Minimalistischer Noiserock für Puristen.
Sieben Jahre nach 1000 Hurts erscheint nun der lang ersehnte Nachfolger der Band um Multitalent Steve Albini, die wie kaum eine andere Band in der Vergangenheit Anpassungen an musikalische Trends und die Markt-Mechanismen der Plattenindustrie verweigerten und fast vollständig auf Promotion ihrer Veröffentlichungen verzichteten.
Dass SHELLAC trotzdem als eine der einflussreichsten Bands im Indie/Noise-Spektrum gehandelt werden, ist wohl gerade dem unverwechselbaren Sound der Band zuzuschreiben, einer feinen Komposition aus Todd Trainers unstetigem aber präzisem Schlagzeugspiel, den massiven Basswänden Bob Westons, und Albinis scheppernden Gitarrenriffs, die nicht weniger schneidend sind als sein zorniger Sarkasmus.
Und auch auf Excellent Italian Greyhound wird nichts dem Zufall überlassen. Nervöse Snaredrum-Schläge eröffnen den Opener ‚The End of Radio‘, dunkle, verschleppte Basslinien untermalen hypnotisch und lauernd die ironischen Phrasen Albinis, bevor ein wütendes „Can you hear me now?“ sich überfallartig in einen metallischen Gitarrenreigen entlädt, der schnell klarstellt, dass hier der Ernstfall nicht nur geprobt wird.
Im weiteren Verlauf des Albums begegnen dem Zuhörer Noiserockschule nach alt bewährtem Rezept (‚Steady As She Goes‘, ‚Elephant‘), melodische Instrumental-Harmonien, die für sich sprechen (‚Kittypants‘, ‚Paco‘) und das schwer zugängliche ‚Genuine Lulabelle‘, das auf beinahe 10 Minuten schwere Akkordfolgen, A-capella-Gesangseinlagen und gesampelte Off-Texte des amerikanischen Sprechers Ken Nordine aneinanderreiht. Highlights sind die Punkhymne ‚Spoke‘ und das furiose ‚Be Prepared‘, das sich zwischenzeitlich in einen Mid-Tempo-Shuffle wandelt.
SHELLAC verlassen sich wieder weitgehend auf den Sound ihrer Instrumente und verzichten auf eine aufgeblähte Produktion. Alles in allem weiß Excellent Italian Greyhound die hohen Erwartungen zu erfüllen und markiert wenn auch nicht das beste Album der Band, so allemal ein solides. Und das ist bekanntlich immer noch besser als fast alles Vergleichbare und Steve Albini natürlich sowieso schnuppe. Für Fans ein Muss: Die LP erscheint wieder inklusive der CD-Version.
SHELLAC
Excellent Italian Greyhound
(Touch And Go/ Soulfood)
VÖ: 08.06.2007
Autor: [EMAIL=arne.wellding@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Arne Wellding[/EMAIL]