Wie abwechslungsreich Grau doch sein kann, wusste schon Loriot („Ödipussy“). Die vier Jungs aus Gießen, die sich hier mit dem verkannten Farbton beschäftigen, haben seit Elektrisch musikalisch neues Land betreten, ohne vom Deutschrap zu lassen.
Das Titelstück, zu dem ein Video gedreht wurde, startet mit einem gepitchten Piano, zu dem sich Beats und Betrachtungen zur Lage der Nation gesellen: „Regiert von gelben Idioten mit schwarzer Hilfe von oben.“ Der gelungene Refrain setzt auf tragische Relativität: „Schwarz und weiß sind grau. Und alle andern Farben auch.“
Jugendliche Texte (kein Conscious Rap), zarte Beats und poppige Melodien? Das ist, auch wenn JONA:S diesen Vergleich sicher nicht mehr hören können, das Konzept von CLUESO gewesen, bevor er gänzlich in den Deutschpop ging. Und der mochte FREUNDESKREIS. Zugegeben, JONA:S setzen statt auf Reggae auf Elektro. Gut machen sie das – FRITTENBUDE lassen grüßen. Aber die Ähnlichkeiten zu CLUESO sind da.
Während dieser in ‚Vier Kleine Wände‘ oder ‚Pizzaschachteln‘ das Recht auf Chillen und Unerreichbarkeit in der ersten eigenen Wohnung pries, vertonen JONA:S die Angst, der Selbstständigkeit doch nicht gewachsen zu sein (‚Einsatz‘).
‚Geh Nicht‘ wirkt wie eine Elektro-Neuauflage von ‚Uh Girl‘ und ‚Überall Bist Du‘: Zwei junge Leute, die merken, dass mehr als Sex nötig wäre und dazu die Zigaretten-Symbolik. Während CLUESO sich schließlich lyrisch aus der Beziehung verabschiedet, drängt Frontmann JONAS SCHUBERT die seine, noch zu bleiben. Sie ähneln sich im Dialekt („Blatz“), in dem CLUESO seine sonnige Laune verpackte und SCHUBERT in ewigem Jammerton verweilt. Damit entzieht er dem flippigen Disko-Sound seltsam den Drive. Was man ihm bezeugen kann, ist ein Auge für die Details moderner Jugend, deren Untermalung sicher ankommt.
JONA:S
Grau EP
(R.D.S. Recording)
VÖ: 17.06.2011