Von Hexenbrettern, Wahrsagern und Metaphysik.
Die Promoinfo zum neuen Album von THE MARS VOLTA ist knapp sechs Seiten lang und erzählt (unter anderem) eine Geschichte, die mehr wie ein Märchen anmutet. Es ist schon fast unheimlich, was im Vorfeld der Aufnahmen zu The Bedlam In Goliath passiert sein soll. OMAR RODRIGUEZ-LOPEZ (guit, Produzent) machte CEDRIC BIXLER-ZAVALA (voc, lyrics) ein Geschenk mit ungeheuerlichen Folgen. Es handelte sich dabei um ein sogenanntes Ouija, ein Hexenbrett, welches von den Anhängern des Spiritismus als ein Hilfsmittel benutzt wird, um mit Geistwesen in Kontakt zu treten. Auf ihrer letzten großen gemeinsamen Tour hockten dann die Jungs von THE MARS VOLTA und The Red Hot Chili Peppers fieberhaft über dem Brett, das sie den „Soothsayer“ tauften“ und diesem mehr und mehr verfielen. Das Ouija nannte ihnen Namen aus dem Jenseits, offenbarte eine Geschichte, stellte Fragen, erwartete Gegenleistungen. Gleichzeitig überschatteten unerklärliche, technische Probleme die Tour. Konflikte mit dem Drummer eskalierten und führten zu einem Personalwechsel. CEDRIC BIXLER-ZAVALA verletzte sich schwer am Fuß, OMAR RODRIGUEZ-LOPEZ‘ Studio stand unter Wasser, ein Techniker erleidet einen Nervenzusammenbruch und verlässt das Projekt. Doch das war noch nicht alles: Das Brett fing an zu drohen! OMAR RODRIGUEZ-LOPEZ traf die Entscheidung, das Ding vergraben zu müssen. Und das neue Album, schon fast zur Totgeburt erklärt, fand schlussendlich eine neue Bestimmung.
Nun mag man sich spirituell aufgeheizt und leicht nervös fragen: Was macht dann The Bedlam In Goliath mit dem Hörer, wenn schon die Musik scheinbar zur Verdammnis verurteilt ist? Hat Goliath seine Finger im Spiel? Und wie erklärt sich das Wort „Bedlam“ – Verwirrung, Irrsinn, Tumult – im Titel? Man darf von dieser Geschichte natürlich halten, was man mag. Fest steht jedoch, dass THE MARS VOLTA auf The Bedlam In Goliath dieses Thema mit aller Konsequenz und Besessenheit verfolgen und – ungeachtet dieser metaphysischen Ebene – in musikalischer Hinscht ein weiteres Meisterwerk in seiner ganzen lärmenden und zwingenden Größe vor uns entblättern.
Vom Opener ‚Aberinkula‘ mit seiner anfänglichen Eruption und doch so griffigen Songstruktur über das wahrliche Groovemonster ‚Ilyeana‘ oder die aktuelle Single ‚Wax Simularca‘, einer knackigen Progrock-Nummer, bis hin zum knapp siebenminütigen Psychedelic-Hammer ‚Goliath‘, vom mit ekstatischem Finale schließenden ‚Agadez‘ über das wahnsinnige ‚Ourborous‘ mündet The Bedlam In Goliath schließlich in ‚Soothsayer‘, den thematisch zentralen Track der Platte. ‚Conjugal Burns‘ beendet den Husarenritt durch sämtliche Spielarten des Progressive/Psychedlic Rock, Post-Hardcore, Punk, Metal, Jazz, Krautrock, … (to name only a few) und fährt den kompletten Wahnsinn und die gesamte Bandbreite während seiner neun Minuten Spielzeit erneut meisterhaft auf.
Mit „Goliath The Soothsayer“ kann man übrigens exklusiv bei Amazon (www.themarsvolta.com
www.myspace.com/themarsvolta
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]