Ihren Sound hatten THE FEELING verloren. Zwei Jahre nach Loss. Hope. Love hat diese Suche ein Ende. Sänger DAN GILLESPIE SELLS zog aus der langjährigen Bandbasis aus und spielte mit seinen Kollegen das neue Album in der süditalienischen Region Puglia selbst ein, so wie einst ihren Erstling Twelve Stops And Home (2006). Dort, wo Bassist RICHARD JONES mit SOPHIE ELLIS-BEXTOR zusammenwohnt, die ja auch am Vorgänger beteiligt war, luden sie Bläser, Streicher und Pizzica/Tarantella-Schlagzeuger der Umgebung ein, um sich neu zu erfinden.
Schon „War’s Not Won“ funktioniert mit funkelndem Piano und queerpolitischem Anspruch. Sells macht seinem Umfeld klar, dass eroberte bürgerliche Rechte noch keine Garantie bedeuten, bis nicht wirklich Gleichheit herrscht. Weder die alte Homophobie noch die postmoderne Homo-Bevorzugung ist für ihn erledigt: „It ain’t just Russia, it’s Hollywood.“ Selbstsicher klingt er hier, wenn er in „The Right Wrong“ fragt: „Do you know what it is to be fearless, free as air?“ Man könnte auch sagen, dass der The Feeling-Pop noch nie so gay klang.
„My Way Up“ und „Call It Home“ sind klassische The Feeling-Tracks, doch endlich von der Schwere der Vorgänger befreit. Klavier und lockere E-Gitarren umrahmen einen gut aufgelegten Sells, der in „Join In The Noise“ wie ESKOBAR jubiliert. Noch eingängiger und musical-artiger ist dann „Sun Won’t Shine“. Der Countrypop „I Won’t Sleep Tonight“ mit Singer/Songwriterin LUCIE SILVAS wirkt dagegen nicht authentisch.
Die Band hat spürbar wieder Spass und Kraft an den Instrumenten. Da ist wieder Rock („Eyes Open“) und sogar Funk („Everyday and All of the Night“). Hiermit bereiten die Briten tatsächlich den italienischen Sommer vor.
THE FEELING
San Vito
(Little World)
VÖ: 12.04.2024