Medieval Lofi – dito.

Seit dem 8. Juni veröffentlicht ein Lofi-HipHop-Projekt aus Melbourne nun bereits sechs LPs mit dem, was es Medieval Lofi nennt. Das Cover, das sich wie viele andere auch an dem sogenannten „Lofi Girl“ orientiert, symbolisiert recht gut, um was es geht: Die Kombination von Lofi-HipHop und Mittelalter-Folk. Dahinter steckt SOLAS COMPOSER, der bereits mehrere Werke in Subgenres wie keltischer Musik veröffentlicht hat. Vorbilder sind für ihn etwa Filmkomponist HANS ZIMMER, aber auch Pagan Folker DANHEIM.

Die Vermutung, dass wenn man zwei Minigenres addiert, sich einfach ein größerer Erfolg ergibt, stimmt nur leider nicht. Denn die beiden Zielgruppen bzw. Szenen passen schlichtweg nicht zusammen. Während sich die Lofi-Hörer im HipHop- und Indiebereich bewegen, wollen sich davon Fantasyfolk- oder gar Dark Folk-Fans gerade abgrenzen.

Fantasyfolk wurde in den letzten 20 Jahren aufgrund der weltweiten Begeisterung für Online-Rollenspiele geradezu inflationär produziert. Musiker wie ANDREI KRYLOV, ADRIAN VON ZIEGLER oder die Brüder BRANDON und DEREK FIECHTER veröffentlichen fast monatlich Soundtracks zu allen möglichen Untergenres wie Taverne, Elfen, Mystery, Slaven, Wikinger usw. Sie benutzen teilweise sogar die selben Cover.

Einen anderen Zugang haben Dark Folk-Künstler wie DUARTE ALVES oder ROTA FORTUNAE, die mit Ernsthaftigkeit versuchen, wirklich die Rolle des Barden im Wald zu übernehmen. Statt für die Massenbespaßung produzieren sie Akustikmusik als Identifikationmittel, was mal in die Gothic- mal in die Pagan-Schiene gehen kann.

Doch was ist auf den sechs Alben Medieval Lofi zu hören? Auf dem ersten Album dominiert klassische Akustikgitarre, die hier und da mit etwas von Synthies unterstützt wird. Es herrscht wie bei den Folgealben eine nachdenkliche Atmosphäre. Als Rhythmus werden HipHop- und Trapbeats genutzt. In „Memoriam“ oder „A Just King“ kommt auch Frauenstimme dazu.

Komplexer wird der Lofi-HipHop auf Vol. 2, bei dem auch Fantasyfolk-Elemente wie die Flöte auftauchen (z.B. in „Song Of The Free„). Im dritten Album ist die Akustikgitarre wie bei „Revenant“ nur eines von mehreren Instrumenten. „Timeless“ setzt sogar Elektrobeats ein. Bei „Clement“ von Vol. 4 dominieren Keyboardtasten. Und auf Vol. 5 folgt die Selbstverortung als „Lofi Bard“.

Die einzelnen Tracks sind in ihrer Mehrzahl leider sehr gleichförmig und weisen kaum wiedererkennbare Melodien auf. Warum man alle Alben auf einmal veröffentlicht hat, bleibt ein Rätsel.

 

Medieval Lofi
Medieval Lofi
(Selbstvertrieb)
VÖ: 27.06.2022

www.medievallofi.bandcamp.com

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