POPSTICKEL – Berliner Act des Monats | Juli 2012


Popmusik und Faustschlagsamples.



Update: POPSTICKEL am Freitag, 19.10.12 live in Berlin @ Rosi’s (w/ NIAS)

POPSTICKEL, das aus dem Nukleus Johannes und Andreas Stickel hervorgegangene, inzwischen fünf Mitglieder umfassende Berliner Bandprojekt, haben im Juni dieses Jahres ihre neue EP What To Do via Motor Digital veröffentlicht. Die sechs Stücke der EP dokumentieren auf beeindruckende Weise sowohl die hohe Musikalität sämtlicher Bandmitglieder als auch das von den explosiven Live-Performances bekannte hohe Energielevel, besticht What To Do doch durch eine wahrhaft rasant-groovige Melange aus Rock, Funk und Electronica von enormer Hitdichte.

Kurz vor der EP-Release-Show im Chesters am kommenden Freitag (10.08.) w/ MONA LA PHONA stand uns Sänger und Schlagzeuger Johannes Stickel noch für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Popmonitor: Eure neue EP What To Do wurde am 15.06. dieses Jahres via Motor Digital veröffentlicht. Waren mit dieser Veröffentlichung gewisse Hoffnungen verbunden und inwieweit hat sich knapp zwei Monate später davon vielleicht schon etwas erfüllt bzw. haben sich dadurch eventuell schon neue, ggf. unerwartete Türen geöffnet, die Euch als Band weiterbringen könnten?

Johannes Stickel: Für uns ist vor allem wichtig, dass unsere Musik nun endlich offiziell öffentlich ist. Motor Digital bietet uns eine Plattform von der aus wir weiter am vorankommen arbeiten können. Wir sind uns durchaus bewusst, dass Motor jetzt nicht die große Marketingmaschine für uns anwirft. Aber der Name Motor macht gerade beim Booking, so ist unser momentaner Eindruck, schon einen Unterschied. Die Leute hören einfach die Musik mit mehr Offenheit, wenn man mit diesem Label in Verbindung steht. Die Veröffentlichung bietet uns abgesehen davon auch die Möglichkeit, unsere Musik rezensieren zu lassen. Und letztendlich wären wir wahrscheinlich auch nicht Act des Monats beim Popmonitor geworden, wenn es diesen Release nicht gäbe, worüber wir uns natürlich sehr freuen. Von daher sind wir mit dem Effekt durchaus zufrieden.

Würdet Ihr die Veröffentlichung der EP auf Motor Digital als eine Art logische und schon immer intendierte Konsequenz eurer bereits seit 2007 andauernden Bandhistorie betrachten, der jetzt als Höhepunkt möglichst noch ein Full-Length-Album folgen soll?

Wir sehen es vor allem als Abschluss eines Kapitels. Wir haben in die Produktion der Stücke vor einigen Jahren sehr viel Arbeit reingesteckt und freuen uns sehr, dass dieser Schritt nun passiert ist. Es hat uns ermutigt, weiterzumachen und diesem Schritt dann auch den nächsten folgen zu lassen. Ja, wir schreiben intensiv an neuen Stücken und es wird dann auch eine Albumproduktion folgen. Wann dies soweit sein wird, ist aber noch nicht ganz abzusehen.



Ihr habt ja zunächst als Duo begonnen und Eure erste EP (Kisses, won’t you leave) noch in bester DIY-Manier am Rechner produziert, inzwischen ist Popstickel ein fünf Mitglieder umfassendes Bandprojekt. War diese Erweiterung irgendwann eine bewusste Entscheidung eurerseits oder hat sich das durch ggf. neue Kontakte/Bekanntschaften mit anderen Musikern im Laufe der Jahre quasi organisch so ergeben und war vielleicht auch eine zwingende Notwendigkeit für eine adäquate Live-Umsetzung?

Die Stücke waren eigentlich von vornherein für eine Bandumsetzung konzipiert. Das macht aus unserer Sicht auch den Prozess des Komponierens klarer. Man weiß, welche Instrumente man zur Verfügung hat, und diese Festlegung gibt dann die Linie beim Arrangieren und Schreiben vor. Es war uns wichtig, dass es live umsetzbar ist, ohne dabei mit Klick und 1000 Samplern auf der Bühne sitzen zu müssen. Es gab also schon immer den Wunsch, eine größere Band zu haben und nicht nur ein Duo. Wobei natürlich auch das seine Vorteile hat.

Wie muss man sich die Entstehungsweise neuer Songs im nunmehr vielstimmigen Bandkontext vorstellen, haben alle Mitglieder Mitsprache- bzw. Kompositionsrecht oder gibt es seitens der „Masterminds“ Stickel eine Vorgabe nahezu fertiger Songs, die von den übrigen Mitgliedern lediglich abgenickt und ggf. hier und da ergänzt/variiert wird?

Die Songs schreibe in ihrer Grundform immer noch ich. Aber ich bin sehr offen für Vorschläge, Veränderungen etc. Ich bin nun mal z.B. kein Gitarrist, und viele gute Dinge ergeben sich ja erst durchs Spielen der Songs. Erst da sieht man auch oft, was wirklich funktioniert, oder was den Song voranbringt. Von daher würde ich hier sicher nicht von „abnicken“ sprechen. Da alle Musiker auch in anderen Projekten tätig sind, ist aber viel Vorarbeit einfach notwendig, weil nicht so viel gemeinsame Probenzeit möglich ist. Und dementsprechend gibt’s dann auch manchmal schon recht detaillierte Ideen darüber, was die Musiker spielen könnten. Ich lass mich aber immer gern von der besseren Idee überzeugen, und die gibt’s des Öfteren…

Die Songs Eurer neuen EP zeichnen sich durch eine extreme Tanzbarkeit und Anleihen aus Rock, Electronica, Funk und Soul aus, Ihr selbst betont sympathischerweise und im Gegensatz zu vielen anderen Hauptstadt-Acts relativ unprätentiös eine Einordnung Eures Sounds als Popmusik. Koketterie oder ehrlich empfundenes Anliegen?

Reduziert man die Stücke auf Harmonie und Melodie, sind es nun mal sehr klare Popstrukturen. Erst durch den Einsatz spezieller Sounds, Effekte etc. entsteht dann der ‚Popstickel’-Sound.
Wir haben auf jeden Fall keinerlei Berührungsängste mit diesem Genre, letztendlich soll es uns gefallen, und was dabei rauskommt, ist halt nun mal eingängig und damit dann auch poppig. Und das kann man von uns aus auch ruhig so nennen.

Eine Art outstanding Merkmal stellt bei Euren Live-Shows die Einbindung zweier Schlagzeuge dar, wie ist es dazu gekommen und welche (zusätzlichen) Möglichkeiten ergeben sich dadurch in der Live-Performance?

Ursprünglich bin ich ja nicht Songwriter oder Sänger, sondern Schlagzeuger. Und als die Band startete, gabe es einfach keinen Drummer, der mir wirklich zugesagt hätte, so dass ich die ersten Gigs sowohl getrommelt als auch gesungen habe. Als endlich der richtige gefunden war, hatte ich mehr Platz, mich auf den Gesang zu konzentrieren. Das Alleinstellungsmerkmal des singenden Schlagzeugers wollten wir aber auf keinen Fall verschenken. Und es macht einfach auch sehr viel Spaß mit einem gutem Drummer zu zweit auf der Bühne zu sein! Die Band hat dann einfach noch mal ein gutes Stücke mehr Druck, und inzwischen gibt es sogar ein kleines Drumbattle. Sehr unterhaltsam und groovy!

Wie schätzt Ihr die gegenwärtige Situation für neue bzw. eher unbekannte Berliner Bands/Acts ein, insbesondere auch, was Auftrittsmöglichkeiten bzw. die Steigerung des Bekanntheitsgrades betrifft? Ihr habt zuletzt ja u.a. in solch unterschiedlichen Locations wie Kaffee Burger oder Quasimodo gespielt, wie zufrieden seid Ihr generell mit der Resonanz auf Eure Livegigs?

Live schaffen wir es im Laufe eines Konzerts eigentlich immer, das Publikum für die Musik zu begeistern. Ob das nun in Berlin oder ausserhalb ist. Als relativ unbekannte Band ist es aber tatsächlich nicht ganz einfach, in den „besseren“ Klubs dieser Stadt zu spielen. Wir erhoffen uns, wie schon anfangs erwähnt, durch die Veröffentlichung der EP eine Verbesserung dieser Situation.

Fühlt Ihr euch einer bestimmten Berliner Szene zugehörig bzw. strebt Ihr nach Austausch, Vernetzung oder Kollaborationen mit anderen Berliner, ggf. auch genrefernen Musikern?

Wir sehen uns jetzt nicht wirklich im Zusammenhang mit einer bestimmten Szene. Wir stehen aber in Kontakt mit vielen anderen Bands/Produzenten und Songwritern, mit denen wir auch zusammenarbeiten, dann aber nicht im „Popstickel“-Kontext.

Als Produzenten, Toningenieure und Studiomusiker seid Ihr auch in zahlreiche andere Projekte involviert, mit POPSTICKEL habt Ihr bspw. Musik zu einer Arte-Dokumentation über Bud Spencer beigesteuert (etwas überraschend, da musikalisch nicht zwingend naheliegend), wie kam es dazu und seid Ihr tatsächlich große Bud-Spencer-Fans?

Wir sind tatsächlich große Bud-Spencer-Fans. Wir leben das zwar jetzt nicht mehr so aus, aber Bud Spencer war unübertrieben der größte Held unserer Kindheit. Da konnte niemand anderes mithalten. Der Cutter dieser Doku kannte Popstickel und den Song mit dem berüchtigten Faustschlagsample („Have To“). Der ganze Anfang der Doku wurde dann auf diesen Song geschnitten und von da ab war die Produzentin ziemlich begeistert von Popstickel, so dass auch weitere Stücke benutzt wurden. Und wir waren ziemlich stolz, auch weil wir ihn ja dann zur Premiere im Babylon getroffen haben.

Wie sehen Eure weiteren Pläne für das zweite Halbjahr 2012 aus, gibt es bspw. schon Pläne für neue Studio- resp. Albumaufnahmen oder auch eine Deutschlandtour?

Wir planen Konzerte für die zweite Hälfte des Jahres in Berlin, aber auch deutschlandweit. Für das geplante Album sind wir gerade einfach vor allem am Material sammeln. Es gibt schon eine ganze Menge neuer Songs, und irgendwann werden wir dann einen Strich ziehen und schauen, welche Songs zusammen ein gutes Album ergeben können. Wann dieser Strich gezogen wird, ist aber noch nicht geklärt.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Die EP:

POPSTICKEL
What To Do
(Motor Digital)
VÖ: 15.06.2012

www.popstickel.de
http://soundcloud.com/popstickel/sets
www.facebook.com/pages/popstickel/107391979301921

Fotos © Popstickel
Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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