Wer in einem Elektronikdiscounter durch die DVD-Abteilung geht, findet mitunter sogar eine Rubrik „Konsumkritik“, in die Filme wie „Eine unbequeme Wahrheit“ sortiert sind. Ein paar Schritte weiter, in der CD-Abteilung, stehen die Alben von PETERLICHT, ein jedes ein großes fettes NEIN zu diesem Wirtschaftssystem. Der Titel des fünften (Das Ende der Beschwerde) ist reflexiv gedacht: Dem Kulturschaffenden ist klar, dass er letztlich auch nur eine Ware herstellt. Kritik ist für ihn insofern Blödsinn, weil niemand im Hier und Jetzt unschuldig sein kann. Daher auch seine frühere Kritik an Kritikern (‚Ihr Lieben 68er‘). PETER hat nur einen Wunsch: sich Auflösen in LICHT, eben keine Ware mehr sein.
So kann der Kölner sich auch seinen Indiepop erlauben, mit Band und nicht auf Elektronik beschränkt, seine Songs zu entwickeln – wieder mit Beistand von Produzent Jochen Naaf (POLARKREIS 18, BOSSE). In ‚Steigen/Fallen‘ hebt er bereits zu New Wave-Klängen ab, in der Single ‚Neue Idee‘ bittet er die Liebste, ihn aufzulösen: „Schaff mich ab!“ Auf dem Titelstück macht er gegen den FDP-Ideologen Peter Sloterdijk klar, dass es nichts bringt, sich egoistisch auf sich selbst zurückzuziehen, um an sich zu arbeiten: „Wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste“ – Umschwung beginnt im Kopf, aber endet nicht dort. Toughes Schlagzeug sorgt für den nötigen Drive zu diesem Protest.
Für das ‚Fluchtstück‘ mit seinem Theatermonolog wird die Hamburger Schule zitiert. Der Autor klingt versonnen in diesen Utopien und hantiert erneut mit klobigen Substantiven (‚Schüttel Den Barmann!‘). An die Pianoballaden von Melancholie Und Gesellschaft erinnert noch knapp ‚Der Neue Mensch‘.
Egal ob in der Privatwohnung oder im besetzten Haus gespielt: Jeder der LICHTS Musik hört, wird ruhig und konzentriert, schwingt mit, lauscht den Texten. Man hofft immer, PETER sei noch nicht ganz weg, sondern sendet uns von drüben noch ein paar Strahlen.
PETERLICHT
Das Ende der Beschwerde
(Motor Music)
VÖ: 28.10.2011
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