Nat and Alex Wolff – Table For Two

Manch‘ alter Fan hat nicht mehr dran geglaubt: das erste wirklich erwachsene Album von NAT & ALEX WOLFF, jene Herren, die als kleine Steppkes THE NAKED BROTHERS BAND gründeten. Das ist jetzt rund 20 Jahre her und die Fernseh-Karriere der Band schon etwa 10 Jahre. Auf Table For Two erfinden sich die Gebrüder Wolff neu.

Zwischen 2005 und 2011 hatten sie für ihre einstige Band vier Soundtrack-Alben eingespielt. Black Sheep von 2011 war der Versuch, sich als jugendlich zu inszenieren und den Bubblegum-Rock der TV-Serie in Richtung Indie zu bewegen. So ließ sich aus Can’t Be Tamed (2010) von MILEY CYRUS ja auch, wenn man wollte, immer noch HANNAH MONTANA heraushören. Von diesem Poprock ist kaum etwas übrig.

„San Francisco“ beginnt mit ruhiger Akustikgitarre als Singer/Songwriter. Dann setzen die Seufzerchöre ein und bald ein klagendes Piano. Der Schauspieler Nat hat eine typische Junge-Männerstimme gewonnen, mit der er bedächtig von eine Beziehung singt. Ein leichtes Saxophon soll Großstadtfeeling hereinführen. Das klingt ziemlich egal, aber immerhin erwachsen. „Winter Baby“ ist erneut im Low Tempo, hat aber einen Refrain zu bieten, der mit hoch gequiekten Vocals durchaus JUSTIN TIMBERLAKE-Vibes rüberbringt. Und auch dieser musste sich ja einst von *NSYNC emanzipieren. „Why don’t you make me a man?“, seufzt Wolff.

„Lucky You“ bricht nach einer Minute endlich mit diesem traumhaften Zustand und bietet einen Blue-Eyed Soul, der aber an „Lucky You“ der Britpopper THE LIGHTENING SEEDS nicht herankommt. Sich einem Edelpop anzubieten, ist eine Flucht nach vorne, den man auch in den letzten Jahren bei THE VAMPS beobachten konnte.

Mit „Head’s On Loose“ gelingt den Brüdern endlich ein interessanter Indiepopsong, der nichts mehr mit ihrer Pop-Vergangenheit zu tun hat. Nat beschreibt die verfrühte Midlife-Crises, wenn die Liebe und Leidenschaft verschwindet. Er schwimmt dabei in einem Becken aus Synthiegewaber. Das Keyboard ist nur ein kleine Stütze. Diese Stimmung ist leider sofort bei der Affären-Fantasie „All Over You“ mit Easy Listening Pop vergessen. Der Titelsong „Table For Two“ ist dann ein wieder ein belangloser Singer/Songwriter.

Der Pianopop „If I’m Gonna Die“ strotzt vom Wunsch nach Selbstzufriedenheit wie etwa bei ADEL TAWIL („So Soll Es Bleiben“) und hat keinerlei Leidenschaft. Man höre nur mal im Vergleich „If I Die“ von SOMETHING CORPORATE. Andererseits ging es mit ANDRW MCMAHON in den letzten Jahren auch bergab.

Mit „18“ sangen Nat & Alex Wolff im Jahr 2011 ironisch mit Rockgitarre darüber, sich von der elterlichen Behütung zu befreien. Jetzt wünschen sie sich in ihre heile Familie zurück („25“) und versprechen ihrer Mutter, mal wieder öfter vorbei zu kommen, wenn es das Tourleben erlaubt. Hätte sie sich ein so langweiliges Album ihrer groß gewordenen Jungs gewünscht? Nun, als Mutter wird sie es dennoch lieben.

 

Nat & Alex Wolff
Table For Two
(Saddleup Records)
VÖ: 15.06.23

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