Msnthrp – Borderline Syndrom EP

Nicht jeder Lofi-Hiphop ist freundlich-belanglose Hintergrundbeschallung zum Büffeln und Studieren. Mancher Producer hat sich auf die düsteren Klängen festgelegt, die man Depressive Lofi-HipHop nennen könnte. Im vergangenen Jahr gab das russische Label Cultura mit der Compilation Hoodoo Season einen Überblick hierzu. Neben UPPER CLASS aus Leipzig war hier auch MSNTHRP aus Köln vertreten, der mit „I See Dead People“ nicht nur eine gruselige Hommage an den Film The Sixth Sense (1999) sondern auch den besten Track ablieferte.

Mit der aktuellen EP widmet er sich einem negativem Phänomen, das gar nicht so wenig Leute betrifft: Unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung, kurz BPS, leiden nicht nur die drei Prozent der Bevölkerung, die sie zeigen, sondern auch ihr Umfeld. Genau dies wird auch in einem Nachrichtenbeitrag-Ausschnitt im Titelstück gesagt.

Müde wie eine Uhr ticken hier die Beats, die Samples sind ruhig und lähmend. Für „Red Dot On Ur Fucking Head“ mixt er auch alte Raps hinein, so wie sicher auch einzelne Lines im Kopf der Betroffenen herumspuken. BPS offenbart sich ja als Neigung, sich auf intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen. Das Gefühl von Leere, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität können dazutreten („Fever Feelings“, „Suicide Ride“). Zwischen Liebe, Liebesabwehr und Hass hängen die Menschen fest. Was Msnthrp auch nicht verheimlicht, ist, dass BPS bei Mädchen und Frauen oft auch eine psychische Reaktion auf Sexismus bzw. sexualisierter Gewalt darstellt („Slut Stays Slut„, „Raped In The Streets“).

Man kann feststellen: Dies ist eine EP für die düsteren Nächte. Vielleicht hilft sie dabei, sich zu beruhigen, während die Wunden heilen.

 

Msnthrp
Borderline Syndrom EP
(Selbstvertrieb)
VÖ: 26.08.2022

www.soundcloud.com/misanthropmusic

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