Kaum eine Serie hat die 2010er und ihre 80er-Retromanie so definiert wie Stranger Things. Die Retro-Mystery-Fantasy-Coming-of-Age-Reihe verfolgte vier Vorstadtjungs, die im Kampf gegen Monster aus einer Paralleldimension erwachsen werden. Wie das Cover der vierten Staffel, welche seit dem 27. Mai auf Netflix läuft, anschaulich zeigt, ist die Gruppe um Freundinnen, Freunde und Eltern gewachsen, die alle gemeinsam immer wieder das Ende der Welt abzuwenden haben. Referenzen zur 80er-Popkultur, sprich Kinofilme und Popsongs, sind hier so allgegenwärtig, dass die Liebe verschiedener Generationen gesichert ist. Entsprechend erschien auch zu jeder Staffel eine Compilation der verwendeten Radio-Classics. Zur bisher wirklich kinoreifsten und besten Staffel, die an Dramatik, Witz und Romantik schwerlich zu überbieten ist, lohnt ein Blick auf die diesjährige Tracklist.
Waren Pop- und Rocksongs von Anfang an Begleitmusik der Serie, spielt diesmal ein Lied eine derart explizite und wichtige Rolle, dass der Hype tatsächlich KATE BUSHs „Running Up That Hill (A Deal with God)“ zurück in die Charts hievte. Erklärte sich Schauspielerin Winona Ryder (Joyce Byers) in Interviews zum großen Bush-Fan, ist es in der Serie Sadie Sink (Max Mayfield), deren Faible für den Titel ihr das Leben rettet. Die Idee, dass Popmusik einen Schutz vor der bösen Welt bietet, wird hier überdeutlich betont und wie viele junge Menschen sich in den 80ern dank ihrer Lieblingsmusik doch nicht das Leben nahmen, wird wohl nie geklärt werden.
Max erinnert sich übrigens mit „Dream A Little Dream Of Me“ in der Version von ELLA FITZGERALD & LOUIS ARMSTRONG an ihren ersten Ball. Auch spannend ist der Serienauftakt mit dem Remix von JOURNEYs „Separate Ways (Worlds Apart)“, wie auch in einem Bossfight ein Remix von Bushs „Running Up That Hill“ zu hören ist.
Die Musikkonzeption innerhalb der Dramaturgie ist teilweise atemberaubend: Zum einen ist da “Detroit Rock City” von KISS, das die Action einer Dungeons & Dragons-Runde anheizt und zum anderen ein Kampfesrocker auf einem Wohnwagendach mit „Master of Puppets“ von METALLICA. So erhalten die Jungs aus Hawkins mit Joseph Quinn alias Eddie Munson einen waschechten Metaller ins Team. Und mit Eduardo Franco alias Argyle ist nun auch ein Kiffer am Start. Selbst der neuen Pflichtübung, queere Figuren zu integrieren, kommt die Serie mit Maya Hawke (Robin Buckley) und Noah Schnapp (Will Byers) nach. Der Erfolg gibt den Machern recht.
Kein Wunder also, dass nun auch Musiker sich von ihr inspirieren lassen. Im Lofi-Hiphop beispielsweise erschien bereits Anfang Mai eine Dreamhop-Compilation und SUBTRAILSS plant für den 15. Juli die Single „The Upside Down“.
Stranger Things: Soundtrack from the Netflix Series, Season 4
(Sony Music Entertainment)
VÖ: 01.07.2022