LAIBACH – Volk


Schwerter zu Pflugscharen . . .



LAIBACH wissen immer wieder aufs Neue zu überaschen:
Stellte schon das Vorgängeralbum [I]WAT[/I] einen Bruch mit der bisherigen Tradition des slowenischen Musikprojekts dar, das als treibender Motor des Kunststaates „N.S.K. – Neue Slowenische Kunst“ bis dato eher bombastisch-orchestrale Eigenkreationen und düstere Cover bekannter Pophits produziert hatte, so ist es die aktuelle Scheibe [I]Volk[/I] um so mehr.

Wo auf [I]WAT[/I] geradlinige, zum Teil technoide Beats regierten und somit fast das gesamte Album clubtauglich machten, dürfte es [I]Volk[/I] auf den Tanzflächen eher schwer haben.
Aber Tanzbarkeit ist diesmal auch gar nicht das Anliegen von LAIBACH.

Trotz seiner Andersartigkeit stellt [I]Volk[/I] insofern eine Rückkehr zu den Wurzeln des Projekts dar, als dass es sich – getreu früheren Alben wie beispielsweise [I]Let It Be[/I] oder [I]N.A.T.O.[/I] – um ein Cover- und Konzeptalbum handelt.
Dieses Mal wird als konzeptuelles Thema pro Track eine (mehr oder weniger) bekannte Nationalhymne neu interpretiert.
Jedoch gewähren sich LAIBACH hierbei wesentlich mehr künstlerische Freiheit als auf erwähnten früheren Werken:

Zum einen kommt nicht das bestens bekannte „Schwerer, Bombastischer, Tiefere Stimme“ – Schema zum Einsatz, sondern es geht erstaunlich ruhig und getragen, zum Teil sogar beschwingt zu. Sowohl Klaviersolos und -begleitung als auch fast schon weicher, mehrstimmiger Gesang (ja: Gesang!) des Leadsängers MILAN FRAS und Mitvokalisten ERVIN MARKOSEK finden desöfteren Eingang in die Songs und machen [I]Volk[/I] damit wirklich zu einer ganz neuen LAIBACH-Erfahrung.
Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass natürlich auch der bekannt-sonore Sprechgesang zur Genüge zu hören ist.
Zum anderen wird dieses Mal auch wesentlich stärker interpretiert als gecovert: Oft erinnert nur noch ein musikalisches Thema oder eine Textzeile an das jeweilige Original.

In den Genuss der Hymnen-Persiflage kommen unter anderem: England, Frankreich, Spanien, (natürlich) Deutschland, die USA, aber auch Israel, LAIBACHs Heimatland Slovenien und zu guter Letzt sogar ihre eigene N.S.K. – Nationalhymne.

Mit diesem letzten Titel schlagen LAIBACH perfekt den Bogen und zeigen erneut, dass sie auch sich selbst nicht von ihrem Grundkonzept der Kritik an totalitaristischen Strukturen durch stark übertriebenen Farcierung derselben ausnehmen.
Ihr martialisches Auftreten und missverstandene Symbolspielereien in diesem Zusammenhang haben ihnen ja nicht nur einmal herbe Kritik vorschneller oder unwissender Publizisten eingebracht.
Wenn jedoch zu einem fast schon zärtlich gehauchten „Deutschland, Deutschland ühüüüber alles… “ im Hintergrund sanft die Kuhglocken bimmeln, sollte auch der Letzte ahnen, wie sich LAIBACH verstanden wissen wollen.

In diesem Sinne schließe ich mit dem Abschlussvers der USA-Hymne:

america
the end of history
the end of time
the end of family …

… the end of crime

LAIBACH
[I]Volk[/I]
(Mute/EMI)
VÖ: 20.10.2006

www.laibach.nsk.si

Autor: [EMAIL=alex.lorenz@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Alex Lorenz[/EMAIL]

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