Das Lumpenpack – WACH

Na, läuft bei euch! MAX KENNEL und JONAS MEYER haben als DAS LUMPENPACK aus ihrer komischen Karriere das beste gemacht: Aus einer musikalischen Idee für den Poetry Slam wurde kein zweitklassiger Comedyact und auch kein drittklassiges Karnevalsduo für gelangweilte Erwachsene („Das ist witzig, weil…“) sondern eine Poppunkband für Spätjugendliche. Ihre Band ermöglicht ihnen das. Glück gehabt.

Dass man sich als junge ÄRZTE versteht, kennt man von früheren Alben. Überdeutlich wird das beim Opener „Gibt Schlimmeres“. Schon die Legenden aus Berlin, Berlin! eröffneten traditionell ihre Platten mit Songs, in denen sie ihre Punkwurzeln herausholten. Und auch die Lumpen müssen sich rechtfertigen: „Zu alt für Pop, zu schlecht für Jazz – Es bleibt der Rock“. Hier hämmern die E-Gitarren härter als üblich und es wird mündlich bestätigt, was die Ärzte schon feststellten: Dass Rocker im Zeitalter der digitalen Medien niemanden interessieren („Warum spricht niemand über Gitarristen?“). „Nur ein sehr bärtiger Typ schreibt in seinem Blog davon.“ Hey, stimmt!

Noch poppunkiger wird „Die Nacht“. Während die Ärzte 2003 in einem Song selben Namens die Nacht vergötterten, stellen sie das Lumpenpack als einzigen Rückzugsort aus der täglichen Selbstoptimierungshölle dar. Und Saufsongs wie „Danke, Liebe Leber“ gehen immer bei der Zielgruppe, die man sich jetzt ausgeguckt hat.

Ein seltsamerweise starker Song ist „Songs von Echt“, in dem sie ihre andere Inspirationsquelle ECHT zeilenweise zitieren. Ihr Dauerthema des armen Würstchens wird hier gerecht, dass man sich an die Schulzeit (also an die alten Echt-CDs) erinnert, wenn man als Erwachsener in der Beziehung nicht weiterweiß. Und es waren die SPORTFREUNDE STILLER, die mit ihrem Feature „Ein Kompliment“ (2002) der Deutschpopband eine gewisse Authentizität in ihren Texten bescheinigten.

Wo also bleibt hier etwas eigenständiges? Natürlich ist da die Poetry Slam-artige Betrachtung der Gegenwart: „Innerlich gleich I“ ist simpler Elektropop, der zu „Unverträglichkeiten“ als NDW-Track überleitet: Das postmoderne Würstchen darf dies oder das nicht essen und hat auch keine Zeit für Weltverbesserung („Genug Zu Tun“). Und wie beknackt die aktuellen Debatten sind („Ich Kann Das Alles Nicht Mehr“) und wie verwirrend die Coronakrise war („Holy Shit“), wurde vom Duo auch schon oft betont. Doch dass sie dem ganzen Mist da draußen jetzt richtig Rock entgegensetzen („Frieden Durch Lärm“), ist vielleicht nichts neues, aber richtig.

 

Das Lumpenpack
WACH
(Roof Records)
VÖ: 25.08.23

www.daslumpenpack.de

Live

11.10.23, Heidelberg, halle02
13.10.23, Leipzig, Felsenkeller
14.10.23, Berlin, Huxleys Neue Welt
15.10.23, Hamburg, Große Freiheit 36
19.10.23, Bielefeld, Lokschuppen
20.10.23, Dortmund, FZW
21.10.23, Köln, Palladium
22.10.23, Saarbrücken, Garage
01.11.23, Wiesbaden, Schlachthof
02.11.23, Stuttgart, Liederhalle
03.11.23, München, Backstage
05.11.23, Erlangen, E-Werk

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