Kommentar zum diesjährigen Bundesvision Song Contest

 

Bist du auch so gelangweilt, genervt und gestresst, singen REVOLVERHELD in ihrem Siegersong des diesjährigen Bundesvision Song Contests und treffen damit genau ins Schwarze. Besser könnte man die Gemütslage, die sich nach vier Stunden Plattitüden und Geistlosigkeit des TV-Formats einstellt, wohl nicht zusammenfassen…

Ja, was waren wir tatsächlich gelangweilt von dem musikalischen Elend, dass uns ein Bundesland nach dem anderen vor die Nase setze. 16 Acts aus den Bereichen Hip-Hop und Pop versuchten die Gunst des Zuschauers für sich zu gewinnen. Statt musikalischer Qualität gab es dabei Einheitsbrei und Trivialität auf höchster Stufe. Richtig zu toppen wusste man sich höchstens in einem Wettbewerb um den banalsten Text. Strophen wie Ich habe Hasen gesehen und Du bist wie ein Gedicht für mich, deshalb schreibe ich ein Gedicht für dich ließen fragen, ob wirklich alles von einer eingängigen Melodie Ummantelte verkauft werden kann.

Genügend Gründe also, um gehörig genervt zu sein und nur noch überboten vom Jubelpatriotismus, den manche Interpreten zum Besten gaben. Ständig wiederkehrende Slogans wie „Bayern ist am Besten“ und „Thüringen ist das geilste Land“ erscheinen in ihrem lockeren Gewand ungefährlich, bewegte sich aber gefährlich nah am Rande des Chauvinismus. Mit Musik und ihrer angemessener Beurteilung hat das nicht mehr viel zu tun.

Am Ende kann man sich nur noch fragen: Warum das Ganze? Ursprünglich wurde der Contest ins Leben gerufen, um neue Interpreten aus Deutschland auszuzeichnen und zu fördern. Inzwischen schicken vor allem Major-Labels ihre Acts mit Charts-Erfahrungen in den Wettbewerb. Alleine Sony Music konnte mit Jupiter Jones, Revolverheld, Miss Platnum, Ok Kid, Max Mutzke und Materia sechs Künstler verbuchen und auch Neulinge wie Tonbandgerät sind bereits bei Universal unter Vertrag. Was unterm Strich also wirklich bleibt sind 16 regionale PR-Kampagnen und ein schlechter Revolverheld-Song mehr, mit dem uns die Radio-Stationen zu jeder denkbaren Tageszeit zu quälen wissen. Chapeau auf die deutsche Musiklandschaft!

 

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail