See the bones glow as they break free besingt RYAN LOTT alias SON LUX auf „Change Is Everything“ feierlich die Freiheit und macht mit dieser Ansage durchaus ernst: Für sein viertes Album hat der Multiinstrumentalist, Produzent und Sänger sein persönliches Musik-Projekt mit Gitarrist RAFIQ BHATIA und Schlagzeuger IAN CHANG personell aufgestockt, um jegliche Pop-Grenzen zu sprengen. Bones ist dabei reich an Textur, Rhythmik und Komplexität. Die Aufnahmefähigkeit des Zuhörers sprengt er damit aber gleich mal mit.
Sicher: Leicht erschließbar war der detailverliebte Mix aus Klassik und Futurismus des Amerikaners noch nie – egal ob solo oder im Team mit SUFJAN STEVENS und Rapper SERENGETI als SISYPHUS. Lott ist zwischen sinfonischer Theatralik und spiritueller Mystik zu Hause und lässt Flöten, Cellos, Baritonsaxophone und Klavierspiel auf abstrakten R&B, Electronica, Dub sowie Post-Rock treffen. Doch während Lanterns von 2013 die Waage zwischen Minimalismus und Maximalismus noch hielt, gerät das Ganze auf Titeln wie „This Time“ oder „White Lies“, in denen sich jedes Genre zur selben Zeit einen Platz erkämpft, zugunsten des Übermaßes aus dem Gleichgewicht.
Das düstere “I Am The Others” im Wechselspiel mit weiblichen Vocal-Lines sowie „Flight“ mit seinem hämmernden Beat und wildgewordenem Gitarrensolo schaffen immer noch große Momente und stellen Lotts unsagbares Produktionstalent unter Beweis. Vor lauter Experimentierfreude hätte er die restlichen Songs aber nicht mit Sound-Samples überladen müssen.
SON LUX
Bones
(Caroline / Universal Music)
VÖ: 19.06.2015