Na, plakativer geht’s kaum. Dieses Cover vereint alles Eklige in einem „Letztes Abendmahl“-Sujet: Wegwerfgesellschaft, Drogen, Optimierungswahn und mittendrin Punk. Darf man das ernst nehmen? Verrückterweise ja, denn MOD SUN hat schon mit dem Vorgängeralbum vor zwei Jahren geklärt, dass er das durchzieht. Poppunk is back und Mod Sun hält die Fahne höher als etwa Kollege YUNGBLUD.
Im Opener „Eyelids“ schreit einem der Ex-Rapper allein seinen aktuellen Liebesschmerz entgegen. Dann stürmen die E-Gitarren los und ein gut gemachter Poppunk-Song bricht sich Bahn. Problemlos schließt der Herr an die 2000er an.
Für seine Liebste AVRIL LAVIGNE schreibt er eine eigene Pop-Ballade („Avril’s Song“), nennt sie Engel, bevor er sie für „Shelter“ selbst ans Mic lässt. Dass es sich um ein noch schwächeres Lied handelt, eben geschenkt. Wer jetzt abschalten will, sollte sich gedulden, so schwer es auch fällt, denn jetzt kommt ein kleiner Hammer: Mit „Courtney Fucked Kurt“ folgt ein purer Punksong mit klarer Botschaft gegen dumme Nacheiferei und Heroisierung: „Stop romanticizing death! Shotguns and needles are not your friends. Sid killed Nancy, what a bloody fuckin mess. Courtney fucked Kurt but she’ll never confess.“ Ja, SID VICIOUS (SEX PISTOLS) und COURTNEY LOVE kann man auch mal kritisch betrachten. Schon im letzten Jahr beklagte Mod Sun mit der Single „Rich Kids Ruin Everything“ fake Hipster.
Auch die Fans aus dem R’n’B-Pop bekommen ihren Track. „SOS“, ein schickes Feature mit ROYAL & THE SERPENT, ist sehr gelungen und geht direkt ins Ohr. Daran schließt der entspannte Popsong „Single Mothers“ an, der die Lieblingsthemen aus dem Popbereich Seelenstrip und hartes Alleinerziehenden-Los anspricht. Für diese Frauen scheint dann auch das GOO GOO DOLLS-Cover „Iris“ zu sein. In deren Post-Grunge-Tradition stellt er sich mit „When We’re Dead“. Dabei macht Mod Sun eine gute Figur, der merklich an seiner Stimme gearbeitet hat.
„I love my voice, everytime I sing, but the world tells me, I’m a poser“, seufzt er gegen Ende („Delusional Confidence“). Das neue Album ist eher eine Garage, in der Mod Sun an seinem Sound bastelt. Punk, Pop und Alternative Rock werden hier immer neu zusammengeschraubt, um etwas eigenes herzustellen. Das klappt noch nicht. Aber Herzblut steckt schon drin.
Mod Sun
God Save The Teen
(Big Noise Music Group/New Hippys/LLC)
VÖ: 03.02.2023