Maria Skranes | Dem Eis seinen Raum lassen

Einige seiner magischsten Momente verdankte das Icemusic Festival 2017 im norwegischen Geilo des glasklaren Stimme von MARIA SKRANES. Die Sängerin, die dem einen oder anderen durch MACHINE BIRDS bekannt sein mag, lebt mittlerweile in Oslo und erzählt im Interview von einem denkwürdigen (verpassten) Anruf, von den Herausforderungen des Eismuszierens – und von ihrem neuen Soloprojekt MAARIA…

Wie bist du zur Eismusik gekommen?

Im Jahr 2010 rief mich Terje (Isungset, kreativer Mastermind des Festivals) an und fragte mich, ob ich Zeit hätte, ein Konzert mit ihm zu spielen. Ich hatte ihn bis dahin nie getroffen, obwohl er als Dozent an der Grieg Academy in Bergen tätig war, an der ich studiert habe. Ich erinnere mich, dass ich einen verpassten Anruf auf dem Handy angezeigt bekam, schlug die Nummer nach und sah, dass es seine war. Ich konnte mir nicht erklären, warum er mich anrufen würde und fragte den Drummer in meiner Klasse, ob er eine Idee habe. Er und ein paar Jungs lachten nur und sagten, „Vielleicht will er ja Eismusik mit der spielen“. Na sicher doch. Ich rief ihn also zurück und er fragte mich direkt heraus. „Und übrigens: Das Konzert ist in Istanbul.“ Ich sagte natürlich zu, und während er in den ersten Jahren auch noch mit anderen Sänger/inne/n arbeitete, haben wir über die letzten drei Jahre alle Eismusik-Konzerte gemeinsam bestritten.

Was war deine erste Reaktion, als du von diesem Konzept hörtest?

Ich erinnere mich, dass ich einige von Terjes CDs verkaufte, als ich mit 18 in einem Plattenladen in Arendal arbeitete. Allerdings glaube ich nicht, dass ich sie mir angehört habe. Ich war ziemlich begeistert von diesem Konzert in Istanbul und bin es ehrlich gesagt immer noch. Das Konzept der Eismusik hat sich über die Jahre hinweg verändert und es ist spannend, diese Entwicklung zu verfolgen.

Welche Veränderungen gab es denn?

Terje hat bessere Wege gefunden, mit dem Eis zu arbeiten und es zu transportieren, was Vieles leichter macht. Zudem habe ich eine elektronisches Setup entwickelt und feinabgestimmt, so dass ich mich auf der Bühne jetzt freier fühle. Dennoch gibt es immer noch enorme Herausforderungen. Die Instrumente sind nun mal aus Eis.

Inwiefern unterscheiden sich Auftritte unter diesen besonderen Umständen von regulären Gigs?

Die Unterschiede sind vor allem darin begründet, dass das Eis entscheidet, was geschieht. Wir improvisieren viel während der Konzerte. Diese finden mal drinnen, mal unter offenem Himmel statt, und man muss jeweils anders an die Situation herangehen. Draußen können wir eine ganze Weile spielen, ohne uns zu sorgen, dass die Instrumente schmelzen. Man kann sich auf die Musik konzentrieren und darauf, was man mit ihr ausdrücken möchte. Der Haken ist natürlich, dass es häufig sehr kalt ist, was das Singen für mich beschwerlich macht. Gerade die hohen Töne sind viel schwerer zu erreichen. Bei der jüngsten Ausgabe des Festivals jetzt musste ich mir einen wollenen Muff über Mund und Nase ziehen, um einige Songs überhaupt singen zu können. Ich muss sehr leicht und weich singen, um den Klang des Eises nicht zu übertönen, und muss dem Eis seinen Raum lassen. Balance ist das A und O.

Wie sieht es bei Indoor-Konzerten aus?

Dann tickt die Uhr für uns, denn wir wissen genau, wie lang jedes Instrument hält, bevor es beginnt zu schmelzen. Wir können also nicht zu lang spielen, sonst haben wir für den nächsten Gig keine Instrumente mehr.

Moment: Ihr konserviert die Instrumente nach den Shows?

Wir reisen mit einem Anhänger mit Kühlelement und benutzen die gleichen Instrumente immer wieder. Das geht vielleicht ein Jahr gut, und dann bekommt Terje in Zusammenhang mit dem Icemusic Festival neue. Manchmal geht ein Instrument natürlich zu Bruch oder bekommt auf der Bühne einen Riss – man kann sich also nicht in gleicher Weise auf seine Instrumente verlassen wie normalerweise. Wenn Terje die Bass-Drum nur ein bisschen zu hart schlägt, bricht sie – und das war es dann mit der Bass-Drum für dieses Konzert. Auch dann müssen wir natürlich improvisieren.

Hast du dich auch selbst schon an den Instrumenten versucht oder singst du ausschließlich?

Verschiedene Percussion-Instrumente habe ich bereits ausprobiert, aber es wäre schon ein Spaß, mal eines der nicht-perkussiven zu spielen. Vielleicht baue ich mir für das nächste Festival einfach selbst eines!

Was machst du abgesehen von deiner Zusammenarbeit mit Terje?

Ich habe einen Bachelor in Jazz-Gesang, habe aber bislang hauptsächlich Pop- und elektronische Musik gespielt. Mit einer guten Freundin von mir, Marte Eberson (jetzt bei Highasakite, Anm. d. Red.) hatte ich das Duo Machine Birds, das für viele Jahre mein Herzensprojekt war. Ich habe auch Backing Vocals für einige Bands aus Bergen eingesungen, als ich noch dort lebte, aber über die letzten Jahre habe ich mich schon sehr auf die Arbeit mit Terje konzentriert. 2014 habe ich mit der Arbeit an einem Solo-Projekt begonnen, aber es dauert seine Zeit, die Musik so zu gestalten, wie ich das möchte. Ich produziere die Musik und nehme sie auch selbst auf, und da bin ich immer noch in der Lernphase. Doch jetzt habe ich endlich ein Demo über Soundcloud veröffentlicht und offiziell die Band MAARIA gestartet. Mein Fokus liegt jetzt also darauf, die Arbeit an weiteren Skizzen abzuschließen und auch neue Songs zu schreiben, damit ich auch wieder mit meiner eigenen Band Konzerte geben kann.

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