Es ist gar nicht mehr leicht für angestammte Punkbands, im heutigen Musikbusiness durchzubrechen und auf sich aufmerksam zu machen. RISE AGAINST hatten nie einen supertollen Stand in Europa und auch die letzten Alben wie Nowhere Generation haben da nicht geholfen. Die dazugehörige Sessions-EP (2021) und Anschluss-EP II (2022) blieben erst recht unbekannt. Nun soll es zum ersten Mal Produzentin Catherine Marks (BOYGENIUS, THE WOMBATS, MANCHESTER ORCHESTRA) richten.
„Nod“ weist als Opener einen gleichzeitig krachigen und zusammengedrückten Sound auf. Dieser Neorock hat nicht mehr viel mit Punk zu tun. Das ist eine Entwicklung, die wohl stark von Sänger TIM MCILRATH (Gitarre) ausgeht. Er klingt stimmlich persönlicher und verzweifelter. Im Post-Grunger „I Want It All“ versucht er seine Band und Fans offenbar davon zu überzeugen: „Can’t run, if we never crawl. Big wave, get your head above, loose change, don’t you want it all? Yeah, I want it all!“
Das Titelstück klingt erstaunlich episch nach Hair Metal-Bands der 80er wie WHITESNAKE. Zwischen Akustikgitarre und Stadion-Musik ist es hier nur ein kleiner Schritt. Songs wie „Damage Is Done“ verbleiben mitreißend und toll geschrieben. In diesem neuen Stil taucht auch „Black Crown“ auf, auch wenn es sich um ein Feature mit ANDY HULL von Manchester Orchestra handelt. Es fügt sich dank dem leidenschaftlichen Gesang McIlraths problemlos in die Tracklist.
„Soldier“ ist dann nur noch ein Wiederaufwärmen von „Hero Of War“. Rise Against sind hörbar älter geworden und wollen niemanden mehr wehtun, auch wenn sie in „State Of Emergency“ etwas anderes behaupten. Man hat sich mit seiner Gefolgschaft derart verbrüdert, dass man sich in sie zurückzieht. In der zweiten Trump-Ära wirkt die Band ratlos: „We’re digging in the mines for gold long gone. When everything we thought we always knew turns out wrong, how do we hold on?“ („Gold Long Gone“)
RISE AGAINST
Ricochet
(Loma Vista)
VÖ: 15.08.2025
Live
26./27.06.26, Münster, Vainstream Festival
