LAMBERT – Lambert (16.05.2014)

Track-By-Track zum Debüt des maskierten Pianisten…



Dieser Tage erscheint das erste Album des Berliner Pianisten LAMBERT. Für das Interview, das wir direkt vor LAMBERTS Auftritt im Rahmen des XJazz-Festivals am vergangenen Wochenende in der Berliner Emmaus-Kirche geführt haben, war LAMBERT ohne seine von sardinischer Folklore-Tradition inspirierte Maske aufgetaucht. Hier sind seine spontanen Kommentare zu den 21 so fantasievollen wie unaufgeregten Klavierstücken der ebenfalls „Lambert“ betitelten Platte – im Original und komplett ungebügelt…

…ach und eins noch: Diesen Samstag, den 17. Mai, tritt LAMBERT im Berliner Acud auf, um den Release gebührend zu feiern. Der Eintritt ist verblüffenderweise frei, und es geht – so hat er es versprochen, auch erst nach dem DFB-Pokalfinale los!

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FINALLY

…beschreibt eigentlich – und das ist lustig, dass das zuerst kommt – den Beendigungsprozess dieser Platte, also der Stücke, die ich gemacht habe. Ab diesem Stück wusste ich: „So, das ist jetzt auch wirklich das letzte Stück, das ich noch drauf packe; damit kann man gut aufhören!“. Ich kann nicht genau sagen, warum ich es an den Anfang gestellt habe. Man probiert ja immer alles Mögliche durch und irgendwie fand ich, dass es ein guter Opener ist. Das hat jetzt keine weitere Bedeutung.

SNOW AGAIN

…handelt von irgendeinem Winter. Ich weiß noch, dass ich im März schon draußen saß und Wiener Schnitzel gegessen habe. Es war super Wetter und dann kam im April wieder der Schnee in Berlin. Ich weiß aber nicht mehr, ob das letztes oder vorletztes Jahr war. Es war furchtbar.

LUCERNE

…ist eine schöne Stadt, in der ich einen Abend war. Ich habe sie leider nicht nüchtern kennenlernen dürfen, aber ich weiß, dass es dort eine sehr schöne Holzbrücke gibt. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. War ein schöner Abend… glaube ich.

REQUIEM

…ist ein Requiem für einen Freund.

GHOST

…handelt von meinem Klavier. Es gibt bestimmte Tage, da knarrt es an bestimmten Ecken und ich hab bis heute nicht den Grund dafür rausgefunden. Es knarrt immer wenn du das „G“ in der Mitte drückst. Manchmal denke ich „So, ich weiß jetzt was es ist!“ und klebe eine Schraube ab, schraube noch mal fester oder so. Dann ist es auch weg, aber dann taucht es irgendwann wieder auf und ich merke: „Nee, also das war’s irgendwie nicht!“. Es ist auf jeden Fall schon gut bearbeitet! Es ist einfach der Geist in meinem Klavier!

CHAMBER

…handelt von dem Cembalo meines Großvaters, was ich leider nicht erben durfte, weil in meinem Zuhause kein Platz dafür ist. Es ist recht groß und sperrig!

CHATEAU MARTIN

…handelt von einem sehr guten Rotwein, den ich mal zufällig getrunken habe. Den hat mein Onkel bei meinen Eltern im Ferienhaus vergessen. Sechs Flaschen „Chateau Martin“ und wir haben uns den aufgeschrieben und wussten: „Den müssen wir bestellen, der ist richtig gut! Jetzt wissen wir, wie man guten Rotwein trinkt!“. Wir haben dann diese sechs Flaschen Rotwein ausgetrunken, fotografiert, dann danach gesucht und nichts gefunden. Er war einfach nicht mehr auffindbar. Furchtbar, ja echt! Er war einfach nicht auffindbar!

RUN

Ich hab immer wieder die Vorstellung, dass ich mal Sport machen müsste. Dann gehe ich Laufen und diese Ambitionen halten ungefähr so lange, wie das Stück ist. ich glaube, das ist das kürzeste Stück auf der Platte.

SLOW SLOW

…handelt von dem Lauftempo, das ich realisiere, wenn ich es dann mal versuche. Also eigentlich ist es die Fortsetzung von „Run“.

FAGERHULT

…sind eigentlich mehrere Orte in Schweden. Ich kenne nur einen davon, weiß aber, dass aus dem anderen ein sehr bekanntes Bier kommt. Das liegt in Südschweden. Da bin ich nicht gewesen, aber ich habe das Bier oft getrunken und ich kenne ein anderes Fagerhult weiter nördlich, zwischen Stockholm und Malmö bei Växjo, der Hauptstadt von Smaland. Sehr schöner kleiner Ort! Da gibt‘s nix außer ein Mal im Jahr einen Markt wie bei einer Kirmes auf einem Acker. Da kommt dann ganz Smaland hin. Es ist ein Schauspiel! Ich kann da nicht mehr zu sagen, als dass es höchst interessant ist und man da mal hingehen sollte. Wirklich interessante Menschen kann man dort beobachten.

MATILDA

…ist ein Mädchen, das mir seh nahe steht.

DANCE DANCE

…handelt davon, dass ich es eigentlich nicht gerne tue. Also das Tanzen. Ich fühle mich immer sehr beobachtet, aber manchmal wird es einem ja als sozialer Gruppenzwang abverlangt. „Tanz doch mal! Sei doch nicht so ein Langweiler! Steht doch nicht in der Ecke! Du siehst so traurig aus! Was ist los mit dir? Warum tanzt du nicht?“… das ist das Schlimmste! Das macht alles nur noch schlimmer und dann macht man eventuell solche dummen Bewegungen und fühlt sich noch beobachteter und dümmer als vorher. Eigentlich gibt es einen Weg aus der Misere, aber man will sich ja nicht immer betrinken, nur damit man sich beim Tanzen nicht beobachtet fühlt. Wenn es Remixe von meinen Songs geben sollte – was passieren wird – muss ich ja nicht dazu tanzen. Also ich weiß nicht, ob ich dann im Video dazu tanze. Vielleicht aber auch schon. Das wäre natürlich mal eine Herausforderung. Mal sehen, eigentlich eine gute Idee!

NANTES

Da bin ich mal gewesen – sehr schön! Ich hab nichts von der Stadt mitbekommen und sie wirklich ein Stück weit vernachlässigt. Aber die Menschen waren sehr nett und ich dachte mir, wenn ich sie schon nicht kennen gelernt habe, dann ist das Beste was ich tun kann, der Stadt ein Stück zu schreiben.

THE MOVIE

Das ist langweilig! Ich dachte, es ist passender Titel für das Stück. Also von der Atmosphäre!

TRAIN

…ist teilweise im Zug geschrieben. Die Melodie kam im Zug, den Rest habe ich Zuhause aufgeschrieben.

HOPE DELAYS A LOT

…handelt tatsächlich von Amsterdam. Ich hab eine Zeit lang am Hauptbahnhof gewohnt und bin mit dem Fahrrad die Grachten entlanggefahren. Es gab eine Baustelle, da stand ein Graffiti mit genau diesem Titel. Ich fand, dass es einfach wahnsinnig wahr ist und es ist mir seit dem im Kopf hängen geblieben. Ich habe den Titel dann eine Zeit mit mir herumgeschleppt.

THREOUX

…handelt von meinem Lieblings-BBC-Reporter. Du musst dir den mal angucken, der ist total super! Er macht Dokumentationen über ein bis zwei Stunden und ist beispielsweise zu Besuch bei Leuten, die spielsüchtig oder abhängig von Meth sind. Bei denen wohnt er und nach einer Zeit kriegt er meistens einen recht persönlichen Zugang. Man hat das Gefühl, dass man dann in die Leute hineingucken kann. Er macht das mit Hingabe und ist ein bisschen witzig, ohne die Leute zu verarschen. Ein super cooler Typ, mit dem ich gerne mal einen trinken gehen würde! Das Stück ist nicht von den Leuten in den Dokumentationen geprägt, sondern ich hab’s ihm gewidmet, weil ich dachte, er hat es einfach verdient. Ich hoffe, er hört es einfach gerade!

THE STREETS

Es handelt nicht von der Band. Eigentlich. Kann man nicht sagen. Ich habe nachts auf der Straße Angst im Dunklen. Das ist so eine Atmosphäre, die mir nicht liegt. Ich glaube, es handelt so ein bisschen davon. Ich kann’s nicht genau sagen. Sich hier um 11 draußen zu treffen war eine verhaltenstherapeutische Maßnahme. Man muss dann immer rein in die Angst und so. Kann auch mal okay sei. In Neukölln, wo ich wohne, kann’s aber auch mal echt doof sein.

NO ROMANCE

…ist das Gegenteil von einer Liebesgeschichte. Eher so Freundschaft, wo man eigentlich keinen Bock drauf hatte.

TANNER

…ist eine Widmung an Willi Tanner. Max Wright ist der Schauspieler und meiner Meinung nach eine tragische Persönlichkeit, weil er eigentlich total witzig ist. Er ist ja auch in diesem Universum von Alf der einzige Schauspieler. Der andere ist eine Puppe, die immer die guten Witze macht und er ist der einzige ernstzunehmende Schauspieler, der ihm auch wirklich gute Sachen entgegenzusetzen hat. Aber trotzdem ist es so, dass Max Wright Zeit seines Lebens total darunter gelitten hat, nicht gegen eine Puppe anzukommen und immer der Unterlegene zu sein. Er ist wohl am letzten Drehtag vom Set gegangen ohne Tschüss oder auch nur irgendwas zu sagen. Er hat nur die letzte Szene gedreht und ist abgehauen und hat dann, glaube ich, noch zwei oder drei Filme gedreht. Aber es ist dann ja auch nicht mehr wirklich viel passiert. Man hörte dann solche Sachen, wie dass er Crack raucht oder ein Stricher geworden ist. Das sind so Gerüchte, die man über ihn hört, aber ich weiß es nicht! Er hätte als Stricher natürlich den Promi-Bonus. Aber tut mir leid, weil eigentlich fand ich, dass er ein cooler Typ ist und er gefällt mir auch bei Alf. Ich freue mich immer über Willi. Ich gucke noch ab und an Alf und denke häufiger an Alfs Großmutter. Hängen geblieben ist der Spruch: „Versuche rauszufinden was du nicht gut kannst und dann lass es bleiben!“. Die ist klug! Alf ist für mich durch die Kassetten so ein Phänomen und es gibt wohl viele, die einfach diese Zitate noch im Kopf haben.

SLOT

…handelt von schlechten Slots auf schlechten Festivals. Der Mittnachts-Geisterstunden-Slot hier ist gut, finde ich, also werde ich den Song heute nicht spielen.

LAMBERT
Lambert
(Staatsakt (rough trade))
VÖ: 16.05.2014

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