Okay, wem die römische Rockband MÅNESKIN kein Begriff ist, dem sei gesagt, dass sie sich 2017 durch ihren Auftritt in der Castingshow X Factor in Italien einen Namen gemacht hat und 2021 durch ihren Sieg beim Eurovision Song Contest in Europa. Ein Jahr später coverten sie übrigens „If I Can Dream“ von ELVIS, was später in der Elvis-Biografie (2022) auftauchte. Das alles muss man nicht unbedingt cool finden, genau wie dass „Måneskin“ auf dänisch „Mondschein“ heißt. Trotzdem machen sie sich als wild-junge Truppe gerade daran, nach zwei italienisch-sprachigen Alben die Welt auch auf Englisch zu erorbern.
Die Vier sind Sänger DAMIANO DAVID, Bassistin VICTORIA DE ANGELIS, Gitarrist THOMAS RAGGI und Drummer ETHAN TORCHIO. Sie kennen sich noch aus der Schule und haben sich 2016 gegründet.
Hört man den Opener „Own My Mind“ merkt man, dass sie sich von ihrem ursprünglichen Reggae-Rock-Ansatz entfernt haben. Das ist eine Mischung aus 2000er-Indie- und Poprock, wie ihn etwa THE AIRBORNE TOXIC EVENT vertraten. Auch die hatten einen Song namens „Gasoline“ und der handelte auch von Lebenslust, nur nicht angesichts des Krieges. Garagenbands wie JET wirkten damals genauso frisch und mitreißend, nur dass diese eben noch nicht über TikTok, Snapchat usw. verfügten.
Die Oberflächlichkeit der US-Musikszene wird hier ein weiteres Mal vorgeführt und ironisch gleich im Video mit einberechnet, dass man ihn auch die Band zurückgeben kann: „You’re not iconic, you are just like them all. Don’t act like you don’t know.“ Ja, sowas hat man alles schon mal gesehen und gehört.
Mit „Timezone“ ist schon die erste Rockballade dabei. Sänger David spielt mit krächzender Stimme den traurigen Beau, in „Feel“ den sexy Lover. Den Parolengröler nimmt man ihn in „Kool Kids“ nicht ganz so ab, was er auch zugibt: „We’re not punk, we’re not pop, we’re just music freaks.“ Trotzdem wirkt er sympatisch, wenn er mit der heutigen Jugend nix anfangen kann: „They only listen to trap and pop (Justin Bieber).“
Geil sind hier reine Tanzrocker wie „Don’t Wanna Sleep“ oder „Mammamia“. Clever ist es auch, italienische Songs wie „Mark Chapman“ unterzubringen, damit mögliche Fans auch die beiden Vorgängerplatten kennen lernen wollen. Songwriting-technisch ist „Supermodel“ der beste der 17 Tracks. Die meisten haben leider nur eine kurze Halbwertzeit. Trotzdem kann man diese Band kaum kritisieren.
Måneskin
RUSH!
(Epic Records/Sony Music Entertainment)
VÖ: 20.01.2023
Live
06.03.23, Berlin, Mercedes-Benz-Arena
03.09.23, Hannover, EXPO Plaza