STEVE SMYTH live am 27.03.12 im Comet Club


:: A night out with a new ambassador of Blues – eine Antwort ::



Dieser Konzertbericht ist eine Antwort auf die Release) finde ich mich im Kreuzberger Magnet oder Comet – wer weiß das schon – ein. Die Bühnengröße ist zwar dem Bekanntheitsgrad angepasst, von einer ähnlichen Atmosphäre, wie du sie beschreibst, kann ich hier nicht schwärmen. Damit meine ich mitnichten das an lediglich zwei Händen und zwei Füßen abzählbare Publikum, denn jenes weiß, weshalb es dort ist, sondern das immer wiederkehrende Dilemma, dass es in Berlin einfach an wirklich guten Konzert-Locations mangelt – das ist ein anders, aber immer aktuelles Thema.

Spät bin ich nicht dran gewesen, denn bei Ankunft hält sich Mr. SMYTH noch vor besagtem Club auf und plaudert sichtlich guter Laune mit der einen oder anderen Dame. Und trotzdem, als ich den kleinen Raum betrete, ist schon ein Herr an der Gitarre auf der Bühne, um auf den Ehrengast einzustimmen. Meinem Versäumnis ist es geschuldet, dass ich nicht mit dem Namen dieses Musikers aufwarten kann. Soviel sei gesagt: Ich vermute, dass Bob Dylan-Platten den Löwenanteil seiner Kollektion ausmachen… Das ist nicht per se als Kritik zu verstehen, denn ich freue mich immer in dieser Techno-getränkten Stadt Folk-Seelen singen zu hören.

Und dann endlich betritt STEVE SMYTH fast unbemerkt das Podest: mit ihm seine verstärkte Gitarre und ein Schlagzeuger plus Instrument. Den Whisky ließ er wohl zu Haus, zumindest nimmt er ihn nicht mit hinter das Mikrofon. Wie er uns später schmunzelnd wissen lässt, geschah dies aus Gründen des übermäßigen Genusses die Abende zuvor, weswegen auch so manche Höhe nicht erreicht werden konnte. Wie auch bei Dir in London eröffnet SMYTH in Berlin mit ‚Barbiturate Cowboy and His Dark Horse‘. Er bellt, brummt, flötet mit einem Impakt, der mich an mein Herz greifen lässt – ja, ein Tränchen hätte gut fließen können, aber viel zu mitgerissen bin ich von der Stimmgewalt, von der Präsenz einer einzigen Person, die den ganzen Raum auszufüllen vermag. In gleicher Manier wie sein Vortrag ist seine Gestik. Er kann gar nicht anders, als sich von einer zur anderen Seite zu werfen, sich zu beugen und zu bäumen, jeden Song mit allen Fasern seines Körpers interpretierend. Nervosität, wie Du es beschreibst, kann ich hier nicht (mehr) feststellen – die Platte ist ja schon draußen, schon viele Konzertbesucher wurden beglückt; schon einiger Applaus geerntet. Vielmehr scheint er in Glückseligkeit gebadet, strahlt und gibt kurze Anekdoten zum Besten. Da vorne steht jemand, der Musik liebt und für den es wahrhaftig nichts Erfüllenderes gibt, als seine Musik just in diesem Augenblick mit der anwesenden Handvoll zu teilen. Dementsprechend trägt er auch LEADBELLYs ‚Sylvie‘ vor. Jemandem wie mir, die Cover-Versionen zunächst immer kritisch gegenübersteht, bleibt der Mund verschlossen oder eigentlich ist er vor Erstaunen weit geöffnet, als ob ich versuche, so noch mehr Energie als ohnehin in mich aufzusaugen. Ehrlicher kann man mit musikalischem Fremdmaterial nicht umgehen. Und auch Deiner Empfehlung, sich zu dem genussvollen Live-Erlebnis die gepresste Aufnahme anzuhören, kann ich nur beipflichten, denn die Qualitäten beider Varianten sind genuin und unverzichtbar!

Leider ist das intime Spektakel nach viel zu kurzer Zeit schon vorüber: keine JUANITA STEIN für ‚Stay Young‘ (er trägt diesen Song solamente vor, was den akustischen Balsam eine schmerzende melancholische Note verleiht) und auch keine Musikergäste auf der Bühne. Aber wenn ich es recht verstehe, ist der gebürtige Australier Wahl-Londoner und hat dort womöglich ein dichtes Netzwerk an fähigen und talentierten Freunden.
Ergriffen und wieder einmal beruhigt und euphorisiert zugleich, dass der Rock’n’Roll noch lebt, dass es noch Menschen gibt, die Musik atmen und dass nichts, gar nichts auf dieser Welt das ändern kann, trete ich in die Nacht hinaus.

Mit den besten Grüßen nach London!

P.S. Die etablierten THE SHINS am darauf folgenden Abend haben nicht nur im Vergleich eine müde und enttäuschende Show abgeliefert. Bei schlechtem Sound und bewährtem Rezept wurden die Tatort-Zuschauer mit Weißweinschorle in der Hand zwar bedient, das Musikliebhaberherz aber blutete – nicht zuletzt, weil ihr letztes Konzert in Berlin, als es noch um etwas ging, großartig war.

STEVE SMYTH live auf dem Haldern Pop Festival 09.08.-11.08.2012

STEVE SMYTH
Release
(TeenAgeRiot Music)
VÖ: 12.03.2012

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Autor: [EMAIL=alexandra.wolf@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexandra Wolf[/EMAIL]

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