KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2013 – In Kosice sieht man die Welt mit anderen Augen…


Mitte Dezember ging in Kosice die Zeit als Kulturhauptstadt Europas zu Ende. POPTRAVEL bekam eine Idee davon, welche Spuren der Ausnahmezustand wohl hinterlassen wird…

POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir in unregelmäßigen Abständen von außerhalb Berlins, ja: außerhalb Deutschlands. Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand…

Als es beschlossene Sache war, dass wir der Einladung der Stadt Kosice folgen würden, wussten wir, dass es zu dieser späten Zeit im Jahr keinen rechten Aufhänger mehr für eine POPTRAVEL-Berichterstattung aus der zweitgrößten Stadt der Slowakei geben würde. Was wir jedoch nicht wussten: Vielleicht keine andere Stadt hat ihr Mandat als Kulturhauptstadt Europas in vergleichbarer Weise zur Neudefinierung des Verständnisses ihrer Bevölkerung von Kultur als gemeinschaftsbildender Kraft genutzt. Anders gesagt: Im Jahr 2013 haben die Menschen von Kosice gelernt, wie viel Spaß man gemeinsam mit Dingen haben kann, die man niemals völlig begreift.



Bild: Friedrich Reip

Immer wieder erzählen einem die Menschen hier, dass die zahlreichen Veranstaltungen des Kulturjahres – darunter Highlights wie das Stadtkunst-Spektakel „Biela Noc“ („Weiße Nacht“), das Street Art-Festival „Use The City“ und das Design-Event „BaZZart“ (mit Schwerpunkt auf regionaler Mode) – eine Annäherung an die eigene Stadt initiiert haben. Dass man nun gern auch einfach mal nach Feierabend durch die romantischen, verkehrsberuhigten Straßen der Altstadt schlendert, die das zentrale Ensemble aus dem wuchtigen St.-Elisabeth-Dom und dem prächtigen Staatstheater umspielen. Was in den Kulturzentren Westeuropas ganz natürlich erscheinen mag, ist an einem Ort, in der die Menschen im Licht wechselnder systempolitischer Verhältnisse ein tiefes Misstrauen gegenüber ihrer eigenen Stadt hegen, alles andere als selbstverständlich.



Bild: Friedrich Reip

Die neuen kulturellen Hotspots liegen zwar nicht unmittelbar downtown, sind aber doch mühelos zu Fuß zu erreichen. Da wäre zunächst der Kulturpark, ein ehemaliges Kasernengelände im Süden der Altstadt, dessen zahlreiche Gebäude verschiedensten Funktionen zugeführt wurden: So finden sich hier neben einem großen Hauptgebäude, das für Konzerte, Kongresse oder auch Modenschauen genutzt wird, u.a. eine Bibliothek (inklusive einer unbedingt sehenswerten Dauerausstellung zum Coverdesign slowakischer Kinderbücher), eine Galerie für im Rahmen eines regelmäßigen Artists in Residence-Progamms entstandene Arbeiten und ein Showroom des Nachbarschaftsprojekts SPOT, das Kunstprojekte in den Außenbezirken der Stadt initiiert und betreut.

Auf der anderen Seite des Altstadtkerns liegt die Tabacka, ein Kulturzentrum an der Schwelle vom Underground zum Mainstream. Lange für sein regional heausragendes Musikprogramm als Geheimtipp gehandelt (ein Tourposter von Efterklang verweist auf einen der wohl intimsten Gigs des mittleweile zum Phänomen herangewachsenen Freakpop-Ensembles), baut man hier derzeit im großen Stil um: Eine bereits abgesegnete staatliche Förderung sichert Millionen zu, dafür entstehen über, hinter und unter dem Eingangsbereich Räumlichkeiten, in denen vom Kunsttheater bis zum Mega-Rave alles denkbar ist. Vorbeischauen Pflicht!



Kunsthalle – Bild: Friedrich Reip

Mit der frisch eröffneten Ostslowakischen Galerie und der Kunsthalle, einem spektakulär zum Performance- und Ausstellungssaal umfunktionierten Schwimmbad (mit noch in Betrieb befindlichem Freibad-Bereich!) finden sich zudem zwei weitere Highlights direkt in der Innenstadt. Die Menschen in Kosice mögen eine Weile gebraucht haben und auch noch ein Stück Weges vor sich haben, sich wieder in ihre Stadt zu verlieben. Ihre von weiter angereisten Gäste aber verzückt die Stadt ganz schnell!

www.visitkosice.eu (deutsch)

Übernachtung:



Wer in der Stadt der kurzen Wege wirklich keinen Schritt zu viel machen möchte, dem sei das grundsolide, unschlagbar zentral gelegene Hotel Ambassador empfohlen. Einige der Zimmer erlauben zudem freien Blick auf die Nachtschwärmer, die der nächsten der zahlreichen, oft unauffälligen Bars entgegenschlendern. Oder torkeln, denn der typische Honiglikör und der aus den Trauben der Region gewonnene Weißwein haben es in sich.

www.ambassador.sk/de

Nightlife:

Ein schrulliger Geheimtipp ist das Colosseum. Hier sorgen mehrere Bars, eine große Live-Bühne, ein Reggae-Club und eine Mini-Bude, in der bis spät in der Nacht die Burger brutzeln, für eine charmant-alternative Atmosphäre, die an Budapests wilde Kerteks erinnert.

www.collosseum.sk

Und sonst so:

Die Altstadt von Kosice wird von Restaurants jeder möglichen Richtung dominiert – hübsche Cafés hingegen sind überraschend spärlich gesäht. Unser Highlight ist die von der TV-Serie „Friends“ inspirite Café/Bar-Kombi Smelly Cat mit seinen gemütlichen Sofas und hervorragender geschmolzener Trinkschokolade.

www.smellycat.sk

Autor: [EMAIL=friedrich.reip@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Friedrich Reip[/EMAIL]

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