LOW am 15.04.2005 im Postbahnhof

[B]Slowcore, Noise und große Ohren: LOW live in Berlin.[/B]

Schufen LOW mit ihren leisen und zeitlupenartigen, aber ungemein hypnotischen Slow- und Sadcore-Songs auf ihren bisherigen Veröffentlichungen ein beeindruckend homogenes LOW-Rock-Mikrouniversum, lassen sie auf ihrem aktuellen Album [I]The Great Destroyer [/I] nun erstmals gelegentlich ziemlich heftige Gitarren sprechen und nähern sich auch schon mal relativ ’normalen‘ (Indie-) Rocksongs.

Genau aus der Diskrepanz zwischen diesen neuen und den an diesem Abend im gut besuchten (kleinen) Postbahnhof natürlich auch zahlreich gebotenen, wesentlich zurückgelehnteren Songs ihres immensen Backkatolgs bezog der Gig dann schließlich seine Faszination, auch wenn LOW live natürlich schon immer eine Spur dynamischer und abwechslungsreicher auftraten als auf ihren an Stille und Langsamkeit kaum zu übertreffenden Alben der vergangenen Jahre.

Doch mit Songs wie ‚Everybody’s Song‘, ‚Silver Rider‘ oder dem mächtigen, bedrohlich anmutenden ‚Monkey‘ vom aktuellen Album wird in der verzerrt-noisigen Ausrichtung auch die Entfernung zu Bands wie Yo La Tengo oder gar Sonic Youth – zumindest live – inzwischen deutlich verringert. Zwar regierten natürlich auch oft genug Konzentration und Akribie bei den besonders langsamen und ruhigen Stücken, die die Aussage von Gitarrist/Sänger ALAN SPARHAWK, dass „die Ohren größer werden, wenn man die Lautstärke zurückdreht“ eindrucksvoll bestätigten, und angesichts der oftmals hypnotischen Intensität der Performance schien man tatsächlich so manches Mal fast seinen eigenen Atem vernehmen zu können, doch entstand gerade aus der bewusst gewählten Balance von neuen und älteren Songs ein beachtlicher Unterhaltungswert, zu dem selbst die Musiker mit ihrer etwas spröden und trockenen Art gelegentlich beitrugen, etwa wenn der nächste Song als eben dieser von Bassist ZAK SALLY angekündigt wurde („Here’s another, äh, song“).

Insgesamt überzeugte das Trio bei seinem – trotz Krankheit von Drummerin/Sängerin MIMI PARKER, die sich aber äußerst tapfer hielt – gut 90-minütigen Set mit deutlich sichtbarer Leidenschaft, einer gelungenen Melange aus hypnotischer Stille und noisiger Ausgelassenheit sowie einfach vielen tollen Songs. Die dezente Hinwendung zu transparenteren und straighteren (Indie-) Rocksongs auf [I]The Great Destroyer [/I] hat also auch live seine imposanten Spuren hinterlassen und der Band aus aus Duluth/Minnesota keinesfalls geschadet.

www.chairkickers.com (LOW Homepage)

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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