Weit hat es RUFUS WAINWRIGHT geschafft, seit er 1998 sein erstes, selbstbetiteltes Album herausbrachte. Neun Alben später ist er bei BMG angekommen. Zu verführerisch ist sein Orchestral Pop, dass sogar ein Star wie MIKA für ihn schwärmt („Good Guys“). Nach Take All My Loves: 9 Shakespeare Sonnets (2016) und seiner zweiten Oper Hadrian (2018) folgt also Unfollow The Rules, auf dem er auch einen 50’s/60’s-Pop vertritt. Dazu hat er freilich ein kleines Orchester an der Hand.
Bei „Trouble In Paradies“ stellt er sich mit tragischer Gitarre und Background-Chor als großer Sänger vor, der doch nur als „Romantical Man“ am Piano verstanden werden will. Weitaus selbstbewusster und geerdeter gestaltet sich der JONI MITCHELL-inspirierte Bluespopper „Damsel In Distress“, der immer mal wieder ins Musical kippt. Ähnlich überheblich kennt man LIN-MANUEL MIRANDA („Underneath The Lovely London Sky“). Und dann ist Wainwright schon wieder in der Rolle des romantischen Schnösels am Piano („Unfollow The Rules“): „Just like Hercules in Thebes was just, by just being a man. But I’m no Hercules and this is Herculean: Tomorrow l will just be feeling the pain.“ Zumindest hat er Lacans Regeln verstanden: „Don’t give me what I want. Just give me what I’m needing.“
Nun wirft er sich in die Kluft eines Cowboys, die man auf dem Albumcover bewundern darf und singt im Saloon über einen „Peaceful Afternoon“. Was so nervt, ist die Art wie er bekannte Auswürfe wie „This Ones For The Ladies“ mit altbekannten Harmonien vermischt. Er weist mit einem übergroßen Pfeil-Schild auf sich selbst, auf dem dick KÜNSTLER steht. Schließlich wurde er von seinen Eltern zum Künstler erzogen („My Little You“). Und so drückt er ordentlich auf die Tränendrüse, selbst wenn er nur über morgendliche Verstimmtheit klagt („Early Morning Madness“).
Zum Abschluss verspricht er seinen Fans „a perfect song to save you.“ Dafür bedürfe es jedoch noch ein Bisschen „Alone Time“. Na dann, sieh zu! Schönen Urlaub!
Rufus Wainwright
Unfollow The Rules
(BMG)
VÖ: 10.07.20