ: 10.07.2020