NICOLAS STURM – Doppelleben (EP)


Macht doppelt glücklich.



Sich der Liebe und dem Leben als zentralen und über allem schwebenden Themen zu bedienen, ist als Musiker ein durchaus plausibler Griff. Wie jeden anderen, zumindest nicht völlig abgestumpften Menschen beschäftigt eigenes und fremdes Gefühlsleben natürlich auch Liederschreiber und angeschlossene Musikanten, lässt sich in glückselige, schmerzliche oder konfus-irritierte Melodien und Textstrukturen verweben.

Auch NICOLAS STURM versucht nicht auf Teufel komm raus neue Territorien zu erschließen, sondern weitet die Liebe an sich sogar noch ein wenig aus. Auf das Drumherum seiner neuen EP Doppelleben beispielsweise, die zum einen mit ihren zehn Stücken nicht nur eher wie ein Album anmutet, sondern gleichzeitig auch so herzzerreißend mit Sinn zum Detail aufgemacht ist, dass man sie zunächst bewundernd hin- und herdreht und sich gar nicht recht traut, die CD aus dem Layer zu drücken. Der Silberling an sich hat jedenfalls diesen schnöden Namen nicht verdient, sondern ist schwarz wie die Nacht und tarnt sich überaus authentisch als Vinyl, das „Doppelleben Textblatt“ ist tatsächlich eines und klebt, wie mit einem Pflaster verarztet – greifbare Metapher zum Herz(schmerz)? – gleich gegenüber. Hübsch sieht das aus.

Hübsch ist aber vor allem, was sich auf der Platte verbirgt. In leicht knarzigem, gleichzeitig jedoch grazilem Wechselspiel aus gitarren- und schlagzeugunterlegter melancholischer Besonnenheit und vordergründig beschwingter Sorglosigkeit kredenzt Herr STURM entzückend poetische Musikhappen, die klangvolle Namen tragen wie ‚Regenhunde No. 53‘ oder ‚Träumungsschlussverkauf‘ – die Referenzen an andere Indie-Folk-Künstler à la Gisbert zu Knyphausen sind an dieser Stelle völlig legitim.

Die einzelnen Titel selbst schließlich enthalten Zeilen, die isoliert betrachtet vermeintlich profan klingen, zugleich doch aber genau das widerspiegeln, was im zwischenmenschlichen Bereich oft bittere – und daher gern ignorierte – Wahrheit darstellt. Als plakatives Beispiel finde hierfür das von Stereo Total entliehene ‚Schön Von Hinten‘ Erwähnung, welches möglicherweise und im Ursprung noch nicht mal ganz so todernst gemeint war: „Wie soll ich mich nach dir sehnen / wenn du stets bei mir bist“. Oder Verse, die, mit Träne im einen und Zwinkern im anderen lyrischen Augenwinkel, so manches Kopfkino aufsummieren: „Die Gedanken sind nicht frei, von wegen / Sie zwingen dich in ein Doppelleben / Und geben dir mit großer Geste / Zum Überleben ein paar Krümel ab“ (‚Doppelleben‘).

Ein rundum gelungenes Päckchen also, das sowohl akustisch als auch optisch zu erfreuen vermag!

NICOLAS STURM live in Berlin
Montag, 03.05.10 // Kaffee Burger und Dienstag, 04.05.10 // Intersoup

NICOLAS STURM
Doppelleben (EP)
(OMAHA Records)
VÖ: 26.04.2010

http://herzkammer.blogsport.de
http://www.myspace.com/sturmmusik
www.omaha-records.de

Autor: [EMAIL=verena.gistl@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Verena Gistl[/EMAIL]

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