NEW ORDER – Waiting For The Sirens‘ Call

[B]Die Indie-Dance-Pioniere überzeugen mit klassischem New Order-Pop von gewohnt hoher Qualität.[/B]



Vier Jahre nach dem imposanten Comebackalbum [I]’Get Ready'[/I], das damals nach achtjähriger Pause mit einer ungeheueren Wucht und überraschend dominantem Gitarrensound insbesondere auch wegen der mächtigen ersten Singleauskopplung ‚Crystal‘ (mit dem hypnotisch-kraftvollen Bassriff von PETER HOOK) 2001 so manchen Leserpoll anführte, folgt mit [I]Waiting For The Sirens‘ Call[/I] nun die von der Band bewusst vollzogene Abkehr von diesem raueren, erdigeren Sound.

So kann auch die erste Singleauskopplung ‚Krafty‘ dem (allerdings unsinnigen) Vergleich mit dem schier übermächtigen ‚Crystal‘ nicht ganz standhalten, doch vereint auch sie all die klassischen, heiß geliebten NEW ORDER-Versatzstücke und besticht mit einem unaufdringlichen Elektronik-Beat, der so unnachahmlichen Basslinie von PETER HOOK sowie dem charmant-coolen (Nicht-) Gesang von BERNARD SUMNER.
Den vielen Interviews im Vorfeld der Veröffentlichung war ja auch zu vernehmen, dass die Band – auch als Reaktion auf massives diesbezügliches Fan-Feedback – wieder zu luftigeren und elektronischen Sounds zurückkehren wollte, so dass es letzlich wenig verwundert, dass das neue Album insgesamt gemäßigter und poppiger klingt als [I]Get Ready[/I].

Gut die Hälfte der Songs bewegt sich auch tatsächlich in den Sphären eines lupenreinen NEW ORDER- (Gitarren-) Pop – etwa im Stil von ‚Regret‘ (vom 93er Album [I]Republic[/I]) – mit mal mehr, mal weniger im Vordergrund stehenden Gitarren, altbekannter Dance-Kompatibilität und wunderbaren, sich am Refrain-Horizont auftürmenden sehnsüchtig-melancholischen Melodien, denen man sich wie in ‚Who’s Joe‘, ‚Dracula’s Castle‘ oder ‚Turn‘ nur schwer entziehen kann und die den idealen Soundtrack zum hoffentlich bald auch temperaturmäßig Einzug haltenden Frühling liefern.

Die etwas blutleer geratenen Ausflüge in allzu mainstreamige Dancehall-Gefilde in ‚I Told You So‘ oder ‚Guilt Is A Useless Emotion‘ mit etwas zu penetranten Female-Backgroundvocals und seichten Synthi-Klängen sorgen zwar in der Mitte des Albums für Abwechslung und einige Überraschungsmomente, sind im Vergleich zu den anderen Songs allerdings nur als zweitklassige, etwas zu stylish und gesetzt daherkommende Füllsel zu betrachten.
Völlig aus dem Rahmen des Albums fällt dann das abschließende, charmant garagig scheppernde ‚Working Overtime‘, das wohl so etwas wie eine Art Nachfolger zur fulminanten JOY DIVISION-Reminiszenz ‚Rock The Shack‘ von [I]Get Ready[/I] darstellen soll und mit seiner Nähe zu den SMITHS augenscheinlich als einzig wirklich expliziter 80er-Retro-Bezug verstanden werden will.

NEW ORDER verfolgen auf [I]Waiting For The Sirens‘ Call[/I] einen anderen musikalischen Ansatz als auf [I]Get Ready [/I] und setzen diesmal mit einer beeindruckenden Leichtigkeit größtenteils auf einen, mit den klassischen NEW ORDER-Ingredienzen versehenen funkelnden (Gitarren-) Pop mit wunderbaren Melodien, den die äußerst entspannten Endvierziger auch im 25. Jahr ihres Bestehens immer noch lässig aus dem Ärmel schütteln.

NEW ORDER
[I]Waiting For The Sirens‘ Call[/I]
(London Rec./ Warner Music)
VÖ: 29.03.05

www.neworder.de
www.warnermusic.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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