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Zwei hochklassige Singer/Songwriter gestalten einen bemerkenswerten Abend.
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Seit September ist der Kalifornier GLEN PHILLIPS, der sich als Sänger von TOAD THE WET SPROCKET dereinst einen Namen machte, mit seiner Familie unterwegs durch Europa. Zehn Monate soll diese Reise dauern und einen eigenen Blog gibt’s dazu auch.
Seit TEITUR ihn vor ein paar Jahren in Amerika supported hat sind die beiden befreundet, und so bot es sich für GLEN an, TEITUR auf dessen Deutschlandtour zu begleiten. So erwartet die Besucher in der gut gefüllten Kalkscheune ein reiner Singer/Songwriter-Abend.
Und zwar ein wirklich guter. GLEN PHILLIPS überspringt die Messlatte für Supportgigs bei weitem. Auch das Publikum ist vom ersten Moment an dabei und hängt förmlich an seinen Lippen. Nicht nur, dass er eine Menge wundervoller Songs dabei hat, er erzählt auch immer wieder kurzweilige Anekdoten zwischen den Songs und hat sichtlich Spaß an dem Abend, an dem zu allem Überfluss auch noch seine Tochter Sophia ihren elften Geburtstag feiert. Da sie anwesend ist, widmet ihr der Papa auch gleich noch einen Song und das Publikum reiht sich in die Reihe der Gratulanten ein. Sein RANDY-NEWMAN-Cover ‚Political Science‘ verbindet er mit der Freudenbekundung über das jüngste Wahlergebnis in seiner Heimat und die Ablösung von Donald Rumsfeld und spricht davon, wie schön es ist, dass es sich in den USA endlich mal wieder anfühlt wie in einer Demokratie. Er widmet den Song auch ausdrücklich dem geschassten Minister, seiner Ex-Kollegin Rice und Vorsteher Bush, da diese drei den Text (u.a.: „Asia’s crowded and Europe’s too old/ Africa is far too hot and Canada’s too cold/ And South America stole our name/ Let’s drop the big one
there’ll be no one left to blame us“) wohl voller Überzeugung und aus tiefster Seele mitsingen würden.
Da er den restlichen November in Berlin bleiben wird, stellt er auch einen weiteren kleinen Gig in der Stadt in Aussicht. (Mittlerweile ist dieser spruchreif und man sollte sich unbedingt am Dienstag, 21.11. um 22 Uhr im Avastar in der Kreuzberger Nostizstraße einfinden.)
Nach einer vom Publikum er- und bejubelten Zugabe (wohlgemerkt als Support) gibt er dann ab an TEITUR, den er nach eigenem Bekunden – es ist das letzte Konzert der gemeinsamen Tour – schon in diesem Moment vermisst.
TEITUR LASSEN ist seit seinem 2003er Album [i]Poetry & Aeroplanes[/i] der erfolgreichste Musikexport der Färöer Inseln, und sein neuestes Album [i]Stay Under The Stars[/i] hat seinen internationalen Erfolg noch weiter verstärkt. Sein nächstes Werk wird, wie er kürzlich verriet, ein Album speziell für seine Heimat auf Färöisch sein. Angesichts einer potenziellen Käuferschaft von knapp 50.000 Einwohnern verteilt auf die ca. 17 000 Haushalte des Landes ist das ein verrücktes aber durchaus sympathisches Vorhaben.
Und genau das passt auch perfekt zu TEITUR. Während er die ersten Songs des Sets, vorwiegend Stücke von [i]Poetry & Aeroplanes[/i], fast ohne Pause und frei von Interaktion mit dem Publikum spielt, taut er wenig später auf. Er stellt seine Mitmusiker vor und erzählt, den Schlagzeuger unterwegs aufgegabelt zu haben. Wenig später fällt ihm ein, dass er am Jahrestag des Mauerfalls in Berlin spielt und überlegt gemeinsam mit dem Publikum, wie man diesen Feiertag nennen könnte. Sein Vorschlag: „B-Day“, weil Birthday es ja doch nicht ganz trifft. In diesem Zusammenhang zieht er auch seinen Bassisten, dem das Datum nicht viel sagen will, auf, dass dieser ja auch erst 17 sei und von so etwas noch nichts wisse. Das entwickelt sich zum Running Gag und wird später auch auf das Thema Liebe angewandt.
Auch über die Songs erzählt er immer wieder kurze Geschichten. So stellt er das bisher unveröffentlichte ‚Guilt By Association‘ vor, mit der Geschichte zum Song, dass er nämlich mit einem Freund im Auto einen Tunnel auf den Färöer Inseln durchquert, am Tunnelausgang im Nebel angehalten, der Freund ein Gewehr aus dem Kofferraum geholt und in Richtung eines Hundebellens im Nebel geschoßen habe. Wenig später sei ihnen ein Hund mit Leine, aber ohne Halter aus dem Nebel entgegen gekommen und ein erschossener Mann habe im Nebel am Boden gelegen. „A true story“ versichert TEITUR.
Die Musik selbst ist natürlich auch erwartungsgemäß hochklassig, das Set gut gemischt aus [i]Poetry & Aeroplanes[/i] und [i]Stay Under The Stars[/i]. ‚Sleeping With The Lights On‘ gibt es in einer etwas ruhigeren Version zu hören, die neue Single ‚Louis, Louis‘, eine Hommage an Herrn Armstrong, begeistert genauso wie die ehemalige Auskopplung ‚Josephine‘. Kurz vor der Zugabe besucht GLEN PHILLIPS nochmal die Bühne, um einerseits mit TEITUR ein wenig Spaß zu machen und andererseits ‚Boy She Can Sing!‘ im Duett zu singen. Nach massig Applaus gibt auch TEITUR noch eine Zugabe, in der zum Abschied noch instrumantal dem Rock ’n‘ Roll gehuldigt wird.
Nach dem Konzert kann man sich von TEITUR auch noch Autogramme – mit immer neuer Widmung – auf alles mögliche geben lassen.
Ein gemütlicher und überaus schöner Abend.
www.teitur.com
www.glenphillips.com
www.trinityconcerts.de
Autor: [EMAIL=alexander.eckstein@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL]