Das Internet hält für jeden und jede Platz bereit, z.B. für Feministinnen und auch für Pro-Black- und Queer-Aktivistinnen. E. JANE ist eine schwarze queere Person, die sich im Internet dem Queerfeminismus verschrieben hat, dem sogenannten Glitch-Feminismus. Hier erschuf sie die Internet-Persona MHYSA als Avatar und Teil des Performance-Duos SCRAAATCH. Ihr Debüt-Album Fantasii vergleicht sie eben mal mit Dantes Inferno. Dieses geradezu lächerlich übersteigerte Selbstbewusstsein gehört zu ihrer Mission.
„Special Need“ ist nichts als die zweiminütige Wiederholung von Vocals vor einem funkelnden Klangexperiment, das im vierminütigen „Glory Be Black“ fortgesetzt wird. „Spectrum“ ist ein supersimpler Roh-R’m’B über Verweigerung und Rückzug in die Beziehung. In „Tonight“ singt sie ganz allein den Refrain aus BEYONCÉ’s „Naughty Girl“ nach. Mhm, alles nicht gerade aufregend.
Im Billigrap „Strobe“ erzählt sie von ihrer Lieblingsbeschäftigung: Fotos von sich selber machen. Nun, das kann sich vielleicht befreiend anfühlen. Aber macht das nicht eigentlich jeder und jede im Social Media-Zeitalter? „Bb“ klingt dann nach 90er-Jahre-HipHop vor Synthieflächen.
Interessanter ist dann der Witchhouse-Track „Siren Song“, in dem sie sich erneut mit einer Prostituierten vergleicht. Haben Transsexuelle nicht inzwischen andere Lebensbereiche erobert? Für die Juwelendiebin Doris Payne singt sie zum Schluss „When Doves Cry“ von PRINCE nach („For Doris Payne“).
Um in ihrer Quatschsprache zu bleiben: Benötigen Aktivist*innen derart viel postmoderne Theorie, nur um das selbe zu machen, wie weiße, straighte Nicht-Feminist*innen? Klar, die Ziele von Mhysa sind gut, aber ein paar gute Songs sollten schon dabei herumkommen. Das hier ist Hauptschul-Niveau.
Mhysa
Fantasii
(Halcyon Veil)
VÖ: 21.07.2017