SLEATER-KINNEY – No Cities To Love

Sleater Kinney No Cities to Love 750
Die Ikonen der Riot-Grrrl-Bewegung sind zurück! Zeit wurde es…

 

SLEATER-KINNEY gründeten sich vor 21 Jahren in einer Phase der Riot-Grrrl-Bewegung, als diese, zugegeben, ihren Höhepunkt schon hinter sich gelassen hatte. Dennoch avancierten Sängerin und Gitarristin CARRIE BROWNSTEIN und CORIN TUCKER sowie Schlagzeugerin JANET WEISS zu einem Sprachrohr des musikalischen Feminismus, das auch 2015 an Relevanz und Schärfe nichts einzubüßen hat. Mit ihrem nunmehr achten Album No Cities To Love meldet sich die Band nach einer neunjährigen Schaffenspause zurück und weiß dabei auf ganzer Linie zu überzeugen.

No Cities To Love ist ein dynamisches und energetisches Post Punk Album, das seine Krallen tief im Indie Rock vergraben hat. Dabei kommen textlich die politischen und sozialen Botschaften, die für eine Band wie SLEATER-KINNEY ein integraler Bestandteil ihrer Songs sind, nicht zu kurz. Schon der Opener „Price Tag“ ist eine Hymne des Konsumerismus, in der Kritik an blindem Konsum in einkommensschwachen Verhältnissen geäußert wird, nur um auf diesem  Weg ein kurzes Gefühl der Befriedigung zu erhaschen. Produktionsbedingungen und Qualität der Ware sind dabei zweitrangig. Ein schwieriges und wichtiges Thema, präsentiert in einem Groove, der einen auf die Tanzfläche ziehen möchte.

Dies zieht sich nahezu auf dem gesamten Album durch. Hauptsächlich ist diese dem verzierten Schlagzeugspiel von JANET WEISS und dem Gesangstalenten von BROWNSTEIN und TUCKER zu verdanken, die an einigen Stellen an KAREN O  von den YEAH YEAH YEAHS oder an ELEANOR FRIEDBERG von THE FIERY FURNANCES erinnern. Wobei BROWNSTEIN und TUCKER hier wohl eher die Inspirationsquellen sein werden, als umgekehrt. Schlagzeug und Gesang erzeugen eine Eigendynamik, die das Album zu einem Klassiker der Indie-Disco werden lassen könnte, obwohl zumeist heikle Themen verhandelt werden. Der musikalisch positive Vibe steht aber nur scheinbar in einem Kontrast zu den Inhalten der Texte. Vielleicht ist hier die übergeordnete Botschaft der Post Punk Indie Kracher, dass man sich und die Dinge, die einen belasten und stören, versuchen sollte nicht ernster zu nehmen als unbedingt notwendig. Man lebt eben nur einmal und das dann aber bitte richtig.

Im Titelsong „No Cities To Love“ geht es um Bindungsängste und wie diese den Alltag und die Gefühlswelt bestimmen. Ein Ruf zum Überdenken moderner Verhaltensnormen, zu dem man wieder getrost das Tanzbein schwingen kann. Mit „No Anthems“, dem sechsten Song auf dem Album, scheinen SLEATER-KINNEY ein Statement gegen eine vermeintliche Glorifizierung zu setzen und  das man das Leben und die Zukunft besser selbst in die Hand nehmen sollte, als darauf zu warten, dass es irgendwer schon machen wird. Dabei erinnern sie in Songaufbau und Gesang an die guten Zeiten von GOSSIP. Auch hier scheint die Einflussnahme jedoch anders herum zu sein. BETH DITTO scheut nicht davor bekannt zu geben, dass die Riot-Grrrl-Szene aus Olympia (Washington), der auch SLEATER-KINNEY bekanntlich angehören (Sleater-Kinney benannten sich nach einer Highway-Ausfahrt zwischen Portland und Seattle), einen gewaltigen Einfluss auf sie hatte.  Ein bisschen Glorifizierung kann in diesem Fall also nicht schaden. Zumal sich die Band ihrer Rolle innerhalb der Bewegung durchaus bewusst ist.

„Fade“ bildet als letzter Song auf No Cities To Love einen gelungen Abschluss für ein durchweg hervorragendes Album. Ein Song zum Reinlegen schön. Mit tiefgestimmten dröhnenden Gitarren und einem hallendem Gesang entwickelt der Song eine Entschleunigung die es so auf No Cities To Love sonst nicht gibt, nur um diese mit einer verspielten Hibbeligkeit zu brechen die in einen gefühlvollen und tieftraurigen Gesang akkumuliert. Ein Song für die Dauerschleife, der in einem heftigen Kontrast zu dem Rest des Albums steht.

Nicht nur für Fans und Anhänger der Riot-Grrrl-Bewegung und der Post Punk Szene ist No Cities To Love ein zu empfehlendes Album.  SLEATER-KINNEY sind zurück und bleiben dieses Mal hoffentlich länger auf der Bildfläche in Erscheinung. Zumindest in Form von Ohrwürmern scheint dies unvermeidlich.

SLEATER-KINNEY am 18.03.15 live in Berlin im Huxleys Neue Welt (verlegt vom Postbahnhof)

 

SLEATER-KINNEY
No Cities To Love
(Sub Pop)
VÖ: 16.01.2015

 

http://www.sleater-kinney.com
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