Justin Freer | Der Pate – Live In Concert

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Mit Der Pate (Originaltitel: The Godfather) schrieb FRANCIS FORD COPPOLA 1972 Filmgeschichte. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von MARIO PUZO, zeichnet die Trilogie das Porträt vom Aufstieg und Fall des Mafia-Clans der Corleones und ihrer Konkurrenz zu anderen Verbrecher-Familien im Nachkriegsamerika. Bis heute gilt der Spielfilm als bestes Mafiaepos aller Zeiten und zieht seinen Mythos ebenfalls aus den bildmächtigen Kompositionen des NINO ROTAs.

Zu Ehren des Kino-Klassikers hat der amerikanische Komponist und Dirigent JUSTIN FREER diese unvergänglichen Melodien  rekonstruiert und führt sie nun mit den Tschechischen Philharmonikern unter Leitung von Dirigent SHIH-HUNG YOUNG parallel zum Film auf. Die ausverkaufte Premiere am 8. Dezember 2014 in der Royal Albert Hall in London war bereits ein Erfolg – jetzt beginnt die Tournee durch mehr als 25 europäische Städte, darunter etliche Termine in Deutschland. Popmonitor hat mit JUSTIN FREER über seine persönliche Beziehung zum Film, die Herausforderungen der Live-Umsetzung und sein Verhältnis zur Pop-Musik gesprochen…

Herr Freer, erinnern Sie sich noch daran, wie Sie das erste Mal den Paten gesehen haben?

Oh ja, ich habe ihn nachträglich mit elf gesehen, immerhin bin ich erst später auf die Welt gekommen. Ich war durch und durch begeistert. Bis heute ist das einer meiner Lieblingsfilme. Ich bin ein richtiger Fan. Das ist einer der besten Filme, die jemals gedreht wurden, und eine der größten Leistungen im Bereich der Filmmusik noch dazu! Allgemein bin  ich ein richtiger Film-Nerd. Ich gucke eindeutig zu viele. Gestern bin ich den ganzen Tag in meinem Ghostbusters-Shirt rumgelaufen.

Was macht die Verschmelzung von Bild und Ton beim Paten so besonders für Sie?

Ich denke, diese Verbindung funktioniert deshalb so gut, weil die Musik den emotionalen Inhalt der Szenen so schnell transportiert. Mehr noch: die Psyche der Charaktere. Sie erzählt uns, was die Protagonisten denken und sehen und dabei wird eine ganze Welt transportiert. Die Musik erzählt uns, was uns die Charaktere selber nicht erzählen können. Ich finde das magisch!

Was hat Sie dazu inspiriert, die Musik parallel zum Film zu dirigieren?

Wie alle gute Musik, sollte auch diese verbreitet und geteilt werden. Das Angebot dazu habe ich letztes Jahr im Frühling bekommen. Natürlich habe ich sofort zugestimmt. Ich meine, dieser Filmer und seine Musik könnten nicht perfekter sein. Ich konnte also gar nicht ablehnen.

Wie sind Sie bei ihrer Arbeit vorgegangen?

Zunächst mussten wir die Musik rekonstruieren und Francis Ford Coppola höchst persönlich hat das ganze Projekt überwacht. Viele Partituren gab es gar nicht mehr. Sie sind verloren gegangen oder waren in einem schlechten Zustand. Das war die erste große Aufgabe.

Welche Herausforderungen gab es noch?

Besonders schwierig war es, die ursprüngliche Spannung des Films ganz getreu wiederzugeben und das Tempo akkurat zu synchronisieren. Dafür hatte ich immer einen Videomonitor vor mir und konnte so genaue Einsätze dirigieren. Außerdem muss man sich bei der Lautstärke stark umstellen. Es ist schwierig, diese Musik plötzlich in eine Live-Umgebung zu übertragen, denn natürlich wirken hier räumliche Beschaffenheiten auf den Klang ein. Einige  der Dynamiken mussten deshalb angepasst werden. Zu wissen, dass man es mit einem der größten Filme zu tun hat und dass man diesem zu hundert Prozent gerecht werden muss, war aber die größte Herausforderung von allen.

Warum haben Sie sich für das Tschechische Nationale Symphonieorchester entschieden?

Normalerweise fliegt unser Team immer zu den lokalen Orchestern, um mit diesen in der jeweiligen Oper zu arbeiten. In diesem Fall ist alles ein bisschen anders: Wir touren mit einem  Orchester von Stadt zu Stadt. Eine feste Gruppe zu haben macht es da leichter. Die Präsentatoren und Promoter haben diese Entscheidung gemeinsam mit uns getroffen, immerhin hat das Tschechische Nationale Symphonieorchester eine große, traditionsreiche Geschichte hinter sich und schon viele Soundtracks aufgenommen.

Premiere in der Royal Albert Hall – wie hat sich das angefühlt?

Großartig! Es sind schon so viele wunderbare Rock-Bands und Pop-Künstler dort aufgetreten. Man spürt das förmlich, wenn man dort steht. Das ist aber auch eine große Verantwortung, die man an so einem traditionsreichen Ort trägt.

Hören Sie denn selber auch Rock- und Pop-Musik?

Ja, ich genieße viele Arten von Musik. Ich mag es, was Bruno Mars macht. Ich mag sogar Lady Gaga und denke, dass sie einige wichtige Dinge für die Pop-Musik geleistet hat. Sie hat ihr dazu verholfen, sich zu verändern und weiterzuentwickeln. Manchmal braucht man dafür eine polarisierende Person. Ich denke, Pop-Musik ist immer noch sehr wichtig. Das ist aber nur eine meiner Reaktion.

Und die anderen wären?

Pop-Musik verändert sich nicht immer zum Guten. Ella Fitzgerald war Pop. Billie Holiday war Pop. Die kamen mehr aus einer Jazz-Richtung, aber das war damals die populäre Musik. Etwas hat sich in dieser Hinsicht drastisch verändert. Was heute alles so populär ist. Ich hoffe, es gibt dabei immer noch einen Unterschied zwischen relevanter und nicht-relevanter Musik. Das Problem ist, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspannen zu sehr verkleinern. Als hätten wir jeden Tag nur fünf Sekunden. Man sollte Musik eindeutig wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.

www.thegodfatherlive.eu

Der Pate – Live in Concert:

Di, 13.10.15 – Düsseldorf
Fr, 16.10.15 – Stuttgart
So, 18.10.15 – Essen
Mo, 19.10.15 – Nürnberg
Di, 20.10.15 – München
Do, 22.10.15 – Linz
Fr, 23.10.15 – Berlin
Sa, 24.10.15 – Leipzig
So, 25.10.15 – Freiburg
Di, 27.10.15 – Frankfurt / Main
Di, 10.11.15 – Hamburg

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