Rocktreff | „Für uns ist das nicht nur ein Festival, sondern eine Gemeinschaft.“ | 5.-7.7. | Volkspark Mariendorf

Vom 5. bis 7. Juli findet im Volkspark Mariendorf wieder der „Rocktreff“ statt. Seit 40 Jahren wird hier Newcomer-Bands die große Bühne geboten und der Bevölkerung ein kostenfreies Festival. Das „Rocktreff“-Team erinnert sich an frühere Zeiten und hochmotivierte Jugendliche. Für sie sprechen Björn Kramm (32) und Christopher Land (29).

Wie kommt es, dass ihr euch ehrenamtlich für ein Festival engagiert?
Björn: Mich hat 2011, als ich noch im Abitur war, ein Kumpel eingeladen, der selbst einen Auftritt hatte. Dominik, der inzwischen auch zum Kernteam gehört, suchte damals wie viele andere für seine Band Auftrittsmöglichkeiten. Wir unterteilen hier als Team unsere Aufgaben in „Gewerke“ und ich bin jetzt mit für die Bandbetreuung zuständig.
Christopher: Ich habe 2014 diesen Freundeskreis einfach in einer Bar kennen gelernt und bin dann reingerutscht. Ich gehöre zum Videogewerk.

Wie hat das alles angefangen?
Christopher: Die Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Mariendorf ist bis heute kulturell mit vielen Angeboten aufgestellt. Damals gab es bereits mehrere Bandprojekte vor Ort, z.B. mit den Konfirmanden. Zum 40. Jubiläum wird auch ein Mitbegründer dabei sein: Der heutige Prof. Dr. Michael Abou-Dakn. Er hatte die Band DIE GMBH, mit der er auftreten wollte und organisierte dann mit anderen Bands den „ersten Tempelhofer Rocktreff“ am 15. September 1984. Hier spielten fünf Gruppen an einem Tag. Jetzt haben wir 16 Bands an drei Tagen zu bieten.
Björn: Aus dem Keller der „Jungen Gemeinde“ wurde mehr und mehr ein Proberaum, das Orga-Zentrum und seit ein paar Jahren haben wir hier auch ein eigenen kleinen Konzertsaal: die „kellerROCKbar“.

Warum ist der Volkspark Mariendorf der Stammplatz für den „Rocktreff“?
Björn: Es war das einzige ordentliche Stadion in der Nähe. Die Kooperation der Kirchengemeinde Mariendorf und dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg konnte das ermöglichen. Lediglich für zwei Jahre musste man auf die Hockeyfelder vor dem Stadion ausweichen, bzw. auf den damaligen Carl-Zeiss-Baugrund. Die Trägerschaft wird inzwischen vom CPYE e.V. übernommen.

Was ist für euch das Besondere am „Rocktreff“?
Björn: Für uns ist das hier nicht nur ein Festival, sondern eine Gemeinschaft. Man schafft miteinander Großes und hat jedes Jahr eine wirklich intensive Auszeit von der Arbeit, auf die man stolz sein kann.
Christopher: Wie sehen darin kein kommerzielles Festival, sondern ehrenamtliche Jugendförderung in mehrerlei Hinsicht: Das sind ja nicht nur die Schüler- und Jugendbands, die auf der Bühne stehen. Wir haben Gemeindekonfirmanden und Schüler, die wir direkt in die Arbeit der Gewerke einbeziehen. Hier können sie oft zum ersten Mal in ihrem Leben Verantwortung übernehmen. Manche haben schon über das Thema ihren Ausbildungsplatz gefunden. Viele im Kernteam sind seit ihrer Jugend dabei.

Sind Generationswechsel nicht auch mit Problemen verbunden?
Björn: Nicht unbedingt, wenn man miteinander redet. 2014 war ein sehr gutes Jahr. Die Organisation war so professionell, dass viele Jugendliche motiviert wurden. Manche wollten sogar ihr eigenes Ding machen. Als 2015 jüngere und ältere Engagierte wieder zusammenfanden, war das ein sehr kreativer Prozess, aus dem etwa die „Kellerrockbar“ entstand.

Was waren die schlimmsten Jahre des Projektes?
Christopher: Im Frühjahr 2020 hatten wir alle Planungen im Kasten und dann kam im März Corona und alles fiel aus. Davon waren wir noch 2022 traumatisiert, als monatelang in der Schwebe war, ob wir unser Festival durchführen durften. Die Hygienekonzepte waren riesig und die Rückkehr in die Prozesse teilweise nicht einfach. Wir haben auch Ehrenamtler durch Corona verloren.

Wie funktioniert die Organisation in „normalen Zeiten“?
Christopher: Ab September beginnen die Planungen und Absprachen mit den Behörden, z.B. zu schauen, dass das Stadion nicht wegen der Fußballsaison belegt ist. Vorteilhaft für uns ist die letzte Woche vor den Sommerferien, die es Schulen eher erlaubt, Schüler für uns freizustellen.
Björn: Schon allein der Auswahlprozess der 16 Bands im Frühjahr dauert einen ganzen Tag. Wir haben 200-300 Bands, die sich bewerben. Wir priorisieren natürlich Schülerbands. Für manche war der „Rocktreff“ schon Sprungbrett. 2013 sah ich etwa HURRICANE OF CHANGE bei uns und ein Jahr später auf dem „Summer Breeze“. Aber uns ist auch Abwechslung wichtig. So waren im letzten Jahr z.B. auch die DUKES dabei. Diesmal treten zum Beispiel auch DEKADENZA auf.

Und wann habt ihr am Meisten zu tun?
Christopher: Im Grunde startet die heiße Phase vier Wochen vor dem Festival. Dank Alex TV konnten wir 2022 den Rocktreff erstmals live ins Fernsehen bringen. Seit letztem Jahr produzieren wir alles selbst. Neben dem normalen Programmheft hatten wir 2023 entsprechend auch einen eigenen Livestream für den Rocktreff-Channel vorzubereiten. Zusammen mit Alex TV zeigten wir „Rockdaileys“, also tägliche Videos von unserer Arbeit für die sozialen Medien.
Björn: Für mich ist es jedes Jahr lustig, wenn wir zu Anfang der Festival-Woche alle mit unseren Rucksäcken auf dem Platz stehen und uns auf die gemeinsame Zeit freuen. Nach der Sicherheitseinweisung läuft dann alles wie ein dirigiertes Orchester ab. Das sind 100 Leute zwischen 16 und 80 Jahren, die da miteinander arbeiten und täglich wächst der Platz mit Bühne und Ständen.

Rocktreff 2024: 5.-7.7.24, Berlin, Volkspark Mariendorf

www.rocktreff.de

www.youtube.com/@ROCKTREFF

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