Left/Folk and A Blaze Ansuz – Alma

Und erneut veröffentlicht die Kampagne LEFT/FOLK eine politische Compilation. Ein Jahr nach Haunting Grounds ist jetzt Alma da. Sie ist der erschossenen, non-binären Aktivist*in Manuel Terán alias Tortuguita gewidmet. They* gehörte zu einem Protestcamp, das von 2021 bis Frühling 2023 den Atlanta Forest retten wollte, der einem Polizeitrainingsgelände weichen soll. Während in Deutschland im Januar zum Braunkohlestreit um Lützerath vor allem über Klimaaktivismus und Polizeigewalt diskutiert wurde, geht es hier auch um Rassismus. Die als „Cop City“ bezeichnete geplante Institution wird als Teil des gefängisindustriellen Komplexes in den USA gesehen, der seine Ursprünge im Kolonialsystem hatte. Entsprechend wird mit der LP Geld für den Atlanta Solidarity Fund gesammelt.

Die neue soziale Bewegung, die Klimaschutz und Antirassismus verbinden will, inspiriert hier auch die Zusammenstellung der Songs. „As One“ von ALLEGORY & EMBLEM beginnt zu Akustikgitarre eine Erklärung eines Aktivisten, dass solcherlei Protest praktische Darstellung anderer Visionen von Gesellschaft sein kann. Revolutionäre Ansprachen und Gesänge beherrschen „20novembre“ von BLOCCONERO. In „Partizan!“ lässt AUTUMN BRIGADE das Volk um Freiheit schreien.

Auch die grausame Repression wird angesprochen. So covern HEADSTONE BRIGADE „Forest Families“ von THE KNIFE, in dem die eigene Haltung vor einem feindlichen Umfeld verborgen werden muss. Der Gothic-Rocker IAN LEDING aus Detmold erinnert mit „Odessa“ an die ukrainische Hafenstadt, wo bei Protesten am 2. Mai 2014 mehr als 40 prorussische Aktivisten starben und auf die in diesem Jahr viele russische Luftangriffe erfolgten.

Musikalisch wird eine Auswahl verschiedener Folk-Stile ausgebreitet: A GHOST, I verbindet in „Foreste Cresceranno Sulle Rovine Delle Vostre Prigioni“ deutsche Gespräche aus einem fahrenden Zug, Vogelzwitschern, Drones und Beschwörungen, während NØKKEN + THE GRIM mit „Ló“ seinen Ritual Dark Ambient auf Maultrommel und Gestammel beschränkt. LITTLE VODKA („The Train“), THE ANXIETY OF ABRAHAM („Ruins“) und CORPSE D’ALSACE („The Day I Kill Myself“) bieten klassischen Neofolk an. SHATTERED HAND („Animam Agere“) und HAUNTER OF THE WOODS („II“) entfalten dynamischen Dark Folk. Mit ANHAGA („No Way Home“) ist auch akustischer Mountain Folk dabei.

Wie immer kann sich der Hörer freuen, dass romantische Naturverklärung und politische Wehklage nicht den Rechten überlassen werden. Neofolk und auch Metal müssen endlich heraus aus der Grauzone, die nur den Reaktionären hilft.

 

Left/Folk & A Blaze Ansuz
Alma
(Selbstvertrieb)
VÖ: 07.07.23

www.leftfolk.bandcamp.com

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