„Politisch waren wir schon als Kinder“ heißt es am Ende von …sondern vom Mut, mit dem du Lebst, dem Debütalbum der Züricher Postpunker von LYVTEN. Kinder sind die Jungs keine mehr. Alteingesessene Hasen mit einer beachtlichen musikalischen Vergangenheit trifft es schon eher. Politisch hingegen sind sie immer noch und zudem emotional, wie das über eine Crowdfunding-Kampagne finanzierte Album unter Beweis stellt. Deutschsprachiger Postpunk mit Attitüde, der sich zeigen lassen kann.
Mit THORSTEN POLOMSKI (ehemals BUBONIX und SIX REASONS TO KILL) am Gesang lassen sich hier und da ein paar Hardcore-Anleihen nicht ganz abstreifen. Dennoch ist der überwiegende Teil des Albums eher eingängig und, obwohl postpunkdominierend, mitunter auch etwas Indie-Pop-lastig. Das tut …sondern vom Mut, mit dem du lebst allerdings ganz gut. Schon der Opener „Weisse Pyramiden“ frisst sich nachhaltig in die Ohrmuschel und orientiert sich an einem Sound, den man eher im Norden Deutschlands verorten würde. Ähnliches trifft auf „Status kompliziert“ zu. Textlich befasst sich der Song mit der eigentlichen Simplizität von Beziehungen, welche im Alltag doch eher künstlich verkompliziert werden. Politisch wird es dann schon eher in „Ventolin“. Der Song verhandelt die Zusammenhänge zwischen Geopolitik und Konsumwahn und stellt in Frage, ob es so wie bisher unendlich weitergehen kann. Nur mit „So leer“ brechen LYVTEN aus dem dominierenden Klang des Albums etwas aus. Ein langsamer und zäher Song über emotionale Leere, der zeigt, dass LYVTEN auch anders können, wenn sie wollen.
…sondern vom Mut, mit dem du lebst ist ein Album, das nach jedem Durchlauf wächst. Vor allem Fans von deutschsprachigem Postpunk werden an LYVTEN ihre große Freude haben.
LYVTEN
…sondern vom Mut, mit dem du lebst
(Twisted Chords)
VÖ: 23.10.2015