Germans are mental!
Nicht viele wussten davon, denn der Auftritt von KILL IT KID war ganz unauffällig in eine freitägliche Magnet-Party eingebettet. Wahrscheinlich waren nur wenige überhaupt wegen der Band da. Aber das war ein Fehler. Nach dem Konzert waren sich alle einig: Riesige Plakate hätten auf das kleine Konzert der Engländer hinweisen müssen.
KILL IT KID sind noch ein echter Geheimtipp. Die fünf – ja, eigentlich kann man das nicht anders sagen – Kids aus London sind im Durchschnitt gerade mal JJ Jahre alt und sehen mehr oder weniger normal aus. So Musiker eben. Auch die Bandaufstellung ist unauffällig. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier. Dann gibt es da aber auch noch die Geige, die eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt.
Vom ersten Moment an ist die Band da, und das Publikum, anfangs etwas skeptisch, nach wenigen Minuten überzeugt davon, dass hier gerade etwas Tolles passiert. Abseits von normalem Indie-Gedudel sind KILL IT KID besonders. Dafür sorgt die Geige, die sich dominant durch alle Lieder schlängelt. Gespielt von Richard Jones, einem Rotschopf, bei dem man sich vorstellen kann, dass er es als Kind nicht so leicht hatte. Umso beeindruckender fidelt er sich jetzt über die Bühne und baut damit das Bett für einen Sound, den man so schon lange nicht, wenn überhaupt schon mal, gehört hat. Zum einen ist da die Stimme von Stephanie Ward, die sich außerdem am Piano zu schaffen macht, die im Zusammenspiel mit Leadsänger Chris Turpin eine fast schon June Carter-Johnny Cash-Symbiose ergibt. Und dann eben Chris Turpin.
Zu Chris Turpin sollte man das ein oder andere Wort verlieren. Sätze wie: „Wie kann man so eine Stimme haben?!“ sind aufzuschnappen. Es ist auch viel zu unglaublich, was aus dem Mund dieses jungen Mannes herauskommt, der in seinem Country-Hemd und mit seinen zauseligen Haaren aussieht wie ein kleiner Junge. Vielleicht kann man am ehesten Anthony Hegarty als Referenz heranziehen, um zu beschreiben, welche Stimmgewalt da auf den Zuhörer niederbricht.
Innerhalb weniger Lieder konnte die Band den kleinen Konzertraum füllen, und die Leute, die eigentlich wegen einer ganz normalen Party hergekommen waren, schrien schon bald vor Begeisterung – was Stephanie zur Aussage „Germans are mental“ veranlasste. KILL IT KID spielten sich durch ihr kommendes Album, die Singles ‚Burst Its Banks‘ und ‚Send Me An Angel Down‘ inklusive. Als Zugabe gab es das besonders intensive ‚Date It The Day‘, das, als „Cowboy-Song“ angekündigt, dem ungefähr 45-minütigen Set die Krone aufsetzte. Oder eben den Cowboy-Hut.
Die meisten Leser werden dieses wunderbare Konzert verpasst haben. Die sollten jetzt lieber schleunigst ein paar Euro zurücklegen, um sich am 9. Oktober das Debütalbum zuzulegen. Dann könnte man auch besser mitsingen, wenn KILL IT KID noch vor Weihnachten wieder Berlin bespielen. Das haben sie zumindest versprochen.
www.killitkid.com
www.myspace.com/killitkid
Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]