Die Postrock-Bewegung sah sich sowohl als Fortführung wie auch als Dekonstruktion des Rock. Nun ist auch sie am Ende. Doch im Norden, in Malmö, wo die Winter noch kalt und die Clubs noch heiß sind, da feilen noch immer SCRAPS OF TAPE an ihren Songs. Das schwarze Cover ihres fünften Albums Sjätte Vansinnet (dt. „Sechster Wahnsinn“) ziert der Ouroboros, die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt – jenes uralte Symbol also, das für Ende und Neubeginn steht. Nimmt da etwa jemand den Hut?
Die SCRAPS OF TAPE sind fünf Kerle mit ordentlich Tragik in der Stimme und Wumms auf den Gitarren. Im Opener stellen sie sich als ‚We, The Leftheaded‘ vor. Warum nicht ein Gitarrensolo an den Anfang setzen? Das macht Sinn, denn das Solo ist zentral auf diesem Album. So etwas wie Refrains befanden diese Herren schon immer für überbewertet. Da wird lieber heftig mit der Gitarrensäge losgemäht. Dass man auf Gesang verzichten kann, wenn die Melodie interessant bleibt, zeigt der Anschlusstrack ‚Fuga‘ oder das Stück mit dem wohlklingenden Titel ‚Teardrop Fucking Dropkick‘.
Nun wird es Zeit für Melancholie-Indie (‚Hands In Hands‘) und mit ‚Vultures With High Heels‘ für ordentlich Noise. Ein unglückliches, aber ausgereiftes Stück Postrock ist dann ‚Log Cabin‘ mit hämmernden Gitarren-Glockenschlägen.
Durch dieses Wirrwarr an Einflüssen muss sich der Hörer selbst einen Weg bahnen und der Band achtsam folgen, um ihre Kapriolen zu verstehen. Denn ihre Songs hängen aneinander. Es ist ein Klangtunnel ins bodenlose Nichts, zu dem die Band unterwegs ist, zur Nichtigkeitsangst selbst: „Into your darkness we’re falling.“ (‚A Neverending‘). Da schwimmen sie dahin. Wenn es einer ist, dann ist es ein grandioser Abschied.
SCRAPS OF TAPE + INDIAN SUMMMER WESTWARD HO! am Samstag, 22.03.14 live in Berlin @ Schokoladen
SCRAPS OF TAPE
Sjätte Vansinnet
(A Tenderversion Recording)
VÖ: 28.02.14
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