Melt! 2015 – Es ist all about gude Laune

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So viel sei vorab gesagt: Sven Väth hatte seine berühmt-berüchtigten Einspieler an diesem Wochenende nicht im Plattenkoffer – doch ein fröhliches Gemüt benötigten die MELT! Besucher allemal, die am Wochenende vom 17. bis 19. Juli nicht nur mit Line-Up- Überscheidungen zu hadern, sondern auch dem Kampf der Elemente zu trotzen hatten, die mit einem bunten Potpourri aus Hitze, Sturm, Hagel, Regen und schönstem Sonnenschein über die Ferropolis einbrachen.

Freitag: 40 Grad, sengende Hitze, Endgegner Gästeliste. Wer das Pech hatte, erst gegen 17.00 auf dem Gelände aufzuschlagen, dem wurde zuerst einmal der Einlass verwehrt. Die Hitze machte nämlich der Technik zu schaffen (ein Plan B hätte man den erfahrenen Veranstaltern schon zugetraut; oder die Bereitstellung von ein paar Wasserflaschen – just sayin‘). Daher reihen sich die nächsten zwei Stunden Artists, Mitarbeiter, Camping-Plus-Menschen und Presseleute in eine schwitzende Schlange, aus der es von allen Seiten Unmut schreit. Doch ist der gemeine Wutbürger endlich mit dem Bändchen ausgestattet, kann man sich dem Wesentlichen widmen: den Acts an diesem Abend.

MOGWAIs Bässe trocknen also schließlich die Tränen ob des verpassten BILDERBUCH-Gigs und verweben die noch überschaubare Menge vor der Mainstage in ihr perfektes Soundnetz aus Ambient und Post-Rock. Kontrastprogramm dagegen auf der Melt! Selektor Stage, auf der BONOBO die euphorischen Massen vor der brechend vollen Bühne bespielt. Emotionaler geht es auf der Hauptbühne mit NILS FRAHM weiter, der sich aus hochkomplexen Tasten-Instrumenten ein ausladendes Fort gebaut hat und hochkonzentriert durch sein beachtliches Repertoire spielt. Im Intro-Zelt dann wieder Pop: LA ROUX erntet tosenden Applaus nach ihrem Grande Finale von „Bulletproof“, bevor sie für den Metal-Rapper straight outta Köpenick die Bühne räumt. ROMANO kommt zwar ohne Metalkutte, dafür hat er Rotkäppchen-Schampus und mit seinem Konterfei bedruckte 1-Dollar-Scheine dabei. Während er letztere in die Menge wirft, wirbelt der Berliner DJ, Produzent und Labelgründer RØDHÅD mit dem perfekten Set aus Dub und Techno den Sand vor der Big Wheel Stage auf. Bei Sonnenaufgang konnte man dann entweder zum MODESELEKTOR Set tanzen oder zum Stadion Trap von HUDSON MOHAWKE vor die Gemini Stage. Wem das zu elektronisch war, konnte sich in das jubelnde Gewimmel vor der Einraum-Disco reihen, aus deren Boxen 80s, Trash und NDW tönten.

Samstag: Erst die Hitze, dann die Sintflut. Da sich Zelte in Schwitzhütten verwandelten, schlief man einfach draußen weiter. Überraschend kamen dann allerdings doch die eiswürfelgroßen Hagelstücke sowie der schier unendliche Regenguss. Doch wem das Leben Zitronen gibt, der sollte sie vierteln und in den Gin Tonic tun. Besagten Drink konnte man am Samstagnachmittag in die Luft halten und hatte neben blauen Flecken immerhin ein Getränk voller Eiswürfel. Danke Petrus.

Die Sonne ließ allerdings nicht lange auf sich warten und erleuchtete die Bühne für WANDA. Sexy österreichisch sangen sie über „Amore“, quasi ebenso wie ANNENMAYKANTEREIT im überfüllten Intro-Zelt. DJANGO DJANGO hatten mit ihrem neuen Album Born Under Saturn und alten Hits das Publikum fest im Griff: Ab dem ersten Riff findet man sich zwischen euphorisierten Mitsängern, kollektivem Hüftenschwingen und etlichen Crowdsurfern. Die Briten übergaben die Mainstage und das vorgewärmte Publikum an Produzenten-Legende GIORGIO MORODER, der hinter seinem DJ-Pult etwas verloren wirkte. Er legte von ihm produzierte Hits wie „Hot Stuff“ oder „Call Me“ auf, doch von den Übergängen und der Auswahl hatte man mehr erwartet. Mit durchproduzierter Popmusik geht es auch gleich weiter. Der kontroverse Headliner KYLIE MINOGUE lieferte eine Zirkusshow inklusive Selbstinszenierung sondergleichen. Glitzernde Outfits, kostümierte Tänzer, Luftballons, von Tänzern getragene Buchstaben, Visuals und immer im Mittelpunkt: die australische Pop-Ikone. Neben ihren eigenen Songs spielt sie ebenfalls diverse Cover – von „99 Redballons“ über „Bette Davis Eyes“ bis „Celebration“. Wem das doch ein Einhornwispern zuviel ist, kann zu SIRIUSMODESELEKTOR oder SVEN VÄTH wechseln: beide Auftritte erweisen sich auf den Punkt genau. DIE NERVEN spielen sich vor einem recht überschaubaren Publikum im Intro-Zelt in Rage.

Sonntag: Regen und Sturm eröffnen den Vormittag auf dem Zeltplatz und geben einige Zugaben. Wer sich dann doch aufs Festivalgelände wagt, kann zu einem euphorischen JAMIE T tanzen, der seinen Auftritt mit den Hits „Sticks ‚N‘ Stones“ und „Zombie“ beendet. SOUL CLAP und MATHIAS KADEN locken die Festivalbesucher zur Big Wheel Stage, wo der schlammige Boden einfach trocken gestampft wird, ehe es zum Headliner des letzten Abends geht: ALT-J betreten die in dunkelblaues Licht gehüllte Bühne und eröffnen ihren Auftritt mit „Hunger of the Pine“. Gewohnt wortkarg und perfekt inszeniert folgen die Songs ihrer beiden Hype-Alben. „The Gospel of John Hurt“ markiert mit einer perfekten Lichtshow das Ende des Auftritts, bevor sie für ein BILL WITHERs Cover und drei Zugabe-Songs nochmals die Bühne betreten. Den Abend konnte man schließlich entspannt mit CHAZ BUNDICK aka TORO Y MOI ausklingen lassen, ehe die Stadt aus Eisen wieder in den Winterschlaf verfällt. Wetter, organisatorische Mängel oder ein unüberschaubares Meer an Werbebannern und Promoständen scheinen den MELT! Gänger auch im 18. Jahr nicht zu stören. Oder um Sven Väth zu zitieren: „It’s the Lifestyle we’re living“.

Nachfolgend ein paar visuelle Eindrücke vom MELT! 2015

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