Nach Heroes (2022) und dem ersten Live-Album Red, White and Bruised (2023) melden sich THE MIDNIGHT schon wieder mit der sechsten LP, bestehend aus 17 Tracks, zurück. Syndicate soll ihren Status als Synthiewave-Stars erhalten. Es wurde erneut von Drummer TIM MCEWAN produziert, diesmal hauptsächlich zusammen mit Producer NEST Acoustics. Die einzige Ausnahme ist das gelungene Elektroexperiment „First Night In Paris“ mit Carpenter Brut.
Los geht’s mal wieder überkandidelt. Das Album-Intro ist ein Synthie-Overload wie für eine 80er-Fernseh-Serie. „Shadowverse“ beginnt dann viel versprechend mit düsteren Beats, die sich dann aber wieder verflüchtigen für die MIDNIGHT-Formel: freundliche Synthies, die Sänger TYLER LYLE umtanzen. Er beschreibt die Gamer-Identität: im Spiel ein Krieger wie Achilles sein und kein unbedeutender Schuljunge. Ist das Eskapismus oder postmoderne Mannwerdung?
„Runaways“ ist ein 08/15-Elektropopsong mit BONNIE MCKEE als Sängerin, der nur durch die Saxophone von THOMAS EDINGER und JUSTIN KLUNK aufgelockert wird. Interessanter ist das Duett „Friction“ mit dem Duo JUPITER WINTER. Hier wird ebenfalls das angebliche Teenieleben heroisch beschrieben. Ihnen will Lyle in „The Right Way“ Mut machen, echte Liebeserfahrungen zu sammeln: „So hurry up, fuck it up, make all your mistakes. So you’ll be brokenhearted in the right way. Pouring rain in the convertible – final kisses at the terminal. Is every golden boy and silver girl fading to make room.“
Wie er sich selbst fühlt, soll wohl „Afterglow Part 1“ klären: In langweiliger Lounge-Atmosphäre allein durch den Privatpool schwimmen und an die Ex denken. Versucht er es wieder mit ihr in einer Beziehung, läuft er lieber erneut weg („Part 2“). Die Rolle der Ex übernimmt LELIA BROUSSART von Jupiter Winter in „Fatal Obsession“. Hier ist übrigens das Saxophon-Spiel von Klunk anspruchsvoller.
The Midnight sind abwechslungsreich geworden: In einem TripHop-Sound kann man sich nach getaner Arbeit wie ein müder Roboter zum Träumen niederlegen („Digital Dreams“). „Sentinels“ ist ein Trap-Versuch der Band und „Chariot“ ein cooler Synthietrack für das neue F1-Game. Popsongs wie „Long Island“ oder „Love Is An Ocean“ werden sie für die Masse relevant halten. Dieser Spagat klappt gut.
The Midnight
Syndicate
(Ultra Records/LLC)
VÖ: 03.10.2025