Es gibt sie wieder: die einsamen Barden und Gitarristen. Die neue Welle des Dark Folk und Dark Americana der 2010er hat die One-Man-Bands zurückgebracht. NOBLE HOBO aka SKYLER JENKINS aus Detroit ist einer jener Singer/Songwriter, die es ganz allein schaffen wollen. Sein selbstbenanntes Debüt versammelt sieben Songs an der Akustikgitarre bzw. dem Banjo.
Klassisch an der Klampfe gedenkt er in „Graveyard Shift“ „all the songs I’ve sung“ und kündigt „the ones still yet to come“ an. Den Anschluss bildet ein dynamisches Banjo in „I’ll Fly Away“. Hier äußert sich ohne Bitterkeit, aber mit grummeliger Männerstimme der Wunsch, in ein paar Tagen in den Himmel zu kommen. Dieser Southern Gothic setzt sich in den kommenden Songs fort.
Doch warum diese Todessehnsucht? In „Fake Happy“ versucht er sich als depressiv und arm zu erklären: „I’ve been low down, I’ve been lifted high, even had a couple dollars from time to time.“ Weder Liebe, noch Geld oder ein neuer Job könnten ihm helfen. Oder rettet doch die Liebe? Denn im zarten „Last Night“ wird es doch romantisch. Holzfäller-romantisch. In „Fare Thee Well“ kämpft er mit sich, um lieben zu können, denn es lohnt sich: „The old shall fall. The new shall rise. And out of darkness will come new hope.“ Er träumt in „Chop Wood, Carry Water“ davon, aich mit seiner Frau eine Hütte außerhalb der Zivilisation aufzubauen. Es ist diese uramerikanische Siedler-Mentalität, die aus der Komplexität der Postmoderne ausbrechen will: „I’d feel less alone by myself in a forest than a room full of people on their phones.“
Noble Hobo
Noble Hobo
(Raccoon Radio Records)
VÖ: 13.08.2023