Ach die Black Metal- und Dungeon Synth-Artists haben’s schwer. Da kommt so ein Rapper daher und bedient sich an ihrem Artstyle: „I’m no rapper. I’m a musician!“ Als böser Ritter kann sich schließlich jeder verkleiden. Versuchte NOTHING, NOWHERE auf dem letzten Album Void Eternal den LINKIN PARK-Sound zu aktualisieren, ist er jetzt zum Trap zurückgekehrt. Sein Emo-Rap bedarf offenbar etwas Grusel-Atmosphäre. Nach dem großartigen Vorgänger ist dies ein Sprung zurück in die heutige Gewöhnlichkeit.
Los geht’s bei „Shadow Craft“ mit düsteren E-Gitarren-Akkorden, bevor JOE MULHERIN loslegt. In „Dark Magic“ ist da wieder die Doppelung von Erzählton und hoher Gesangsstimme, wie das so viele von LIL PEEP gelernt haben. Dieser traurige Pop („Never find a place where I belong“) passt gut zu einer recht orientierungslosen Generation von Jugendlichen. Dazu gehört heutzutage eine Mischung aus Emo-Gesang und Autotune-Gequatsche („OKOK“).
Dass Nothing, Nowhere tatsächlich klassisch rappen und entsprechend auch die Musik-Industrie kritisieren kann („Tunechi“), sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er es sich hier recht einfach macht. Selbst ein mieser Double-Time-Track wie „Witch Hunter“ ist eher eine Fingerübung als spannend. Dazu gehört auch Horrorrap („Reaper Rap“), was jedoch keine Hits mit sich bringt. Wer seine NuMetal-Versuche mag, wird mit „Haunted Home“ und „Beige“ abgespeist. Dieses Durcheinander an Stilen wurde auch von sechs weiteren Producern verursacht.
Abgesehen von der offensichtlichen Mainstream-Orientierung, zeigt sich der HipHopper erneut verletzlich. „No Emotion“ ist einer seiner Poppunk-geschulten Songs, in dem er versucht, seinen Gefühlshaushalt zu klären. Mal ist er enttäuscht von sich selbst („WTF“), mal von allen anderen („lovelylittlehell“). Mag gut sein, dass ihn Rock vor der hässlichen Rap-Welt rettete, doch warum kehrt er dann dazu zurück? Hier will jemand zu viel auf einmal.
Nothing, Nowhere
Dark Magic
(Reapers Realm Records)
VÖ: 09.02.2024
