Lingby | Donnerstag 25.04. | Monarch

Live:
LINGBY
+ Special Guest:
DINO JOUBERT

Einlass 19.30 Uhr
Tickets im Vorverkauf
(9€ zzgl. Gebühr)
Abendkasse: 12 Euro

Monarch
(Berlin-Kreuzberg, Skalitzer Str. 134, U-Bhf. Kottbusser Tor)

LINGBY legen ihre dritte Studioproduktion vor – „Silver Lining“ ist das persönlichste und ausgereifteste Album der Kölner Band. Die neun Songs sind Ausdruck eines schweren Verlustes. Eine Dramaturgie aus hinreißenden Melodiebögen führt den Hörer zum Kern: Die Verarbeitung des Erlebten in tonaler Form, hingebungsvoll und kraftschöpfend zugleich.

Die Wucht des Lebens – und dann die Stille. Lingby setzen dieser Stille ein Konzeptalbum von kraftvoller Schönheit entgegen, das diese Stille nicht bekämpft, sondern sie innerhalb eines musikalischen Dialogs in die Klangtiefe überführt. Versöhnlich und außerordentlich berührend. Dass Lingby die Fähigkeit besitzen, zeitlos schöne Indie-Popstücke zu schreiben, bewiesen sie auf dem Vorgängeralbum „Twist and Turn“ (2015). Nun also folgt der nächste künstlerische Entwicklungsschritt. Ein Album, das in feiner, intuitiver Erzählstruktur langsam in die intimsten Bereiche vordringt. Verletzlich, mit schwelgerischer Introvertiertheit, vor allem aber entkoppelt von Erwartungen kreieren Lingby eines der aktuell schönsten Werke der deutschen Indie-Landschaft.

Ausgeprägter ist diesmal die Synthiedichte, aber die stilbildenden Elemente der Band bleiben erhalten: Immer noch verwebt die Formation den mehrstimmigen Gesang und die Bläsersätze der Heß-Schwestern zu einem orchestralen Band-Erlebnis. Aus der Klassik kommend, entwickeln Judith und Carmen Heß eine musikalische Sprache, die mithilfe von kompositorischer Präzision ihren Bestimmungsort im Indie-Pop findet. Dies gelingt im Zusammenwirken mit dem exzellenten Gitarrenspiel von Willi Dück, der – anders als bei den vorherigen Produktionen – mit seinen Gesanganteilen eher im Hintergrund agiert, und mit dem Schlagzeuger Martin Steinke, dessen Spiel und dessen Gesangsanteile sich durch eindringliche Reduziertheit auszeichnen.

Gemischt wurde „Silver Lining“ von Olaf Opal. Auch sein Anteil am Klangbild ist unverkennbar. „Mit Olaf zu arbeiten, war ein langgehegter Traum, alleine schon, weil er die vielen Notwist-Platten gemacht hat, die für uns wirklich sehr prägend und inspirierend waren“, so Carmen Heß. Ein sehr großer Teil des Albums ist in den Wohnzimmern der Bandmitglieder entstanden, dieser intime Rahmen ist immer hörbar.

„Silver Lining“ zelebriert Soundschichtungen und aufgelöste Songstrukturen, findet aber dennoch stets den Weg zur Hook, zur Griffigkeit. Das Erlebte und Reflektierte erklingt besonders in der ersten Hälfte der Platte in einer morbiden Düsterheit, die an den späten David Bowie erinnert – die Hoffnung allerdings bleibt durchgängig fühlbar. Die musikalische Referenzen von Lingby sind unverändert vielfältig: Hanne Hukkelberg, Portishead, Massive Attack, My Bloody Valentine, Unkle, Beak, Björk, Radiohead, Sigur Ros – aber auch Mahler, Ligeti und Bach.

„Silver Lining“ zeichnet als Konzeptalbum einen Trauer- und Verlust-Prozess nach. Das Eröffnungsstück „Morning Prayer“ klingt als idyllische, aber auch bittersüße Retroblase. Es folgt „Surrender“ als düsteres Psychogramm und mit der auskomponierten Limbus-Zwischenwelt in „Noplace“ der Wechsel in die Ich-Perspektive. Je weiter der Hörer dem Erzählfluss des Albums folgt, desto deutlicher wird, dass Lingby musikalische Trauerarbeit in kaskadierter Form leisten. Zärtlich manövriert Sängerin Judith durch das Spannungsfeld zwischen tiefster emotionaler Bindung („You“) und der zeitweisen Entfremdung von sich selbst („Someone in my skin“).

In der zweiten Hälfte des Albums verschärft sich die Dringlichkeit: Das treibende „Composure“ thematisiert die Angst vor weiteren Verlusten, „Heaven“ wagt als Sequenz der Ruhe den Blick ins Metaphysische und „Redeem The Day“ fokussiert den Auftrag im Jetzt. Alles mündet schließlich im finalen Titelstück „Silver Lining“ – dem noch immer traurigen und erschöpften, aber auch friedvoll zur Ruhe kommenden Epilog. Fragil und wunderschön.
(Kay Lehmkuhl)

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