LAIBACH am 26.05.2008 im Lido


„Ich mag BACH… ich mag LAIBACH.“



Ob nun monumental inszenierte Konzerte in der Atmosphäre des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, Beteiligungen an Ausstellungsprojekten wie dem „KaDeOs – Kaufhaus des Ostens“ im Kunsthaus Erfurt oder Auftritte im kritischen Kreativmilieu der Berliner Volksbühne: LAIBACH machen mehr als einfach nur Musik, LAIBACH produzieren gesellschaftskritische Kunst und sind in ihrem Wirken stets bemüht verschiedene Kunstformen zu einem Gesamtwerk zu verschmelzen. Die Resultate sind keinesfalls als leicht verdauliche Kost zu bezeichnen. So erscheint es auch kaum verwunderlich, dass die Formation in den fast 30 Jahren ihres Bestehens mit ihren Werken aneckte, teilweise sogar mit Auftrittsverboten leben musste.

Mit LAIBACHKUNSTDERFUGE veröffentlichten LAIBACH dieses Jahr einen Tonträger, der eine Eigeninterpretation der von JOHANN SEBASTIAN BACH geschaffenen „KUNST DER FUGE“ beinhaltet. Wesentliche Grundbausteine für die Veröffentlichung legten LAIBACH bereits im Jahr 2006, im Rahmen ihrer Teilnahme am Bachfestival in Leipzig. Derzeit befinden sich LAIBACH auf einer 5 Konzerte umfassenden Tournee (weltweit) um die Veröffentlichung zu promoten.



In Berlin wählte man diesmal das Lido (ein ehemaliges Kino) als Bühne für den Gastbesuch. Pünktlich zum etwas verzögerten Einlass bildete sich eine adäquate Menschentraube vor dem Lido, eine bunte Mischung aus Klassikfans und LAIBACH-Anhängern. Bereits 20 Minuten nach Öffnung der Türen waren kaum noch Sitzplätze im eigens mit Klappstühlen bestuhlten Lido zu finden. Dennoch ließ der Konzertbeginn aufgrund von technischen Problemen etwas auf sich warten.

LAIBACH gelang es, durch eine Symbiose aus Klang- und Projektionselementen auch in den Räumlichkeiten dieses Tanztempels eine Atmosphäre zu erzeugen, die eindeutig auch den Kompositionen eines Herrn BACHs würdig war sowie überaus hohes Gänsehaut- und Unterhaltungspotenzial hatte. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt in Leipzig (2006) setzte man bei der instrumentalen Umsetzung diesmal jedoch ausschließlich auf elektronische Instrumente und verzichtete gänzlich auf den Einsatz klassischer Instrumente. So erinnerte auch der Bühnenaufbau, ein Nebeneinander von Analogsynthesizern und modernen digital gestützten Klanggebern, an alte Videoaufnahmen von Kraftwerk und versprühte elektro-industriellen Charme.



Zu meinem Bedauern beschränkten sich LAIBACH bei diesen Auftritt ausschließlich auf die Präsentation von LAIBACHKUNSTDERFUGE, also auf Instrumentalstücke ohne gesanglich-textliche Begleitung durch Frontmann MILAN FRAS, der „Stimme“ von LAIBACH. Zumindest als Zugabe zu den Bachinterpretationen hätte dies das Abendprogramm bereichern können.

Trotz dieses kleinen Mankos bot der Abend ein unglaubliches Konzerterlebnis, das wohl nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Das mehr als beeindruckende Zusammenspiel aus Bild und Ton, wie es auch in den Bildern zu sehen ist, verband die Bachschen Werke in gekonnter Weise mit der Gegenwart und versetzte die Zuschauer in euphorische bis nachdenkliche Gedankenwelten.



Weitere www.laibach.nsk.si
www.myspace.com/laibach
www.lido-berlin.de

Fotos: © Christoph Albrecht / popmonitor.berlin
Autor: [EMAIL=christoph.albrecht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Christoph Albrecht[/EMAIL]

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