TĒTĒMA – Geocidal

Tetema Geocidal 750
Kollaborieren Mastermind MIKE PATTON und Komponist ANTHONY PATERAS, entsteht am Ende ein avantgardistischer Kosmos aus ausgeforschtem Wahnsinn.

TĒTĒMA zu beschreiben ist keine einfache Aufgabe. Am leichtesten scheint es, auf vergleichbare Werke aus Mike Pattons unendlich-erscheinender Diskographie zu verweisen. Seien es beispielsweise die Alben von FANTÔMAS, Pattons Kollaborations-EP mit THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder seine Arbeiten mit JOHN ZORN, man würde dennoch vorbeischießen. TĒTĒMAs Geocidal ist ein Universum für sich. Ein avantgardistischer Kosmos, so abwechslungsreich und vielschichtig , dass ihn keine Rezension ganz fassen könnte.

Auf drei Kontinenten aufgenommen und entstanden als Kollaborationsalbum zwischen PATTON und dem australischen Komponisten ANTHONY PATERAS, thematisiert Geocidal Konzepte wie den „Tod“ der Lokalität, die Konstrukthaftigkeit von nationalstaatlichen Grenzen und eine voranschreitende globale Digitalisierung und die damit vermeintlich einhergehende Homogenisierung der Gesellschaft. Das ist sicher kein leichtes Unterfangen. Doch Patton und Pateras gelingt es durch die Komplexität ihrer Musik hier souverän, Position zu beziehen. Aufbrechen von Lokalität und Regionalität: ja; Homogenisierung: nein. Geocidal ist ein avantgardistischer Hybrid, in dem sich gefühlt jeder Musikstil und jede Musikrichtung, unabhängig ethnischer Herkunft, in irgendeiner Form ausmachen lässt.

Auf klassische Songstrukturen baucht man auf Geocidal nicht zu hoffen. Stattdessen nehmen TĒTĒMAs verflochtene Arrangements eine Wendung nach der anderen. In „Invocation of the Swarm“, der Opener des Albums, werden jazzige, fast a-rhythmische Drums mit Pattons mantrisch klingendem Gesang gekoppelt, um diese sich unwillkürlich in eine beängstigende und diabolisch anmutende Klangwelt zu steigern, nur um am Ende des Songs wegzubrechen und Platz für ein Field Recording von Fliegensummen zu machen.

Weiter geht es mit „Pure War“, einem Industrial Feuerwerk mit Pattons nach Kanonenfeuer klingenden präverbalen Vocals im Mittelpunkt. Der Name des Songs ist hier Programm. In dieser verstörenden Soundwelt gibt es nur selten ein paar Ruhepausen, die jedoch nach wenigen Sekunden wieder dem Gewitter weichen müssen. „Pure War“ ist ein Song, der unter die Haut fährt. Ein Song, der einen zugleich beängstigt und erfreut.

„Irundi“, der dritte Song des Albums, beginnt mit karibischen Klängen, unterlegt von einem kaum zu definierenden metallischen Klang. Wieder mit präverbalen Vocals bestückt, wechseln sich diese mit einem Gesang ab, der an manchen Stellen sogar an Pattons Pop Projekt PEEPING TOM erinnern lässt. „Irundi“ endet in unbestimmten fragmentiertem Frauengesang und leitet in „The Hell of Now“ über, einem atmosphärisch-dröhnenden progressiven Brocken von einem Song, der Raum für reduzierten und butterweichen Stoßgesang zulässt, nur um diesen darauf aus dem Weg zu schreien.

Vielschichtig und abwechslungsreich bleibt es auch in den restlichen der insgesamt 11 Stücke. In einem Song von TĒTĒMA passiert mehr, als auf einem ganzen Album manch anderer Künstler. Für konventionelle Hörgewohnheiten ist Geocidal sicher eine kleine Herausforderung. Hat man sich dieser allerding erst einmal gestellt, wird man mit einem unvergleichbaren und erfrischenden Meisterwerk der zeitgenössischen Musik-Avantgarde belohnt.

 

 

TĒTĒMA
Geocidal
(Ipecac Recordings)
VÖ: 08.12.2014

 

http://ipecac.com/artists/tetema
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