Fleißig, fleißig: Noch im Februar verkleidete sich NOTHING, NOWHERE in Dark Magic als böser Ritter, um wieder Emo Trap zu machen. Jetzt singt er zu Folkrock mit traurigem Clownsgesicht: „I wanna be a cowboy!“ Ein bisschen größenwahnsinnig will er in diesem Jahr vier EPs rausbringen. Warten wir’s ab.
Der traurige Indietrack „Learn My Lesson“ mit LONTALIUS zeigt Style und Pop-Appeal. JOE MULHERIN singt wie ein kleiner Castingboy, Kollege EDDIE JOHNSTON wie ein alterfahrener Performer. Westerngitarre und Mundharmonika sollen die beiden gar als Countrysänger ausweisen. Gilt das jetzt als cool, seitdem BEYONCÉ sich die Sache aneignete? Doch Moment, das hat doch schon PINK 2003 hingekriegt, allerdings als Poprock „Trouble“ von TIM ARMSTRONG (RANCID).
Folksongs wie „In The Country“ reiten getragen und geschlagen dahin. Joe jammert vor lauter Einsamkeit vor sich hin. Den armen Kerl will man einfach nur in den Arm nehmen. „Cliché Lovers“ trieft vor Selbstmitleid: „Now I’m trying therapy. I’m quitting therapy with this SSRI apathy.“ Ja, Antidepressiva sind nicht für jeden geeignet. Er dürfte hier der Generation Z sehr aus der Seele sprechen.
Immerhin muss man zugeben: Er hat seinen Emo Trap wirklich ausgereift. Dank seiner Stilsicherheit, sowohl was Emo als auch Trap angeht, kann er mit „Honey“ oder „Shiver“ eine bittersüße Melange schaffen. Selbst Lofi-HipHop wird hier mitgedacht.
Es ist erstaunlich, wie dieser Musiknerd keine Genregrenzen kennt und sich überall Zielgruppen sucht, also auch im „strukturschwachen und ländlichen Bereich“. Diese Cleverness gepaart mit tiefer Melancholie ist postmodern und zugleich zukunftsgewandt. Denn statt KI-Gepose kann dieser Junge seit Kindheitstagen wirklich Gitarre spielen. Der wird seine vier Platten 2024 wirklich schaffen!
Nothing, Nowhere
Hell Or Highwater
(Many Hats Distribution)
VÖ: 28.06.2024