Lil Peep – Crybaby (Rerelease)

Am 15. November 2017 starb GUSTAV ELIJAH ÅHR aka LIL PEEP mit 21 Jahren an einer Überdosis, was niemanden überraschte. Er war schon zu Lebzeiten ein Posterboy für Cannabis und Xanax. Sein posthumes Album Come Over When You’re Sober, Pt. 2 (2018) erreichte Platz 4 der Billboard Charts und war damit das bestverkaufte seiner kurzen Karriere. Crybaby war eines seiner fünf selbstveröffentlichten Mixtapes, das am 10. Juni 2016 erschien. Das Rerelease zeigt, warum es seine Bekanntheit begründete.

Zunächst muss gesagt werden, dass von den 11 Tracks „Falling 4 Me“ fehlt mit dem Sample aus „Climbing Up the Walls“ von RADIOHEAD. Schon der Vorgänger Live Forever (2015) samplete mit „Pick Me Up“ YASMIN DE LAINE’s  Cover von „Climbing Up the Walls“. Lil Peep zeigte mit solcher Trackauswahl nicht nur, warum er als Mitbegründer des Emo-Traps gilt. Hier glänzte er als Musiknerd, als Brit Pop- und Indiehörer. Dabei sind unter anderem OASIS mit ihrem Ohrwurm „Wonderwall“ in „Yesterday“, DEATH CAB FOR CUTIE mit „Brothers on a Hotel Bed“ in „Skyscrapers (Love Now, Cry Later)“ und „Broke“ von MODEST MOUSE in „Nineteen“. Dazu flowt Lil Peep hier durch Emopunk geschult und doch melodiearm. Als Feature-Gäste tauchen WICCA PHASE SPRINGS ETERNAL („Absolute In Doubt“) und LIL TRACY („White Tee“) auf.

Inhaltlich steht ein typisches Problem der postmodernen Generation Z im Mittelpunkt: Wenn Ehe und Kinder keine Beziehung mehr begründen, kann es denn noch die Liebe sein, wenn das Internet scheinbar unendlich viele Alternativen aufmacht? Sex ist es jedenfalls nicht, wie er im letzten Titel „Driveaway“ einer Verflossenen klar macht: „Hold on to me – I got one more question: Hold on for me – Did you learn your lesson?“

Im Titelstück, das hier den Reigen eröffnet, breitet er sein Programm aus: „And I got this vibe, I swear it’s perfect to ride to. I wanna die too, we all wanna die too. I got this vibe, I swear she love gettin‘ high too.“ Passend zur Drogen-Selbstbetäubung erklingt etwa bei „Lil Jeep“ JACQUES SIROULs „Two People“ als Lofi-Hiphop. War bei der Grunge-Bewegung der 90er die Enttäuschung auslösend für Wut, ist es bei den Trap-Boys und -Girls die Gesamtsituation, in der sie sich mit Trübseligkeit einrichten. Abschließend kann man feststellen, dass Lil Peeps Versuche, seine Depression mit Drogen zu bekämpfen, nicht erfolgreich waren.

 

Lil Peep
Crybaby (Rerelease)
(Death Note/AWAL)
VÖ: 16.02.2024

www.lilpeep.com

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